Ich kann nur egoman von mir erzählen
Guten Tag,
vom Tod habe ich noch nicht viel Ahnung und Deine Situation übersteigt im
Grunde meine Vorstellungskraft und ein guter Motivator konnte und wollte ich
nie sein. Um in Deinem Fall nicht von A bis Z total angekotzt zu sein, bedarf
es vermutlich eines starken Charakters, der mit der Krankheit mitwächst.
Es ist bei mir immer die Teilhabe an einem existentiellen, persönlichen Schicksal
wie dem Deinigen, die mich im Innern bewegt, auch wenn Du mir nicht wirklich
bekannt bist. Ich bin in dieser Beziehung wie Hinterbänkler, dicht am Wasser
gebaut. Es ist nicht mal nur Mitleid, das mir das Wasser in die Augen steigen lässt.
Es ist vor allem auch Freude. Eine tiefe Freude, auf diesem Wege, über das Schicksal
eines anderen, eine Ahnung davon zu bekommen, was im Leben wahrhaftig von
Bedeutung ist und die Freude, meiner Dussligkeit in meiner eigenen Lebensbewältigung
gewahr zu werden.
Manchmal spukt in meinem Oberstübchen der Plan umher, mich geistig derart
hinzubiegen, dass ich dem Tod nicht mit Angst, sondern in gespannter Erwartung
entgegentrete – ist aber nur graue Theorie.
Als kleiner Pipel, mit null Ahnung von Nix, habe ich mir einst, beim Schmökern
in einem Zitatebuch den folgenden Spruch verinnerlicht. Warum weiß ich nicht
genau…:
Im Glück nicht stolz und im Leid nicht zagen,
das Unvermeidliche mit Würde tragen,
das Rechte tun, an Schönem sich erfreuen,
das Leben lieben und den Tod nicht scheuen,
und fest auf Gott(*) und eine bessere Zukunft hoffen,
heißt Leben und dem Tod sein Bitteres rauben.
(*) große Urmutter, ewig wieder kehrendes Etwas oder was weiß ich…
Bescheuert, dass ich das überhaupt hier schreibe
Alleine nur etwas angesprochen zu haben, was einen im Innern unter den Nägeln
brennt, hat nach meiner Erfahrung bereits eine ganz merkwürdige heilsame Wirkung.
Für mich ein Grund, warum die Quasselstrippe Frau im Schnitt länger lebt. Wir
Männer sind in dieser Disziplin eher unterbelichtet.
Mit freundlichen Grüßen
Schneider