Der Geist Ruebzagl stammt aus Tirol

Amos, Montag, 07.09.2020, 17:55 (vor 1319 Tagen) @ NST2045 Views
bearbeitet von Amos, Montag, 07.09.2020, 18:46

Das Buch Daemonologia Rubinzalii Silesii aus dem Jahr 1662 ist erstaunlich leicht zu lesen:

https://drive.google.com/file/d/1H_FbOtrJyNJLLi6QkOLip_5L2SVwf1Wu/view?usp=sharing


Ich kann nicht sagen, ob es stimmt, aber laut der
Tiroler Chronik aus 1619 von Matthias Burglechner haben die Silberbergleute aus Schwaz in Tirol den Rübzagl mit in das Erzgebirge gebracht.

Die Bergleute waren die Knechte, die für den Rübzagl das Silber aus dem Berg holen mussten.
Das Silber ging übrigens an die Fugger in Augsburg.

Keiner konnte besser selbsttragende Stollendecken bauen als die Tiroler, darum hat man sie im Erzgebirge gebraucht.

Je mehr Druck von oben auf den Bogensteinen lastet um so besser hält die Stollendecke, sobald die Schalung entfernt wird, verkeilen sich die Steine durch das Eigengewicht unlösbar.

Eine meisterhafte Technik, ganz ohne Maschinen.

Das vielfache Vorkommen von Namenzusammensetzungen mit dem Wort »Riebe« in den verschiedensten Gegenden deutschen Sprachgebietes weist darauf hin, daß das Wort kein Eigenname des schlesischen Gespenstes, sondern die allgemeine Bezeichnung irgendeiner Gottheit war. Erst in der Verbindung mit »Zagel« ist das Wort zum Eigennamen unseres Rübezahl geworden.

Nach dieser sprachlichen Deutung des Namens ist also Rübezahl deutscher, nicht slawischer Herkunft. Die Beziehungen, die er zu den Slawen hat, erklären sich zur Genüge aus den geschichtlichen und geographischen Verhältnissen. Vom sechsten bis zwölften Jahrhundert beherrschten die Slawen das Gebiet des Riesengebirges; die danach einwandernden Deutschen brachten den Glauben an Rübezahl wohl schon mit, übernahmen aber manche Züge und Geschichten von Gottheiten der slawischen Bevölkerung. Einen Beleg für diese Annahme der Verpflanzung des Rübezahl-Glaubens aus anderen deutschen Gegenden nach dem Riesengebirge bietet die von Zacher in seiner erwähnten Untersuchung angeführte Stelle aus der »Tiroler Chronik« des Matthias Burglechner vom Jahre 1619, wo gelegentlich der Erwähnung von unterirdischen Bergmännlein auch gedacht wird der »Histori von dem Geist Ruebzagl genannt, so sich vor Jahren bei dem Goßleberischen (Goßlarischen) Perckwerch und daselbst herumb am Harz, in dem Herzogtumb Praunschweig aufgehalten hat«; danach erst habe er sich »in die Schlesj begeben, auf ein ringhaltiges Kupfer Perckwerch, heißt das Riesengepürg«.

Erst im Lauf der Jahrhunderte hat die Rübezahl-Sage die Gestalt angenommen, die wir jetzt kennen. Die Gottheit sank in dem christlichen Zeitalter zur Koboldfigur herab, und der Name wurde in der Verbindung mit »zagel« zum Schimpfnamen. Alte mythologische Vorstellungen von anderen germanischen und auch slawischen Gottheiten wurden in das Bild verwoben, dann auch Züge vom Teufel und später Stücke von den Helden beliebter Volksbücher auf Rübezahl übertragen. So tritt er denn auch als Nachtjäger auf an Stelle des wilden Jägers Wotan, so übt er Zauberstücke wie Faust und der Rattenfänger von Hameln und ahmt dem Eulenspiegel seine derben Streiche nach; in den Abbildungen aber erscheint er stets mit dem Bocks- oder Pferdefuß, damit der Leser ja an seine teuflische Verwandtschaft erinnert wird.

Diese Bilder stammen übrigens nicht aus dem Prätorius, sondern aus dem etwas später erschienenen Buche »Bekannte und unbekannte Historien von dem abentheuerlichen, weltberufenen Rieben-Zahl, welche von Prätorio, Schwencken und anderen bewährten Skribenten mehr sind geschrieben worden«. Auch die im Prätorius nicht enthaltenen Geschichten Nr. 2, 22, 75, 77, 90, 107 sind daher entnommen. Im übrigen aber konnten für die Wiedergabe der Rübezahl-Sagen in ihrer ältesten Gestalt nur die betreffenden Bücher des Leipziger Magisters in Betracht kommen, nämlich die drei Teile der »Daemonologia Rubinzalii Silesii« (Leipzig 1662 ff.) und der »Satyrus Etymologicus« (1668).

Viele Grüße
amos


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