Kralls These basiert auf falschen Annahmen. + Edit.
Hallo @nereus,
ich muss mal wieder etwas Wasser in den Krall’schen Wein gießen.
Eigentlich mag ich Krall, sein Fachwissen, seine analytischen Fähigkeiten. Aber wenn man die letzten Jahre zurückblickt, hat er leider IMMER falsch gelegen. Er hat seine Theorien auf Axiomen aufgebaut, die eben der Wirklichkeit nicht entsprochen haben.
Die von dir genannte These ist, so wie @DT in seinem Kommentar schon zurecht feststellt, das Geschäftsmodell von Immobilienhaien. Kurz und knapp – man nimmt sich ein paar Straßenzüge einer größeren Stadt oder gleich ein ganzes Stadtviertel, wirtschaftet diesen herunter – mitunter mit Hilfe der lokalen Politiker – danach kauft man die Immobilien dieses Viertels zu Spottpreisen auf, siedelt ein paar populäre „Szenebewohner“ an, gibt ihnen ein paar Freiräume für ihre Projekte, popularisiert das Viertel in den Medien, luxussaniert nach und nach die Gebäude, gentrifiziert das Viertel mit zahlungskräftigen Bewohnern und vervielfacht auf diese Weise sein ursprünglich eingesetztes Kapital.
Wichtig in diesem Modell ist die Sicht der Investoren auf den Kapitalwert des eingesetzten Kapitals, nicht der Substanzwert. Das Gegenteil dieses Geschäftsmodells sind die „Investoren“ der Alt-BRD, die nach der Wende Betriebe der Ex-DDR für eine symbolische D-Mark erworben haben, aber nicht an der Fortführung des Betriebs, sondern am Substanzwert, sprich an den Immobilien des Betriebes interessiert waren, sei es nun das Grundstück in innenstadtnaher Lage oder die Ferienbungalows an der Ostsee.
Das Geschäftsmodell mit dem billigen Aufkaufen eines Stadtteils und der anschließenden Aufwertung kann aber nur funktionieren, wenn man den Rest der Stadt wirtschaftlich prosperieren lässt. Nur eine wirtschaftlich gesunde Stadt als Ganzes kann die Kapitalakkumulation in einem ehemals runtergewirtschafteten, jetzt aber gentrifizierten Stadtteil stemmen.
Das Frankfurter Westend wurde erfolgreich gentrifiziert, aber niemand käme auf den Gedanken, das Bankenviertel zu schlachten. Selbiges in New York. Teile von Brooklyn und der Bronx können massiv aufgewertet werden, aber niemand gäbe die Wall Street oder ganz Lower Manhattan zum Abschuss frei.
Deshalb ist auch der Krall‘sche Vergleich mit Griechenland an den Haaren herbeigezogen. Die „ukrainische Privatisierung“ hat ja in Griechenland gerade deshalb funktioniert, weil die BRD als solventester Teil der EU die griechische Sanierung erst ermöglicht hat.
In deiner Analyse geht es jedoch um die wirtschaftliche Vernichtung des erfolgreichsten und solventesten Staates der EU – nämlich der BRD. Hier ist die Krall’sche Analogie nämlich unangebracht.
So wie @DT in seinen Posts der letzten Jahre immer unermüdlich feststellte, war der deutsche Hamster der produktivste der Welt. Der ostdeutsche Hamster versorgte große Teile der Sowjetunion, der westdeutsche Hamster ernährte Israel, sicherte den US-Amerikanern finanziell einen guten Teil der militärischen Vorherrschaft und belieferte die EU-Staaten im Austausch gegen ein paar Zahlen auf einem Verrechnungskonto. Solange man dem deutschen Hamster genug zum Leben ließ, eine gute Ausbildung nebst guter Infrastruktur sicherte, konnte man noch genug Energie vom deutschen Hamster abzweigen, ohne dass er murrte.
Merke! Auch den von dir so häufig genannten „Hintertanen“ ist klar, dass der deutsche Hamster für sie nur von Wert ist, wenn er laufen kann und sich bewegt. Denn dann ist sein Energieüberschuss so hoch, dass er auch noch viele andere Räder mitdrehen kann.
Ein geschlachteter deutscher Hamster ist für die globalen Eliten wertlos. Sein Substanzwert ist gering, aber sein Kapitalwert in der laufenden Verwertung seines Überschusses ist unendlich größer.
Wenn er dennoch geschlachtet werden soll, dann nicht aus wirtschaftlichen Motiven.
Meine Lebenserfahrung hat mir mehr als einmal gezeigt, dass Leidenschaften und auch irrationale Emotionen viel mehr Handlungsmotiv sind. Vielleicht sprechen ja auch ganz andere Gründe für den quasi "Dritten Punischen Krieg" gegen uns und unsere endgültige Vernichtung. - Aber das nur am Rande.
Warum ist die Krall’sche These letzten Endes unbrauchbar?
Sie vergisst das multidimensionale Organversagen der deutschen Gesellschaft. Mit der wirtschaftlichen Vernichtung der BRD kommt es zu einem Fadenriss. Alles bisher Geschaffene wird zerstört, ohne dass etwas Neues geschaffen werden kann.
Fahr mal nach Magdeburg. Wieviel Know how im Maschinenbau gibt es dort noch nach der Zerschlagung von SKET? Selbiges in Chemnitz (Heckert) oder Erfurt (Umformtechnik). Diese Industrien sind ein für allemal weg. Die Weltmärkte hierfür sind längst von anderen Firmen und Nationen besetzt.
Wenn denn BlackRock das Aufsammeln der deutschen Vermögenswerte nach dem wirtschaftlichen Niedergang unseres Landes vor hat, dann ist das genauso, als wenn BlackRock seinerzeit Mugabe in Simbabwe unterstützt hätte, um sich die Vermögenswerte der Weißen nach Ende des südrhodesischen Kolonialismus unter den Nagel zu reißen.
Auch in Simbabwe gab es einen Fadenriss nach Ende der Unabhängigkeit. Der Wert des Landes wurde einzig und allein durch die weißen Siedler getragen. Als die weißen Siedler weg waren, wurden deren Vermögen auf einen Schlag wertlos und deren Wert hat sich bis heute nicht wieder erholt.
Selbiges droht unserem Lande. Kostolanyi konnte nach dem Krieg seinen Reichtum nur deshalb aufbauen, weil er Vertrauen in den deutschen Hamster, seine hohe Bildung, seine Tugenden hatte. Doch man kann unser Land nicht mehr mit seinen Voraussetzungen nach dem Kriege vergleichen. Bildung nada, Infrastruktur nada, ethnische Homogenität nada usw. usf. Es liegt bereits jetzt ein multidimensionales Organversagen vor, verbunden mit einer Autoimmunerkrankung.
Ist die deutsche Wirtschaft kaputt, wird sie sich nicht wieder erholen. Die Märkte sind schnell besetzt, es kostet unendliche Ressourcen, die Energieinfrastruktur wieder herzustellen, mindestens eine Generation muss erstmal wieder auf ein angemessenes Bildungsniveau gehoben werden.
Zu allem kommt der deutsche Vielvölkerstaat noch hinzu, indem Ethnien mit niedrigem IQ dominieren werden. In der kommenden Wirtschaftskrise wird die deutsche Frau ihren Gebärstreik nochmals verstärken, siehe Russland, Ukraine, Baltikum, Ex-DDR in den 90er Jahren. Ich vermute, zieht man die Migranten und die deutschen Bürgergeldempfänger ab, liegt die Geburtenrate der „bürgerlichen“ deutschen Frau schon heute unter der von Südkorea mit 0,7.
Also summa summarum, ich halte die Krall’sche These für falsch, weil schon allein die Annahmen unrealistisch sind.
Wir sind also weiter auf der Suche nach Erklärungsmodellen nach dem WARUM für die Prozesse in unserem Land.
Gruß Plancius
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"Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad an Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand." ARTHUR SCHOPENHAUER