Hauptsache die Lebensbedingungen weiter verschlechtern

Manuel H., Montag, 28.06.2021, 09:34 (vor 1180 Tagen) @ Lenz-Hannover575 Views

es ist ein typisches Momentum in den Diskussionen: Wenn einer Gruppe die Lebensbedingungen erfolgreich verschlechtert wurde, dann wird sofort die Forderung laut, diese Verschlechterung der Gerechtigkeit wegen auch bei den noch nicht betroffenen Gruppen anzuwenden.

Rente auf das Niveau der Grundsicherung abgesenkt? Nun sollen auch die Beamten geringere Pensionen erhalten.
Arbeitslosenhilfe auf Hartz4 gesenkt? Nun soll der Mindestlohn und das allgemeine Lohnniveau runter.

Im übrigen, die Privilegien der Studenten gegenüber den Fach- und Hilfsarbeitern wurden über die Jahre kräftig gestutzt.
Studenten konnten sozialversicherungsfrei arbeiten gehen, ersatzlos abgeschafft,
die komplette Studienzeit wurde auf die Rente angerechnet als hätten sie einen Durchschnittsverdienst erhalten, dann auf die Regelstudienzeit gekürzt, dann mit einer nie kommunizierten fiktiven, aber unter Durchschnitt liegenden Einzahlung angerechnet, dann die Anrechnung komplett abgeschafft (natürlich rückwirkend).

Ich studierte Anfang der 80er Geschwätzwissenschaften. Warum? In diesen Fächern waren die hübschen Mädchen in kurzen Röcken in der Überzahl. Es war dem Prof trotz zahlreicher Proteste nicht beizubringen, statt über Heinrich von Kleist über so wichtiges zu "diskutieren" wie die "imperialistisch-kapitalistische" Aufrüstung mit Pershing Raketen (SS20 Raketen hingegen waren kein Thema)
Die Älteren mit abgeschlossenem Studium fuhren seinerzeit fast alle Taxi (erkennbar an den rororo und Suhrkamp Büchern mit Sartre und anderen Autoren). Insofern war uns Studenten klar, dass wir alle auf ewige Arbeitslosigkeit hin studierten. (Also einmal einen akademischen Job mit relativ hoher Bezahlung ergattern, 6 Monate durchhalten, dann hatte man Arbeitslosenhilfe bis zum 62. Lebensjahr und fuhr halt auch schwarz Taxe, damit das Geld reicht)
Die Älteren wurden dann aber alle doch in die wachsende staatliche Verwaltung aufgesogen und verbeamtet.

Die Kinder der Arbeiterklasse (die gab es damals noch) wurde seinerzeit noch nicht zum Studium hochgehievt, die gingen nach Hauptschule mit 16 in die Lehre, zahlten auf ihre 300 D-Mark Lehrlingsvergütung volle Sozialversicherung und arbeiteten ihre 44 Stunden zu Tariflöhnen. Als Stahlgießer war dann mit 55 Arbeitsunfähigkeit angesagt und letaler Abgang mit Rentenbeginn mit 63.

So bitter die Arbeitsbedingungen für die Arbeitenden eigentlich waren, sie konnten bis 1990 mit einer stetigen Verbesserung ihrer Lebensbedingungen rechnen, ein Alleinverdiener reichte, um eine drei- bis vierköpfige Familie zu ernähren, Mieten betrugen 20% vom netto, ein (zeitlich immer ausgedehnter) Jahresurlaub im eigenen PkW war üblich, gerne genossen in Ländern, die ihre Landeswährung gegenüber der D-Mark ständig abwerten mußten, um das deutsche gaga-Export-plus den Deutschen zu enteignen.

Ab 1990 ging es dann mit massiver Verschlechterung los, der kommunistische Ostblock fehlte ja.

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Deutschland das neue Troja?
http://www.trojaeinst.wordpress.com


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