"Aufstand" oder Schlachtung? Beim nächsten Abtauchen des Silbers nach dem "Buy Silver Day" günstig nachkaufen!

Avicenna, Samstag, 29.03.2025, 14:36 (vor 3 Tagen) @ nereus1803 Views

Hi @nereus,

Du fragst unter Bezugnahme auf diese Propaganda eines "Buy Silver Day" (https://www.wallstreet-online.de/nachricht/19164298):

Dürfen die Kleinanleger nicht auch einen Krieg eröffnen, den die andere Seite des Großkapitals längst gegen sie führt?

Natürlich dürfen sie das. Das Schlachthaus ist immer geöffnet. Die Geschichte der Bauernaufstände zeigt die Erfolgswahrscheinlichkeit und die Risiken.

Kann man mit einer solchen Aktion die Großbanken in die Knie zwingen?
Ich glaube es nicht, denn das Volumen der Käufer dürfte zu gering sein, um hier z.B. eine JP-Morgan ins Wanken zu bringen.

Ein gewichtiger Gedanke. Du denkst kritisch und logisch selber!

Ich bemühe mich.

Das ehrt Dich. Du bevorzugst statt der Wunschvorstellungen die erkennbaren Fakten: J.P. Morgan Chase gilt als einer der größten Akteure im Silbermarkt, insbesondere durch seine Rolle als Depotbank an der COMEX (Commodity Exchange). Bekanntlich hält J.P. Morgan erhebliche Mengen an physischem Silber. Schätzungen variieren, aber Analysten wie Ted Butler haben in der Vergangenheit behauptet, dass die Bank bis zu 500 Millionen Unzen Silber angehäuft haben könnte – eine Zahl, die allerdings nicht offiziell bestätigt ist. Aktuellere Berichte, etwa von Goldreporter (Stand 2023), nennen konkretere Zahlen: Ende 2022 meldete J.P. Morgan Silberbestände von etwa 148 Millionen Unzen an der COMEX, was rund 51 % des dort registrierten Inventars entspricht. Diese Menge allein übersteigt die von Jesse Colombo im Artikel genannten 223 Millionen Unzen, die den Short-Positionen der Banken zugeschrieben werden.

Ein "Silver Squeeze" setzt voraus, dass die physische Nachfrage die verfügbaren Bestände übersteigt und Leerverkäufer (Short-Seller) gezwungen werden, ihre Positionen durch Rückkäufe zu schließen, was den Preis in die Höhe treibt. Wenn J.P. Morgan jedoch über so riesige physische Bestände verfügt, könnte die Bank diese nutzen, um ihre Short-Positionen abzusichern oder sogar physisches Silber in den Markt zu bringen, sollte der Preis durch die #SilverSqueeze-Bewegung steigen. Das würde die Wirkung eines Squeezes erheblich abschwächen. Historisch gesehen hat J.P. Morgan bereits gezeigt, dass sie in der Lage ist, Marktbewegungen auszumanövrieren – etwa durch die Übernahme von Bear Stearns 2008, die damals ebenfalls massive Short-Positionen im Silbermarkt hielt.
Ein Silver Squeeze ist zwar theoretisch möglich, aber die (aktuell noch unüberwindbaren) enormen physischen Bestände von J.P. Morgan stellen ein ernsthaftes Hindernis dar. Die Bank könnte ihre Vorräte nutzen, um einen Preisanstieg zu dämpfen, was die Erfolgsaussichten einer solchen Aktion für Kleinanleger einschränkt.

Wenn sich dort ein Kartell den kleinen Revoluzzern anschließt, könnte es tatsächlich eng werden.

Wenn der Mond auf die Erde fällt, könnte es tatsächlich auch eng werden. Wie wahrscheinlich ist es, dass das "Wenn" eintritt? Wie wahrscheinlich ist es, dass "ein Kartell den kleinen Revoluzzern" folgt?

Ist das nicht eher eine Falle für Kleinanleger?

Die Dynamik eines "Buy Silver Day" wie dem für den am 31. März 2025 propagierten birgt tatsächlich Risiken, die an klassische "Pump-and-Dump"-Szenarien erinnern. Die Idee, dass Kleinanleger durch koordinierten physischen Kauf den Preis nach oben treiben, klingt verlockend, ignoriert aber die Machtverhältnisse im Markt. Großbanken wie J.P. Morgan verfügen nicht nur über physisches Silber, sondern auch über ausgefeilte Handelsstrategien und Zugang zu Derivatemärkten (Futures, Optionen), mit denen sie Preisschwankungen steuern können. Wenn der Silberpreis durch die Aktion kurzfristig steigt, könnten diese Akteure ihre Short-Positionen geschickt abwickeln oder sogar selbst physisches Silber verkaufen, um den Preisanstieg zu kappen. Das könnte zu einem anschließenden Preisrückgang führen – eine Falle für Kleinanleger, die in Erwartung eines schnellen Preisanstieges beim Silber kaufen, um dann beim folgenden (vorübergehenden) Preisrückgang erschreckt zu verkaufen.

Kleinanleger, die sich durch die Propaganda, dass der "gemeine Edelmetall-Investor zum Sturm" übergehe, in Hybris versetzen lassen und in Erwartung eines schnellen Gewinns kaufen, könnten dann in Panik wieder verkaufen, sobald der Preis fällt, und sie Verluste realisieren. Ein Blick auf den "Silver Squeeze" von 2021 zeigt ein ähnliches Muster: Nach einem Anstieg auf rund 30 US-Dollar pro Unze Anfang Februar 2021, getrieben durch Reddit-Aufrufe, fiel der Preis schnell wieder zurück, da institutionelle Akteure den Markt stabilisierten. Die in dem von Dir genannten Artikel erwähnte Bewegung über 35 US-Dollar könnte ebenfalls nur eine temporäre Spitze sein, die nicht nachhaltig ist, wenn Großbanken gegensteuern.

Es besteht die Gefahr, dass dies für Kleinanleger eine Falle wird. Ohne nachhaltigen Druck auf die physischen Bestände und ohne die Möglichkeit, die Handlungsfähigkeit der Banken zu überwinden, könnten viele bei einem Rückgang des Preises Verluste erleiden.

Die "Silber-Technologie der ‘grünen’ Industrie", die Du als Preisbildungsfaktor erwähnst, dürfte im Krisenfall hingegen im Vergleich zum viel stärken Anstieg der Silbernachfrage als Vermögensanlage vernachlässigbar sein.

Der bessere Weg zum Erfolg war schon immer, die Strategie des "Grosskapitals" zu erkennen und für sich nutzbar zu machen. Ein kleiner Fisch kann seine kognitiven Möglichkeiten nutzen, um durch seine Erkenntnis von Strategie bzw. Ziel des Wals schneller als dieser zu sein und den Wal zu überholen, aber er wird von ihm verschluckt, wenn er sich zur Hybris verführen lässt und gegen den Wal einen "Krieg eröffnen" will.

Zum 31. März 2025 könnte der kleine Fisch sich darauf freuen, beim nächsten Abtauchen des Silbers nach dem "Buy Silver Day" nochmals günstig nachzukaufen – bevor die Welle des späteren explosiven Silberanstieges ihn ganz nach oben zur Erkenntnis trägt, den silbernen Erfolg für die Entwicklung seines spirituellen Selbst nutzbar zu machen.

Silberne Vorfreude und heitere Grüsse

Avicenna

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"Niemand ist mehr Sklave als der, der sich für frei hält, ohne es zu sein" (Johann Wolfgang von Goethe, 1809)


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