Der Krieg ist halt anders, als im 20. Jahrhundert

eesti, Schwedt und Cranz(Ostpreußen), Sonntag, 06.07.2025, 21:50 (vor 159 Tagen) @ Plancius4378 Views

Der Russe kämpft nicht mehr mit Massenangriffen auf die Stellungen des Gegners.
Das hat Rußland mit riesigen Verlusten und katastrophaler Moral im ersten Kriegsjahr getan.
Die Folge war die kurzzeitige Notwendigkeit einer Zwangsmobilisierung und daraus folgenden Massenflucht von jungen Russen ins Ausland, ähnlich den Ukrainern.
Inzwischen ist die Lage so, daß beide Seiten nur mit einer Handvoll Soldaten punktuell angreifen und die "Lage sondieren".
Größere Truppenansammlungen werden auf beiden Seiten sofort mit Präzisionswaffen angegriffen und vernichtet, denn beide Seiten betreiben eine fast vollständige Echtzeitüberwachung des Gefechtsfeldes mit kleinen Drohnen. Wer sich aus seiner Deckung heraus wagt, wird sofort zum Ziel.
Wie die Verlustraten sind, das wird man wohl erst nach dem Krieg erfahren, aber ein Blick auf die Flaggenmeere auf den ukrainischen Friedhöfen und die bisher weitestgehend fehlende Beflaggung auf russischen Ehrengräbern scheint doch für eine erfolgreiche langsame Abnutzung der Ukrainer zu sprechen.
Beim letzten Austausch an Gefallenen erhielt die Ukraine etwa 6.000 Tote und die Russen erhielten etwa 60 Tote. Da RUS derzeit im Vormarsch ist, ist folglich auch eine höhere Anzahl toter aufgefundener Ukrainer zu erwarten, jedoch nicht in diesem krassen Verhältnis von 1 zu 100.
Die Russen haben eine eindeutige Luftüberlegenheit, die aber nicht viel nützt, denn jedes Flugzeug und jeder Hubschrauber in der Nähe der Frontlinie ist ein gern gesehenes Ziel.
Mir scheint auch, daß Rußland bewußt langsam (mit minimalen Verlusten) voran schreitet, ähnlich den Amerikanern im 2. Weltkrieg in Deutschland, weil der Krieg in kurzer Zeit dafür gesorgt hat, daß die Russenwirtschaft, den Sanktionen geschuldet, massiv investiert und floriert.
Bisher hatte Rußland für Rohstoffe westliche Technik und Konsumgüter gekauft, jetzt produziert man wieder immer mehr selbst, und oft sogar in ähnlicher Qualität.
Die Gelder bleiben im Lande und treiben durch den Boom allerdings die Leizinsen auf etwa 20% und die Inflation auf 10% , die Löhne steigen um etwa 10% pro Jahr real(!!!).
Ich, als Feindstaatler, bekomme keine Dividenden ausgezahlt, und bei den wenigen Zahlungen gehen diese aber auf ein zinsloses Sperrkonto, wo das Geld zusehends an Wert verliert.
Und da sehr viele Aktien von Nichtresidenten gehalten werden, wirkt sich das zusätzlich positiv auf den russischen Staat aus.
Diesen Effekt will Putin möglicherweise noch etwas länger ausnutzen, hat vielleicht daher kein Interesse an einem schnellen Sieg gegen den Wertewesten.
In meiner Sommerresidenz in Russischostpreußen steppt jedenfalls der Bär, die Immobilienpreise in Cranz erreichen bereits Münchner Niveau, im Umland ist es aber erheblich billiger.
Die Gaststätten sind voll, und das bei gefühlt jedem 2. Haus, das eine Gaststätte hat oder ist.
Und in Rußland kann man sich noch auf Fahrpläne verlassen, in DE ist man oft verlassen.
Solange viele Ukrainer von den Zahlungen aus dem Westen profitieren, und das sind nicht wenige, die sich etwas aus dem großen Trog an Zahlungen des Westens etwas abschöpfen, wird der Krieg weiter gehen.
Ohne Krieg ist die Ukraine sofort zahlungsunfähig, intern, wie extern.
Daher kann der Krieg noch lange dauern.
Man sieht an den Wirtschaftsdaten, wer die Zeche zahlt.
Und das ist wohl bald nur noch die EU, nachdem Trump aus dem Ukraineabenteuer langsam aussteigt.

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MfG
LR

Alles ist ein Windhauch.


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