Warum die Ölfelder? Warum nicht die Atomanlagen?
Ja, warum eigentlich nicht?
Oder man schickt atomar bestückte Raketen nach Teheran – es ginge eine ganze Menge.
Doch abseits aller beklemmenden Rhetorik finden sich immer wieder spannende Details in den öffentlichen Verlautbarungen der Politiker.
Der israelische Oppositionsführer Yair Lapid hat gerade ein interessantes Interview gegeben.
Ich bringe Auszüge aus einem Artikel von Ynetnews, dem Online-Portal einer sehr bekannten israelischen Zeitung (Jedi’ot Acharonot).
Fast eine Woche nach dem Raketenangriff Teherans sagte Lapid, Israel müsse die iranischen Ölfelder ins Visier nehmen.
„Das ist die Achillesferse des Irans. Es gibt eine komplexe Diskussion mit den Amerikanern darüber, und ich verstehe, warum sie keinen Anstieg der Ölpreise kurz vor den US-Wahlen wollen. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass Israel seine eigenen Interessen und Perspektiven hat“, sagte er.
Quelle: https://www.ynetnews.com/article/sy6i74b1ye#autoplay
Hier haben wir es schwarz auf weiß – die US-Interessen, dem Hauptsponsor, spielen kaum eine Rolle.
Aber warum die Ölfelder? Warum nicht die Atomanlagen?
„Ich glaube, wir müssen eine breitere Koalition bilden, um die iranischen Atomanlagen anzugreifen. Dies sollte in Abstimmung mit den Amerikanern geschehen.
Doch im Moment muss Israel auf zwei Angriffe reagieren, nicht nur auf einen.
Wir haben auf den ersten Angriff nicht stark genug reagiert.
Die Achillesferse des Iran ist seine Wirtschaft. Es ist ein Land am Rande des wirtschaftlichen Zusammenbruchs, und man schlägt immer dort zu, wo der Feind am schwächsten ist.“
Also, die Atomanlagen kommen später, jetzt sind erst einmal die Öl-Förderanlagen an der Reihe.
Wenn das realisiert werden sollte, dürften Öl- und Goldpreis nach oben jagen.
Doch nun zu dem eingangs erwähnten spannenden Detail.
Etwa zwei Wochen vor dem Überraschungsangriff der Hamas am 7. Oktober letzten Jahres hielt Lapid eine so genannte „Warnrede“, in der er die Israelis vor einem „gewalttätigen Mehrfrontenkonflikt“ warnte.
Heute erklärte er, dass seine Botschaft auf Geheimdienstinformationen beruhte und dass Premierminister Benjamin Netanjahu derjenige war, der darauf drängte, dass die Warnung an die Öffentlichkeit weitergegeben wurde.
„Ich habe an einer Sicherheitsbesprechung der Opposition mit dem Premierminister teilgenommen, und die Informationen, die ich hörte, waren erschreckend. Wenn man die Art von Informationen hat, die ein Premierminister sieht, weiß man, wo man suchen muss.
Ich bin dann drei- oder viermal in den Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten und Verteidigung gegangen, um das Informationsmaterial zu prüfen.
Alles war da - alle Warnungen.“
Obwohl die Geheimdienstinformationen auch Netanjahu zur Verfügung standen, sagte Lapid, „schien er davon überhaupt nicht beunruhigt zu sein. Das System war selbstgefällig.
Sie haben die Warnungen gehört und sich entschieden, sie zu ignorieren.
Das ganze System war so gefangen in der Vorstellung, dass von Gaza nichts kommen würde und dass die Hamas gestärkt werden sollte.“
Lapid argumentierte, dass der Überraschungsangriff der Hamas erfolgte, weil die Terrorgruppe eine Gelegenheit sah. „Die Regierung war auf andere Dinge konzentriert.
Die Versäumnisse der Geheimdienste und des Militärs sind unfassbar, und alle Beteiligten sollten zurücktreten. Vor allem aber hatte die Hamas das Gefühl, dass es niemals eine schwächere Regierung geben würde, die sich so wenig um die Sicherheit kümmert“, sagte er.
Entweder ist Lapid ziemlich naiv, was ich nicht glaube, oder er sagt nicht die ganze Wahrheit.
Die Nachrichtendienste sind Auge und Ohr der Macht.
Sie liefern die Informationen, die in wichtige Entscheidungen einfließen.
Gerade in einem Staat wie Israel, der seit seiner Gründung von außen bedroht wird, sind diese Nachrichten noch viel bedeutungsvoller.
Und jetzt will man uns erzählen, das Netanjahu die Warnungen in den Wind schlug, weil er selbstgefällig war?
Nein, man war im Bilde und zwar umfassend.
Man wußte, was kommt und ließ es geschehen.
Ich unterstelle sogar, daß Israel an diesen Plänen mitgearbeitet hat.
Das ist schon deshalb plausibel, weil
- Erstens, die Hamas von Israel mitgegründet wurde, um gegen die PLO vorzugehen
- zweitens, die Hamas finanziell von Israel über viele Jahre unterstützt wurde
- drittens, nicht einmal eine Taube zuvor unbeobachtet die Grenzsicherung überfliegen konnte und sogar
militärisches Personal abgezogen wurde – trotz aller Warnungen!
- viertens, die Liquidierung der Hisbollah-Führung mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auf aktive
Maulwürfe zurück zu führen ist, weil es anders kaum gegangen wäre
Und wenn schon die Hisbollah massiv unterwandert ist, dann gilt das zu 100 % auch für die Hamas, siehe Begründungen 1 und 2.
SO VIEL kann überhaupt nicht schief gehen, außer man will das es schief geht!
Etwas unklar sind die Vorwürfe an den Geheimdienst.
Zuerst wird berichtet, daß die Dienste ausführlich gewarnt haben und dann haben sie wiederum ziemlich viel versäumt.
Wird hier von verschiedenen Diensten gesprochen oder wurde „Schläfrigkeit“ von oben befohlen?
Da wir inzwischen wissen, daß die meisten zivilen Opfer von den Israelis selbst erschossen wurden, entweder wegen chaotischer Befehlslage oder aus purer Absicht, um die Opferzahlen hoch zu treiben, darf man nochmals die GANZE Geschichte von damals bis heute Revue passieren lassen.
Meine Schlußfolgerung behalte ich besser für mich und gedenke aller sinnlosen Opfer von damals bis heute, egal wo sie gelebt, geliebt und gearbeitet haben.
mfG
nereus