die Frage ging nicht an mich, aber ich habe auch eine Antwort, ...

Weiner, Dienstag, 01.06.2021, 10:50 (vor 1031 Tagen) @ trosinette2088 Views

... eine von vielen denkbaren:

War die Welt zwischen Ablasshandel und Impfung in Deinen Augen eigentlich irgendwann mal in Ordnung?
War sie überhaut mal in Ordnung?


Nein, sie war nie in Ordnung und wird auch nie in Ordnung sein. Vermutlich ist es ganz und gar nicht das Bestreben 'der Welt', jemals in Ordnung zu kommen gemäß 'unseren' 'menschlichen' Begriffen von Ordnung. Real hat sie schon ihre Ordnung, ihre eigene Ordnung. Und die ist unglaublich großartig.

Dass Menschen immer wieder 'neue' Ordnungen anstreben und dabei andere Menschen dafür gewinnen wollen, ist ihr gutes Recht. Was dabei herauskommt, ist eine andere Frage. Im Nahen Osten gibt es bei Juden wie bei Moslems ein Sprichwort: Wenn Du Gott zum Lachen bringen willst, dann erzähle ihm von den Plänen der Menschen.

Ich musste mich die letzten Tage mit dem Schwäbischen Pietismus beschäftigen. Es ist nur wenigen Menschen bekannt, dass der Pfarrer Ötinger, hier predigend vor 250 Jahren, der Erste in der Neuzeit war, der die Idee hatte, dass die Juden wieder in ihr Land zurückkehren und einen 'neuen' Tempel dort bauen sollten (ist heute noch das Programm der amerikanischen Evengelikalen, siehe unten). Britische Politiker haben diese Thematik dann im frühen 19. Jahrhundert aufgegriffen - mit dem infamen Hintergedanken, dem sterbenden Osmanischen Reich dadurch einen Stachel einpflanzen zu können (wie das Opium in China). Theodor Herzl und seine zionistischen Konsorten waren die letzten in einer ganz langen Entwicklungsgeschichte, und was manche VTler heute als "Zionistische Weltherrschaft" sehen, hat also einen seiner Ursprünge hier in der Region. Es war die Idee von einer neuen Ordnung für die damalige christliche und jüdische Welt. Der Islam spiele damals keine Rolle.

Ein weiteres Beispiel aus der gleichen Mottenkiste: Friedrich Engels stammte aus einer extrem pietistischen Familie und hat täglich gebetet. Als er mit Marx am 'Kommunistischen Manifest' feilte, standen ihm die radikal pietistischen Dorfgemeinschaften in Amerika vor Augen, die wiederum von württembergischen Auswanderern dort gegründet worden waren - weil sie eine neue gesellschaftliche Ordnung anstrebten. In diesen Gemeinden gab es kein Privateigentum; die Dorfgemeinschaft haftete gesamtschuldnerisch für jedes Mitglied. So war übrigens auch die Gemeinde Korntal einst angelegt und hatte einige Jahrzehnte so auf funktioniert. Heute wird dort nebenan der Elektro-Porsche gebaut.

Gottes Wege sind krumm und seine Mühlen mahlen langsam - aber fein.

https://de.wikipedia.org/wiki/Radikaler_Pietismus

https://books.google.de/books?id=UZgvAQAAQBAJ&pg=PA33&lpg=PA33&dq=dorothee+...

(Dorothee Markert: Lebenslänglich besser -unser verdrängtes pietistisches Erbe)

Mit freundlichen Grüßen
Schneider

MfG, Weiner


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