Ihre Quellen sind antisemitisch bis ins Mark - schade!

Diogenes Lampe, Samstag, 19.05.2018, 13:39 (vor 2391 Tagen) @ Tempranillo4360 Views

Hallo Diego,

Giuseppe Balsamo alias Cagliostro schlug Graf Mirabeau vor, Verbrechen der
Freimaurer den Jesuiten in die Schuhe zu schieben, (Louis Dasté in seinem
Buch über Marie Antoinette).

Bei Urbain Gohier lese ich, die Republikaner hätten den wegen seines
Antijudaismus' fast schon prä-nazistischen Edouard Drumont als Agenten der
Jesuiten dargestellt, (La jerreur juive, S. 23, Paris, 1905).

Diese beiden Hinweise halte ich für äußerst interessant und zum Kern
des Problems führend.

Ich vermute, anstelle einer anderen Religionsgemeinschaft wurden und
werden die Jesuiten als Schuldige präsentiert, um einen roten Hering, eine
falsche Spur zu legen, so wie das Don Giovanni im ersten Finale mit
Leporello macht.

Tempranillo

Hallo Tempranillo,

ich habe mir mal aufgrund Ihres Hinweises Louis Dasté zu Gemüte geführt und ich bin doch einigermaßen erstaunt, dass man hier auf dem Gelben Forum solche wirklich krass antisemitischen und rassistischen Pamphlete ernsthaft als Argumentationen anführt. Noch dazu solches Schrifttum, das die unterste Schublade dieses Genres darstellt. Dagegen ist ja Ludendorff Goethe! Sowas können Sie doch nicht ernsthaft als historische Quellenarbeit, gar als „Beweise“ über die "Bosheit des Juden" anführen?

Aber der Erzkatholik Dasté, der sich auch noch offen auf den Jesuiten Barruel als Quelle bezieht, ist eben in seinem historischen Kontext gelesen, ein gutes Beispiel für die antisemitischen Kampagnen der Katholischen Kirche und der Jesuiten um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert, die schließlich zum ebenfalls von den Jesuiten geschaffenen 3. Reich und seine mörderische Judenverfolgung führte. Auch dafür, wie die Jesuiten über ihre Pseudointellektuellen die Juden instrumentalisieren, um ihre eigenen Verbrechen und rassistischen Schandtaten zu verdecken. Sie tun es natürlich heute noch und sind da bei Ihnen offenbar offene Türen eingerannt.

Da wird dann in solchen Machwerken auch immer konsequent von "dem Juden" gesprochen, nicht etwa differenziert von "die Juden", denn es gibt ja wie in jedem Volk solche und solche, sollte man meinen. "Der Jude" aber läßt keine Differenzierungen mehr zu. "Der Jude" steht immer unter Verdacht. Er ist in diesen Schriften "das Böse" schlechthin. So, wie in Hitlers "Mein Kampf", geschrieben und redigiert vermutlich in wesentlichen Teilen vom Jesuiten Stempfle.

Dasté ist wahrlich krasseste Verschwörungstheorie, die kaum von des Gedanken Blässe angekränkelt ist. Ich könnte Ihnen den ganzen Unsinn Dastés, seine aus dem historischen Zusammenhang gerissenen "jüdischen" Zitate als Beweisgrundlagen seiner Hetze (was anderes ist das ja nicht), seine typisch jesuitische Mystifizierung "des Juden" als "das Böse in der Menschheitsgeschichte schlechthin" auseinander nehmen, aber dazu ist das Gelbe Forum nicht der Raum, denke ich.

Ich bin noch zu neu hier im Gelben Forum, um zu wissen, welcher Kommentator welche Grundansichten vertritt. Mit Ihrer offen rassisitschen und antisemitischen werde ich aber schwerlich zusammen kommen. Denn ich halte sie nicht nur für ausgesprochen oberflächlich und gefährlich dumm, sondern auch für gar nicht diskussionsfähig. Jedenfalls nicht in Bezug auf seriöse historisch-kritische Geschichtsquellenforschung.

Ich würde Ihnen bei Ihrer jesuitisch-antisemitischen Lektüre, aus der sie offenbar ihre Resentiments gegen die Juden beziehen, weitaus mehr gesundes Mißtrauen wünschen, um hier die Spreu vom Weizen unterscheiden zu lernen. Empfehlen würde ich ihnen, sich dabei nicht von Emotionen leiten zu lassen, die sich womöglich aus ihrem verletzten Gerechtigkeitssinn speisen, sondern ganz nüchtern tatsächlich auch mal die Quellen in ihrem tatsächlichen Zusammenhang zu studieren und zu hinterfragen, statt einfach geistig bei so einer Schundliteratur stehen zu bleiben. Das aber erfordert gründliche wissenschaftliche Arbeit.

So ein krasser Antisemitismus wie der von Dasté ist für mich pure Menschenverachtung. Mit einer kritischen, differenzierten Haltung gegenüber dem Judentum als solchen in Geschichte und Gegenwart, die ja völlig legitim wäre, hat das absolut nichts zu tun.


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