INFLATIO ANTE PORTAS

Hannes, Donnerstag, 27.04.2023, 01:00 (vor 698 Tagen) @ Naclador1677 Views
bearbeitet von Hannes, Donnerstag, 27.04.2023, 01:54

Guten Abend @Naclador,

ich sehe das genau so, wie Du das beschreibst.

Inflation bedeutet, dass die Geldmenge erhöht wird und das Geld durch diese Umstand an Wert verliert, also durch ein Überangebot an Geld und nicht durch ein Unterangebot an Waren und Dienstleistungen.

Ja. Aber mit Einschränkung: "Dass das Geld an Wert verliert" ist nicht immer "durch den Umstand" bedingt, das die "Geldmenge erhöht wird", dazu weiter unten.

Teuerung bedeutet, dass die Preise steigen, unabhängig von der Ursache, ist also der allgemeinere Begriff. So würde ich das sehen.

Eine "Teuerung" entsteht hier aus Gründen, die ich ja bereits in meinem Eröffnungsbeitrag nannte: Teuerung durch u. a. "... das Sinken der Realproduktion hier, durch Energiekostensteigerung, weil auch sie erhöhte Lohnkosten und erhöhte Produktionskosten erzeugt haben (Technik-Verunglimpfung, Fachkräftemangel u. v. a. m. bei Bildung / Vorbilder heute!), ganz zu schweigen von der planvoll erzwungenen Erhöhung der Material- und Rohstoffkosten.

Das alles bedeutet volkswirtschaftlich: Teuerung! "

Gruß,
Naclador

Dass die "Teuerung" entsteht, hat m. E. mit der reinen Geldpolitik (z. B. EZB) wenig zu tun, erst mal, sekundär vielleicht.

Diese Geldpolitik bewirkt ggf. das Entstehen von Inflation, auch "versehentlich" (mein hier genanntes Ketchup-Flaschen-Gleichnis), "versehentlich" - so will ich das mal nennen (ja, hinterher sind immer alle schlauer).

Du titelst: "Gefällt mir nicht." - Mir auch nicht, denn: INFLATIO ANTE PORTAS, das gefällt mir nicht, denn so schrieb ich bereits: "Das würde meine Ersparnisse entwerten („Inflation“). Eine Teuerung jedoch gäbe mir ja wenigstens noch die Chance, bestimmte Güter zu erwerben (in Notwehr), die werthaltig sind und billiger werden, in der Teuerung (beispielsweise Immobilien durch Notverkäufe wegen allgemeiner Teuerung)?"

Ich schrieb, dass Inflation erst auftritt, wenn, wie es jetzt passiert: „VERDI z. B. wird im Nachgang m. E. nun für Inflation sorgen, weil die Gehälter und dann auch die Renten … Bürgergeld dem Anstieg der Teuerung nacheilen werden?“, also wie Du richtig schreibst: „durch ein Überangebot an Geld“ - Nichts anderes schrieb ich ja auch.

Hier eine Grafik von mir schnell mal eben zur Veranschaulichung meiner Aussage im Stile der Mengenlehre. Die zwei beispielhaften Teuerungsmodelle (blaue und grüne Umringungen) sind nur Teilmenge einer Inflation (roter Kreis), die immer auch zumindest einen Teil der Arbeitseinkommen (Löhne und Gehälter) enthalten muss (sonst wäre es ja nur eine Teuerung!):

[image]

Man sollte aus dem Schema erkennen, dass ich nicht DIE-EINE-TEUERUNG sehe, vielmehr sehe ich Varianten von Teuerungen in der Praxis, Eigenzitat: „Gurken und Tomaten in den Warenkorb" zur Ermittlung der Teuerungsrate #2. Es gibt unendlich viele Variationen von "Teuerungen". Je nach Warenkorb, Berechnungsmodell, Teuerungsratenberechnungsvorschrift zwecks Erzielung dieses oder jenes gewünschen Ergebnisses ....
[[ironie]]

Was man im Schema sehen sollte, ist, dass es m. E: keinesfalls immer so ist, dass: „die Geldmenge erhöht wird und das Geld durch diese Umstand an Wert verliert“. Vielmehr kann schon eine Teuerung der Lebensmittelpreise und Immobilienpreise bewirken, dass „das Geld durch diese Umstand an Wert verliert“, wie Du schreibst. Auch schon Teuerung, ohne Inflation, verarmt die Leute!
Und: Es gibt keine Inflation ohne Lohnkosteninflation! Zumindest teilweise müssen die Löhne hoch. Anderenfalls nenne ich das dann Teuerung. Und das würde ich dann auch als "Deflation" (unter Umständen) benennen, was aber schon wieder eine völlig andere Geschichte ist, und führte mir hier auch zu weit.

Für mich war diese Unterscheidung Teuerung/Inflation wichtig, es gibt für mich partielle Teuerungen und allumfassende (Hyper-)Inflation.

Für mich ist das so wichtig, weil ich auf zwei zeitlich nacheinander ablaufende Phasen hoffe, noch mal, vereinfacht gesagt: Zuerst steigen die Gurkenpreise („Teuerung#2“), durchaus bei fallenden Immobilienpreisen („Teuerung#1“ negativ), dann erst kommt die Inflation in Gang: Eigenzitat “ ... führt erst zur Inflation, wenn die (Schlagwort:) "Lohn-Preis-Spirale-In-Gang-Kommt", die Gewerkschaften ("VERDI") höhere Löhne durchsetzen. Und sie wird in Gang kommen, die Spirale (Inflation) ..."

Aber @Rybezahl schrieb: "Dass die Menschen im öffentlichen Dienst eine Lohnerhöhung bekommen, heißt nichts anderes, als dass alle anderen Menschen (die in der freien Wirtschaft) weniger vom Kuchen abbekommen." Da hat er Recht, finde ich.

Aber wurde das für die Inflation erforderliche viele (Luft-)Geld nicht schon in den letzten Jahrzehnten in Umlauf gebracht und wird massenhaft gehortet? Die Menge dürfte doch schon für eine stattliche Inflation ausreichen, wenn plötzlich diese Geldflut auf dem Markt hereinbricht, in einer nächsten "Finanzkrise" z. B.? Oder irre ich mich? Müssen die wirklich noch Geld herausgeben? Ich erinnere an die doch erfolgte Vorbereitung der Zentralbanken in diesem Sinne, Schlagwort „Finanzkrise“, "Bankenrettung", "Eurorettung".

Sie haben die Inflation nicht erwartet, wahrscheinlich glauben sie selbst daran, dass sie wieder vergeht, aber das ist völlig irrelevant! Siehe Ketchup-Gleichnis.

Gute Nacht

H.

PS: ""Das ist die größte Tarifsteigerung in der Nachkriegsgeschichte im öffentlichen Dienst", sagte Verdi-Chef Frank Werneke" QUelle: https://www.manager-magazin.de/politik/deutschland/oeffentlicher-dienst-groesste-tarife...

Und außerdem, m. E. falsch, in dem Artikel dies: "Zunächst sollen steuer- und abgabenfreie Einmalzahlungen in Höhe von insgesamt 3000 Euro die Auswirkungen der Inflation für die Beschäftigten von Bund und Kommunen dämpfen." Ist es nicht (bis jetzt noch) im Wesentlichen eine Teuerung, die kompensiert werden soll?


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