Hat Roman Reher Krall wirklich verstanden?
Nach meinem Verständnis war der Auslöser von Kralls Kommentar die relativ hohe Volatilität des Bitcoin über einige Tage, und sein Aufhänger war die Eignung des Bitcoin in einer arbeitsteiligen Wirtschaft. Damit hat Krall einen wichtigen Punkt, und ich kann nur vermuten, dass Roman Reher arbeitsteilige Wirtschaft nur vom Hörensagen kennt. Reher baut zwischenzeitlich immer wieder Strohmänner ein, als gäbe es zwar Volatilität, auf längere Sicht kam aber ein Bitcoin wieder auf einen höheren Wert zurück, und im Übrigen sei er schneller gestiegen.
In der arbeitsteiligen Wirtschaft mit vielen Materialflüssen, auf einstellige Prozentzahlen kalkulierten Gewinnmargen, kann das nur beherrschbar sein, wenn alle Lieferketten in einem bestimmten Zeitrahmen zuverlässig kalkulierbar sind. Würden Einkaufpreise eines Rohmaterials heute in Bitcoin vereinbart, die in ein Endprodukt einfließen, das zu einem anderen Zeitpunkt mit dem Einkauf des Kunden wiederum zu einem festen Preis vereinbart wurde, dann endet das im betriebswirtschaftlichen Chaos. Schon die Inflation zur Corona-Zeit hat die Kalkulationen der Firmen durcheinandergewirbelt, zu einer Unzahl Nachverhandlungen und gelegentlich zu Pleiten geführt. Zu hohe, und auch kurzfristige Volatilität wäre hier Gift.
Nur ist natürlich der erste Gedanke, dass sich in der letzten Zeit Gold auch volatil gezeigt hat. Da gilt aber zuerst die Erfahrung, dass in Zeiten Gold-gestützter Währungen die Preisstabilität hoch war, es im Prinzip auch wieder so sein könnte. Die Ursache der Volatilität im Gold, bzw. der Anstieg kann ja dem Fiatgeld zugeschrieben werden und nicht dem Gold. Bei einer Goldbindung wäre zusätzlich auch jeder Futures-Handel, der heute auch einen großen Einfluss ausübt, obsolet.
Rehers Antwort müsste also für den Bitcoin diese Sorge gezielt adressieren. In jedem Fall gibt es damit keine Erfahrung.
Zur Haptik in Bezug auf einen Barren Gold: Er ist intuitiv (be)greifbar, für jeden Bürger. Dies trifft nicht für denjenigen zu, der sich die ersten Bitcoinbruchteile über ein entsprechendes Portal gekauft und dann mittels unterschiedlicher Apps auf sein Hardware-Wallet übertragen hat. Reher verdient sein Geld wohl mit Beratung die "Haptik" der Bitcoins einer breiteren Bevölkerung erfahrbar zu machen, aber ich denke, da muss er noch viel dran arbeiten.