Das Bonmot: « Grattez le Russe et …
Hallo dottore,
Bekanntlich ist der Grieche ein Türke, der ein Römer sein möchte.
… vous trouverez le Tartare » zitiert Peter Scholl-Latour auf Seite 201 in seinem Buch ‚Russland im Zangengriff‘ und entstammt dem Buch ‚La Russie en 1839‘ des französischen Reiseschriftstellers Astolphe de Custine (1790 – 1857). Wolfgang Geier weist in ‚Russland und Europa‘(1996) auf Seite 54 darauf hin, dass die genaue Urheberschaft des im 19. Jh. weitverbreiteten Gemeinplatzes umstritten ist. Napoleon I. Bonaparte soll den Satz zuerst ausgesprochen haben. Viel interessanter sind aber die Sätze:
„Die mongolisch-tatarische Fremdherrschaft über weite Gebiete Rußlands hat in jeder Hinsicht, tiefe unauslöschbare, umwälzende und im Grunde bis in die Gegenwart fern- und fortwirkende Spuren hinterlassen. Dabei erfanden die Khane der Goldenen Horde im Sarai ein besonders effizientes der Fremd- in Gestalt einer Tribut-Herrschaft. Die russischen Fürsten wurden mit einer Verbindung von Unterwerfung und Bestallung (…) zur Vasallität und Kollaboration gezwungen, sie wurden die Tributeintreiber der Khane. Da sie selbst und der orthodoxe Klerus sowie die Kirchen von Tributzahlungen weitgehend befreit waren, jedoch im Interesse ihrer Sicherheit die Leistungen an die Khane und damit verbunden die Mittel für den Unterhalt ihrer Hofhaltung und Herrschaftsausübung eintreiben mußten und wollten, entwickelten sie in Erfüllung ihres Auftrages eine besondere Rigorosität und Brutalität.“,
die Wolfgang Geier dort formuliert. Es wird eindeutig festgestellt, dass die russischen Fürsten gezwungen wurden, als Tributeintreiber der Khane zu fungieren. Ich denke, dass in den Sätzen: „Dadurch erhielten die Muchtare eine doppelte Funktion: Sie wurden zu Führern und Beschützern der örtlichen Bevölkerung, zugleich aber zu Objekten osmanischer Repression, sollte in ihrem Verantwortungsbereich etwas schiefgehen.“ von Heinz Richter aus dem Link des Beitrages von Gaby in diesem Faden zum Ausdruck kommt, dass die ‚Muchtare‘ auch Aufsicht über die Eintreibung der griechischen Zwangsabgaben hatten. Im Hinblick auf die islamische Fremdherrschaft haben die Russen und die Griechen wohl vergleichbare Erfahrungen gemacht, die „im Grunde bis in die Gegenwart fern- und fortwirkende Spuren hinterlassen“.
Gruß Ostfriese