Zu meinem Hintergrund: Bin in der medizinischen Informatik tätig, und habe daher viel mit wissenschaftlichen Studien im Bereich Medizin, Medizintechnik und Biotechnologie, medizinischen Fallstudien sowie der ganzen Mathematik/Datenauswertung im Hintergrund davon zu tun.

1. Bitte vergiss die ganzen Newsticker auf Epoch Times, Welt.de etc., das ist meist reines 'Klickbaiting'
2. Primärdaten gibt es aktuell fast ausschließlich nur aus China und das alles meist nur in chinesischer Sprache
3. Der chinesische Staat hat volle Kontrolle über die Daten und das veröffentlichte Material, u.a. Fallzahlen, Mortalitätsrate etc.
4. Würde es sich um eine 'normale' Grippeepidemie handeln, so wären nicht millionengroße Metropolen unter Quarantäne gelegt worden und das Militär im Einsatz, hier ein aktuelles Beispiel aus der Pekinger Metro um 13:30 Uhr: https://twitter.com/kinkumpoop/status/1222029814640435201
5. Wie ernst/dramatisch bzw. schwerwiegend die Lage vor Ort ist, weiß vielleicht nur die KP, vielleicht nicht einmal das, da sich die Situation so rasant entwickelt

So nun zur eigentlichen Studie aus dem 'The Lancet' vom 30. Januar 2020
(The Lancet ist eine der ältesten und renommiertesten medizinischen Fachzeitschriften der Welt, die ein Peer-Review einsetzen. Sie erscheint wöchentlich im Elsevier-Verlag.):

https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(20)30211-7/fulltext

Titel: Epidemiological and clinical characteristics of 99 cases of 2019 novel coronavirus pneumonia in Wuhan, China: a descriptive study

In der Studie wurden 99 bestätigte 2019-nCoV/2020-nCoV Fälle näher ausgewertet. Bestätigt wurde die Erkrankung mittels der RT-PCR (https://de.wikipedia.org/wiki/Reverse-Transkriptase-Polymerase-Kettenreaktion). Die 99 Fälle sind natürlich nich representativ, man bekommt jedoch einen Ersteindruck.
Nachfolgend das Wichtigste in deutscher Sprache:

- Durchschnittsalter: 55,5 Jahre (leider kein Median genannt)
- 67 betroffene Männer, 32 betroffene Frauen, dh. ein 2,09 : 1 Verhältnis zu 'Ungunsten' männlicher Patienten (zu geringe Anzahl an Patienten um generell auf 2:1 schließen zu können, jedoch ein erster Hinweis)
- 50% der Patienten mit vorheriger chronischer Erkrankung
- über 80 der Patienten mit Fieber und Husten
- 74 Patienten mit bilateraler Pneumonie (beidseitige Lungenentzündung)
- 31 Patienten kurzatmig
- 17 Patienten entwickelten ein akutes Lungenversagen (ARDS) siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Akutes_Lungenversagen
- 11 Patienten verstarben aufgrund von multiplen Organversagen (alle mit vorhergem ARDS, d.h. 11 von 17 ARDS Patienten verstarben)

Sollten sich diese Zahlen auf größere Patientengruppen übertragen lassen, hieße dies:

- ca. 75% aller infizierten entwickeln eine beidseitige Lungenentzündung
- ca. 17% aller infizierten entwickeln ein akutes Lungenversagen (ARDS)
- eine Mortalitätsrate von ca. 11% aufgrund von multiplen Organversagen

Auch wenn das Durchschnittsalter der Patienten bei 55,5 Jahren liegt (BRD: ca. 42 Jahre) und viele betroffene zuvor schon chronisch krank waren, zeigen diese Zahlen in meinen Augen wieso in den betroffenen Regionen mehrere Zehnmillionen Menschen unter Quarantäne sind.

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Möglicherweise ist das die Studie die @Hannes erwähnte und die zurück gezogen wurde. Da alle im dunkeln tappen halte ich sie dennoch für interessant.

The Lancet schreibt auch,
Information is a key tool to manage the outbreak. We have received messages from Chinese journalists struggling to report accurate information from state authorities. From one Caixin journalist: “For some reason, it's very hard to get domestic experts to speak to the media now. But the public needs to hear more advice from experts.”
https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(20)30212-9/fulltext