Politik und Wirtschaft sind ein Wettbewerb, auch da muss man wettbwerbsfähig sein
Hallo Dieter,
denn man stelle sich vor, die BRD wollte aus dem Euro raus. Was geschieht mit den Target-Salden. Wer tilgt dann den von Dir betitelten Kontokorrent-Kredit, also termingerecht, also sofort.
Das bedeutet doch, ca. die Hälfte muß die dt. Bundesbank sofort abschreiben und den Verlust an den Bundeshaushalt weitergeben.
Die Bundesbank wird diese Forderungen entweder umbuchen (Deutschland-Souveranitäts-Sondervemögen) und monetarisieren, oder noch klüger, im Rahmen der Exitverhandlungen die Schuldner-ZBs darum bitten, die Euros kurz vor dem Exit bitte zu drucken und so die Salden zu begleichen.
Was diese evtl. gerne machen werden, weil es dann den Rest-Euro (ohne D) - falls er in der Folge überhaupt weiterbesteht - massiv abwertet, genau das, was diese Länder sich wünschen, um so die eigene Wettbewerbsfähigkeit schlagartig zu verbessern.
Die deutsche Industrie hingegen hat natürlich überhaupt gar kein Interesse an Exit oder Reduzierung der Targetsalden. Ebensowenig die Finanzindustrie in Deutschland, Europa oder übersee. Also wird es auch nicht passieren.
Gibt es ein besseres Mittel zur Erpressung?
Die europäische Wirtschaft wie auch die Weltwirtschaft sind hochkomplexe Konstrukte. Vielleicht glaubt doch der eine oder andere, er könnte eine andere Partei erpressen. Aber so einfach ist das nicht. Griechenland zum Beispiel konnte man erpressen. Ungarn widersetzt sich der EU, Spanien widersetzt sich der NATO, Russland widersetzt sich dem gesamten Westen und China lässt sich von Donald Trump auch nicht erpressen.
Deutschland wird schon seit Jahrzehnten ganz offensichtlich erpresst. Was kann so wirksam sein, ein Land wie Deutschland über Jahrzehnte erpressen zu können? Es ist doch eher unwahrscheinlich, dass dem Land ein Krieg angedroht wird - den sucht es ja bereits freiwillig. Der Verlust von 1,1 Billionen? Das sind Summen, da lacht man doch heute nur noch drüber. Die Staatsverschuldung der USA wächst jährlich um das 2- bis 3-fache dieser Summe.
Ich glaube, das tatsächliche Drohmittel ist eine Lahmlegung der Wirtschaft durch Sanktionen oder Zölle. Ein Ausschluss aus dem westlichen Wirtschaftssystem. Deutschland ist nicht Russland, und wenn Deutschland (seitens der EU oder den USA) durch breitangelegte Sanktionen oder Zölle belegt würde, dann wird das ganz andere Folgen haben als den Verlust von 1,1 Billionen Euro.
1,1 Billionen Euro, das sind vielleicht 3 bis 4 Prozent des deutschen Privatvermögens.
Hinzu kommt noch das saldenmechanische Problem. Wenn in Deutschland die Sparquote über 11 % liegt und auch Unternehmen netto sparen, dann müssen diese Sparvermögen ja irgendwo hin fliessen beziehungsweise einen Schuldner auf der Gegenseite finden.
Die Deutschen sparen geschätzt 300 Milliarden Euro pro Jahr. Die staatliche Kreditaufnahme war bis neulich zwischen 50 und 100 Milliarden Euro pro Jahr. Es flossen also zwangsläufig 200-250 Milliarden Euro pro Jahr ins Ausland. Dass dabei nicht immer die schlausten Anlageentscheidungen getroffen wurden? Wer will es der Kreditnehmerseite denn verübeln, es auszunutzen, wenn auf der Gegenseite naive, leichtgläubige und leicht zu dominierende Verhandlungspartner sitzen?
Immerhin hat ja die deutsche Politik inzwischen erkannt, dass es vielleicht doch sinnvoll ist, einen größeren Teil der Sparvermögen für Invesitionen in Deutschland zu verwenden, anstatt 75% mit unsicherer Perspektive ins Ausland abfliessen zu lassen.
Gruss ins Alto Alentejo,
mp