Falsche Annahmen – ein gutes Stichwort

nereus, Montag, 08.12.2025, 08:37 (vor 3 Tagen) @ Plancius1977 Views

Hallo Plancius!

Du hast den Finger in die Wunde gelegt, aber wo genau befindet sich diese Wunde?

Ich glaube nicht, das Markus Krall mit dem Griechenland-Vergleich so falsch liegt, wie Du es beschreibst.
Du gehst nämlich von einem Deutschland aus, das spätestens seit 2015 nicht mehr existiert.

Du schreibst: In deiner Analyse geht es jedoch um die wirtschaftliche Vernichtung des erfolgreichsten und solventesten Staates der EU – nämlich der BRD. Hier ist die Krall’sche Analogie nämlich unangebracht.

Die EU schafft sich gerade selber ab.
Die Amis wollen von EU und NATO nicht mehr viel wissen.
Alle Zeichen stehen auf Sturm und deutsche Ingenieure sind nur noch eine Nebennotiz, die in Silicon Valley, Shenzen, Kasan oder Hyderabad nicht gebraucht werden.
Wir sinken gerade auf den Lebensstandard der ärmeren EU-Länder ab – Du beschreibst es ja selbst sehr eindrucksvoll.

Solange man dem deutschen Hamster genug zum Leben ließ, eine gute Ausbildung nebst guter Infrastruktur sicherte, konnte man noch genug Energie vom deutschen Hamster abzweigen, ohne dass er murrte.

Keine Frage, aber das steht nicht mehr so sehr im Zentrum der geopolitischen Strategie der Amerikaner oder auch der anderen Weltmächte, wie China oder Russland.
Wir sinken in Richtung Griechenland hinab.
Unsere Rolle hat sich verändert und ich fürchte, das wurde noch nicht wirklich verstanden.

Merke! Auch den von dir so häufig genannten „Hintertanen“ ist klar, dass der deutsche Hamster für sie nur von Wert ist, wenn er laufen kann und sich bewegt. Denn dann ist sein Energieüberschuss so hoch, dass er auch noch viele andere Räder mitdrehen kann.
Ein geschlachteter deutscher Hamster ist für die globalen Eliten wertlos.
Sein Substanzwert ist gering, aber sein Kapitalwert in der laufenden Verwertung seines Überschusses ist unendlich größer.

Hier wurde offenbar der Schuß nicht gehört.
Die EU ist ein substanzloser Tiger.
Deutschland wird nicht mehr gebraucht, jedenfalls nicht in dem Maße, wie das vor wenigen Jahrzehnten noch der Fall war.
Die Truppen sind längst weitergezogen, die Werkbänke der Welt stehen jetzt woanders.
Du sagt es doch selbst, willst aber nicht anerkennen, welche Folgen damit einher gehen.
Aus welchem Potential soll denn das solvente Deutschland seine künftige Solvenz generieren? [[hae]]
Hier beißt sich doch die Katze in den Schwanz!

Wenn er dennoch geschlachtet werden soll, dann nicht aus wirtschaftlichen Motiven. Meine Lebenserfahrung hat mir mehr als einmal gezeigt, dass Leidenschaften und auch irrationale Emotionen viel mehr Handlungsmotiv sind. Vielleicht sprechen ja auch ganz andere Gründe für den quasi "Dritten Punischen Krieg" gegen uns und unsere endgültige Vernichtung.

Geld regiert die Welt und Handlungsmotive können vielgestaltig sein.
Aber Dein Blick auf Deutschland ist ein wenig in die Jahre gekommen.
Faszinierend finde ich dabei, daß Du sehr wohl die Probleme erkennst.

Warum ist die Krall’sche These letzten Endes unbrauchbar?
Sie vergisst das multidimensionale Organversagen der deutschen Gesellschaft. Mit der wirtschaftlichen Vernichtung der BRD kommt es zu einem Fadenriss. Alles bisher Geschaffene wird zerstört, ohne dass etwas Neues geschaffen werden kann.

Ja eben, das ist doch der Punkt.
Wenn das Pferd nicht mehr ziehen kann, wird es geschlachtet und die Beute wird verteilt.

Wenn denn BlackRock das Aufsammeln der deutschen Vermögenswerte nach dem wirtschaftlichen Niedergang unseres Landes vor hat, dann ist das genauso, als wenn BlackRock seinerzeit Mugabe in Simbabwe unterstützt hätte, um sich die Vermögenswerte der Weißen nach Ende des südrhodesischen Kolonialismus unter den Nagel zu reißen.

Nein, das ist ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen.
Die europäische Klimazone kann man mit der afrikanischen Savanne nicht vergleichen.
Auch besteht hier noch Kultur und Intelligenz für wirtschaftliche Prosperität nach dem Niedergang. Der deutsche Michel wird schon versuchen sich wieder aus dem Dreck zu ziehen. Aber die Eigentumsverhältnisse haben sich dann geändert und was der Steuerzahler in den Jahrzehnten zuvor für viel Geld finanzierte, bezahlt er dann ein zweites oder drittes Mal, wenn es ihm privatisiert und rekonstruiert erneut zum Kauf angeboten wird.

Also summa summarum, ich halte die Krall’sche These für falsch, weil schon allein die Annahmen unrealistisch sind.
Wir sind also weiter auf der Suche nach Erklärungsmodellen nach dem WARUM für die Prozesse in unserem Land.

Nein, ich esse meine Suppe nicht, weil ich grundsätzlich keine Suppe mag, auch wenn außer Suppe keine weitere Mahlzeit auf der Speisekarte steht. [[freude]]

mfG
nereus


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