Das war gut gesagt!
Der wirkliche, uneingestandene Grund, war, dass Galileo die direkte verstandesmäßige Erkenntnis höher stellte als das Buchwissen, also die Ideologie. Wir sind aber gerade (als Gesellschaft) dabei, dieses galileische Prinzip zu überwinden.
Ja, genau so ist es! Worum 20 Generationen seit dem Mittelalter gekämpft und wofür sie sich geopfert haben - auf Scheiterhaufen, auf Schlachtfeldern, in den Kerkern, in verzweifelten Nächten -, das wirft eine einzige Generation wieder zum Fenster hinaus.
Gruß Mephistopheles
Gruß Weiner
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Bei Galilei ging es im Hintergrund um die Frage der Transsubstantiation, also der Verwandlung von Brot und Wein in den 'Leib Christi'. Er hatte dazu eine andere Auffassung als die kirchlichen Autoritäten seiner Zeit. Die Erde-um-die-Sonne-Sache war nur ein Vorwand, um ihn aus dem Verkehr zu ziehen. Denn keinesfalls wollte man damals eine öffentliche Diskussion über das Abendmahl-Problem. In dem neueren Buch von Hehl ist diese Sache nur kurz angesprochen, denn sie ist heute nicht mehr von Bedeutung.
Walter Hehl: Galileo Galilei kontrovers
https://link.springer.com/book/10.1007%2F978-3-658-19295-2
(auch in der Google-Buchvorschau)
Warum Jesus nach Jerusalem ging (obwohl er wußte, dass der dort in Lebensgefahr geraten würde), weiß kein Mensch. Wie er selbst seinen bevorstehenden Tod interpretiert hat, weiß auch niemand. Relativ klar ist aber, dass er seine Jünger unausgesprochen gebeten hat, das gemeinsame Abschiedsmahl (am Abend vor der Hinrichtung) nach seinem Tod gelegentlich zu wiederholen - als eine Handlung der Erinnerung und Vergegenwärtigung. Insofern war es die Stiftung eines (Gedächtnis-) Rituals. Meine Auffassung ist, dass das Abendmahl nicht zentral ist für das Christentum, wiewohl ich eingestehen muss, dass es hilfreich und gewichtig ist. Die Lehre von Leib und Blut Christi ist erst viel später hinzuerfunden worden, die ersten Jünger kannten nur den Ausdruck "für uns gestorben" - allerdings in engster Verbindung mit "für uns auferstanden". Und letzteres ist das Wesentliche am Christentum.