Systeme und Systemelemente, Machtstrukturen und Macht

Silke, Donnerstag, 31.01.2019, 07:42 (vor 2123 Tagen) @ Ostfriese7430 Views
bearbeitet von Silke, Donnerstag, 31.01.2019, 08:09

wieso denn nur kurz bei so einem wichtigen Thema, lieber Ostfriese,?
Ein sehr wichtiger Einwand - der Code bleibt auch für mich selbst ein Problem.
Aber du verstehst, was ich ausdrücken will - deine Kommentare und Ergänzungen passen jedenfalls immer sehr gut.

vor zwei Tagen hatte ich schon die Absicht, dir diesen Brief zu schreiben.

Dann schreibe doch bitte auch zeitnah, wenn es geht oder per PN im anderen Forum. Deine Meinung ist mir wichtig. Ich schreibe doch auch meine ergänzenden Gedanken zu deinen Texten.

Nur Das System kann etwas (da Machtposition) – die Systemelemente

können nicht (da Ohnmachtsposition).
und durchgehend in deinem jetzigen Beitrag wird noch viel zu sehr in
institutionellen, personalisierten und greifbar-dinglich-materiellen
(Position, Element, Untertan, usw. usf.) Abhängigkeiten gedacht

Sehr richtig bemerkt. Vielen Dank.
Gedacht weniger aber unzutreffend formuliert.

Für mich gab es nicht und gibt es keine Eliten (niemand hat das Recht, so bezeichnet zu werden), keinen Schwarm und kein mächtiges Zentrum mit ohnmächtiger Peripherie (auch nicht bei den Pharaonen) sondern nur sich bedingende Macht- und Ohnmachtspositionen, die jedes Zusammenwirken komplexer Schwingungen (diese Bereiche des Zusammenwirkens stellen für mich unsere Simulationen von natürlichen und juristischen Personen und Institutionen dar, weil z.B. auch ein digitaler Zwilling im Such- und Bewertungsystem des Internet durch den Beobachtungs/Messvorgang genauso real wird wie eine natürliche Person oder eine Institution.

Das System besteht aus der Summe aller möglicher Wirkungen zwischen den Elemente (egal ob aktiv ausgeführt oder nicht - die Summe der Möglichkeiten), die es im Zusammenwirken miteinander und mit seinem Außen formen (interagierende Schwingungen, Energien, Wirkungen, name it).
Die Phänomene in einem System werden durch die Systemelemente im Zusammenspiel miteinander und mit den Elementen anderer äußerer Systeme aktiv bewirkt und von außen passiv ermöglicht in gegenseitiger Be- und Entmächtigungen, Machtabgabe, Machtraub, Machtverbrauch und Machtzession.

Ein System kann machttechnisch:
- egalitär/multipolar (z.B. segmentäre Gesellschaften),
- oligopolar (verschiedene gleich starke Machtzentren wie Palast und Tempel) oder
- bipolar (hierarchisch organisierte Macht- und Ohnmachtsposition) sein.
Menschliche Gemeinschaften im Urzustand sind egalitär und segmentär strukturiert wie unsere Vorfahren und heute noch z.B. die Kung!.

Machttechnisch erinnern sie an einen Ozean, in dem die Elemente immer wieder leicht verschiedene Machtpositionen (zediert von äußeren Quellen) einnehmen, in Summe aber als Durchschnitt ausgewogen mit den Außensystemen interagieren.

In segmentären Gesellschaften ist die Macht (das Potential, das von außen per „Stoff“-, Informations- und Energiewechsel in ordnender Form in das System gelangt) mehr oder weniger gleichmäßig verteilt auf alle Mitglieder/Elemente, die durch die Einbindung in verschiedenen Segmenten (Dorfgemeinschaft, Ahnenreihe, Gada-System mit Altersschichtung, Geschlechtsspezifischen Gruppen wie jagenden Männern und sammelnden Frauen und andere Gemeinsamkeiten) aktiv miteinander gegenseitige Machtzession und Machtverbrauch betreiben aber eine Machtverklumpung durch die Verfälschung von Zirkulationen verhindern (Schenkökonomie, machtlose Sprecher, Häuptlinge und spirituelle Medien, nur Akzeptanz von Funktionsautoritäten für ständig neu entstehende und mit deren Beendigung zerfallende Segmente für immer neue Aufgabe).

Mit diesem Machtmanagment können die gegenseitig kooperierenden und konkurrierenden Systeme der Lineages, Stämme, Clans, Kinship in einer relativ stabilen Umwelt lange und ausreichend effektiv das von außen verliehene Potential nutzen zum
- Aufbau eigener Komplexität (Aneignung und Verteidigung von Wissen, Können, Fähigkeiten und Annexion von Lebensraum ) und zum
- gemeinsamen Aufschuldung (Anwachsen der Urschuldner bis zur Dunbar- Zahl bevor sich die Segmente teilen und Umgang mit selbst verursachten Umweltveränderungen und –schäden z.b. bei der sinnlosen Vernichtung von Großwildherden, Annexion von zukünftiger Zeit).

Ändern sich die äußeren Umstände in einer zyklisch, periodisch und singulär sich teils massiv wandelnden Welt werden Finanzierungsgrenzen der Systeme und ihrer Elemente bezüglich stets drohender Sanktionen überschritten, die ohne „wenn und aber“ zu Untergang oder Evolution dieser bisher tauglichen Organisationsform führen müssen.

Ohne unbarmherzige Verwüstung der Umwelt entsteht keine Verwüstung in den Seelen der Menschen (Saharasia James De Meo).

Neben den veränderten äußeren Bedingungen sind auch innere Veränderungen durch Verfälschung von Zirkulationen wichtig bei der Entsegmentarisierung segmentärer Gemeinschaften (z.B. Entartung von Brautpreissystemen und „Big Men“-Strukturen nach Wesel).

Die vormals im System einheitlich und ausgeglichen verteilte Macht geht samt der sie händelnden Strukturen wegen fehlendem ausreichend stabilisierendem/schützendem Potential in dieser Organisationsform zu Grunde wie bei den Neandertalern oder Nasca und den vielen früheren untergegangenen Kulturen oder es bildet sich eine Machtpolarisation in wirksamere Macht- und unwirksamere Ohnmachtsposition mit deren gemeinsamen Interagieren, die von außen oder innen angetragene und alle gefährdende übermäßigen Potentialspitze neutralisiert bzw. sogar verwertet werden können (gefährdender Waldbrand wird mit Überwindung der tierischen Ängstlichkeit des Einzelnen zur Beherrschung des Feuers als mächtige Waffe im Überlebenskampf).

Die Machtposition entsteht aus einer Verschuldung in bis dato aussichtsloser Lage („Ich führe euch hier raus in eine bessere Welt wenn ihr mir folgt, mitmacht und, wie von mir vorgeschlagen, neues wagt!“) und die Ohnmachtsposition aus der Akzeptanz dieser Verschuldung per Entfaltung von Hoffnung („Ja, hole uns hier raus, wir folgen dir mit allem was wir haben und tun was du befiehlst!“) indem sich die Elemente zentristisch ausrichten lassen und ihre Machtanteile an die Machtposition abgeben.

Ab dieser Entscheidung muss es zur Institutionalisierung der Macht kommen (Führerschaft verschwindet nicht mehr mit Beendigung des Segmentes sondern wird dauerhaft z.B. als Kriegshäuptling etabliert) und zur Legitimation institutionalisierter Macht durch entsprechende Rituale und Einführung der Insignien der Macht wie Thron und Hut (Überhöhung), Kette und Gewänder(abgrenzende Schmuckelemente) Waffe und Götterbild (zur Aneignung und Verteidigung von Eigentum und zur Ausrichtung der Elemente), Szepter, Stab usw. und zur Ausbildung hierarchischer Strukturen führen in denen ab sofort angeeignete oder überlassene Macht von oben nach unten zediert (oder im ungünstigen Falle verbraucht) und von unten nach oben freiwillig abgegeben oder im ungünstigeren Falle geraubt wird.

Die egalitären Segmente müssen zerschlagen werden und zerschlagen gehalten werden (Gemeinschaften werden von Zentralinstanzen mit aller Härte bekämpft, da sie deren Existenz und Berechtigung mit ihrem solidarischen Schutz bedrohen).

Die Ausformung von hierarchischen zentralistischen Strukturen in Form einer ausgerichteten amorphen Masse, bestehend aus gleichgeschalteten vereinsamten Elementen ohne segmentären Schutz werden von allen gemeinsam angenommen.
Die Elemente vom Habenichts zum Milliardär unterscheiden sich in Bezug auf die gesamte Potentialität im System nur graduell und marginal.
Das würde uns z.B. ein Sonnensturm wie 1885 oder noch deutlich stärker klar vor Augen führen.

Das durch den evolutionären Kraftakt der Zentralisation von Macht nun unter hohen Vorfinanzierungkosten leidende System (Summe aller Systemelemente) muss ein Abgabe-, Aufschuldungs- und Redistributionssystem, also einen Machtkreislauf installieren et voilà – fertig ist das Zentralmachtsystem mit der anfänglich noch zentral verortbaren Institution des verschuldeten und sich immer wieder neu verschuldenden und entschuldenden Herrschers und der anschließend immer konsequenteren Verteilung und Verteidigung des Institutes der Zentralität ohne natürliche Herrscherperson auf alles und jeden im System (Mein Kaiser! Mein Vaterland! Mein Gott!), so dass Macht- und Ohnmachtsanteile durch strenge Ausrichtung der Elemente aus der „Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft“ in jedem Systemelement weiter und immer stärker polarisiert werden und bleiben um das Gesamtsystem in der Befähigung zu belassen Potential und Ressourcen in immer stärkerem Ausmaß (Nachschuldnerjagd) von außen (in Raum und Zeit) in das System zu zwingen um die eigene Komplexitätszunahme, Entropiereduktion und damit Aufschuldung, die Ausweitung der Grenzen der eigenen Rechts- und Handlungsräume, der Begrenzungen der Handlungsfähig- und Verteidigungskeit des Systems auszuweiten bis zu dessen unaufschiebbaren Fallieren, bei dem es dann in Fission oder Fusion mit anderen Systemen gehen muss.

Liebe Grüße
Silke

PS. Zur sehr treffenden Metapher der "Apfelpflückersprache" von Hans-Peter Dürr, die wir anwenden, um über das unmögliche pflücken nicht vorhandener Äpfel trotzdem erfolgreich sprechen zu können, kann ja der Kollege @Oblomow z. B. hier und in viele seiner anderen Vorträgen reinhören (auch wenn sich vieles wiederholt mit den JAhren aber eine innere Reifung zu beobachten ist).
"Wir erleben mehr als wir begreifen"
Unsere Sprache ist so begrenzt und ausgerichtet, dass wir Phänomene wie Glück, Freude, Liebe, Macht und sehr viele andere nicht beschreiben können und im Prinzip bei fast jedem Begriff wegen unzureichender Codierung in Zank und Streit geraten, wenn wir nicht auf Kooperation aus sind sondern auf Selbstverteidigung.


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