Und dass man 'Bernstein', von schmuckliebenden Herrschaften begehrt, vom Bottnischen Meerbusen hertransportierte, …
Hallo Rainer
Dazu
Vor 3500 Jahren wurde Bernstein von der Ostsee nach Ägypten transportiert. Analysen belegen das Goldfunde aus dem Ostseeraum aus Ägypten stammten. Es existierte bereits lange vor dem Christentum ein Kontinent übergreifender Handel.
dottore in
https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/forum_entry.php?id=325892 Re: Sparta, andere Geld-Märchen und die Realität der Griechen-Söldner verfasst von dottore, 19.07.2005, 14:36
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→ Hi Holmes,
Eben. Silber war auch international Geld, die Spartaner sahen alt aus.
Naja, die haben ihr Reich ziemlich lange gehalten. Aber ich weiß über die Zeit nicht genug, um da jetzt etwas Gehaltvolles zu sagen. These war aber: innerhalb eines Machtbereiches kann alles als Abgabengut erklärt werden. Und das war bei den Spartanern über einen großen Zeitraum das Eisen. Sie haben ein wertloses Zeugs (in heißen Zustand in Essig getaucht) als Zahlungsmittel akzeptieren müssen.
Zum Geld der Spartaner und anderer Söldnervölker:
1. Die Spartaner hatten als Abgaben-Unterhunde a) die Messener (Nachbartal) und b) ihre Metöken (frühere Bewohner des Evrotas-Tals).
2. Abgaben zunächst - wie immer - in Naturalien.
3. Sie hatten ihre Kriegstüchtigkeit immer weiter verfeinert (ihre Strategien leider nicht, daher die Niederlage gegen Epaminondas und dessen schiefe Schlachtordnung, 371 BC Leuktra) und standen in steter Alarmbereitschaft.
4. Sie waren die begehrtesten Söldner weit und breit. Ihre Soldaten, sofern sie nicht in toto unter ihren Königen loszogen, verhökerten sich auf dem größten Markt der Antike, am Kap Tainaron (= Kap Tenaro), unten mittlerer Finger der Peloponnes.
5. Selbstredend wurden sie bezahlt und zwar in den Geprägen, die jene Mächte ausgaben, um sich selbst zu halten (Kriege waren normales Alltagsgeschäft, sozusagen die Lebensart der Griechen, bestens abgeschaut bei jenen, die weiter östlich hausten), wie hier ein Begängnis zwischen Assyrern und Elamitern:
https://de.wikipedia.org/wiki/Elam_(Altertum) Der fruchtbare Halbmond vor 2000 v. Chr.
In Tarent darf er sich - man ist verbündet, aber immer noch zu schwach - aus deren güldenen Beständen bedienen. Und dann prägt er los, eines seiner Goldstücke (PYRROY BASILEVS) hier:
Damit zieht er weiter. Wohin? Erstmal nach Rom zum Gucken. Dann ins westliche Sizilien. Aha. Das will er aber nicht erobern, sondern er rekrutiert dort nach kurzem Hin und Her und einer Zwischenphase als Champion einer Liga sikilo-punische Söldner (deren Einkauf, wie schon geschrieben, auch die einzige Goldmünzenprägung der Ägypter vor der Ptolemäer-Zeit veranlasste). Und schlägt die Römer aufs Haupt, was ihm aber nicht bekommt (Pyrrhus-Sieg).
7. Die Römer wiederum, nicht blöd, den Machtkreislauf erlernt man schnell, machen was? Sie fangen endlich (!) auch - so Plinius als schöne Quelle - mit der Münzprägerei in edlem Metall an, und können sich damit ihrerseits die Söldner kaufen (weshalb sie auch ziemlich exakt im griechischen Münzfuß prägten), die sie brauchen und als Pyrrhus dann verschwunden war, ihrerseits überall dort als Tributzahlung wieder abholen können, wohin sie die Stiefel ihrer tüchtigen Legionäre tragen.
* Edelmetall und Erleichterung des Handels (Tauschmittel dann)? Was haben denn die Römer ab urbe condita (753 BC) jahrhundertelang getrieben? Anschreiben lassen?
* Eigentum und Geld? nachdem Romulus im 8. Jh. die Roma quadrata als Privat-Eigentümergesellschaft institutionalisiert hatte, dauerte es fast ein halbes Jahrtausend, bis es in Rom zur Geldentstehung (Edelmetall) gekommen war. Klasse, fast 500 Jahre ohne Missernten (die H/S-These, Stichwort Notlage, zur Eigentumsbelastung und ergo Geldentstehung, stimmt so ganz sicher nicht - oder ist das Geheimnis der Missernten-Vermeidung in den pyrrhischen Wirren verschwunden?).
Alles Märchen, nichts als Märchen.
6. Und überhaupt's die Griechen, die den Dreh mit der Produktivität der Macht schon früher als die Römer gefunden hatten. Prof. Eva Kreisky (Wien):
Krieg galt in der griechischen Antike als die Kunst, sich durch Gewalt zusätzliche Existenzmittel zu verschaffen, während der Friede die Kunst war, das Errungene zu genießen.
Also nachgerade und im wahren Sinn des Wortes klassisch!
Dazu Hinweis auf Yvon Garlan, Der Mensch und der Krieg, in: Der Mensch der griechischen Antike (1993), daraus:
Da die wirtschaftliche Erschließung und Entwicklung des Landes im Wesentlichen auf der Anwendung 'außerökonomischen Zwangs' beruhten, mußte der Krieg als rationales Phänomen erscheinen ...
Mein Reden, auch wenn es die Friedens- und Tauschwirtschafts-Freunde ungern hören. Was gibt es rationaleres als Macht (für dessen Halter) oder Krieg (für den Gewinner)?
Und Garlan: Der Krieg blieb der große Geburtshelfer der politischen Gemeinwesen und es lag in ihrer Struktur, daß diese fortwährend sowohl im Innern vom Militär in Spannung gehalten als auch von außen durch Krieg bedroht wurden.
Und ihrerseits mit Krieg bedrohten - dazu nochmals sehr empfehlenswert der schöne Melier-Dialog bei Thukydides. Rationaler als die Athener kann man nicht argumentieren. Die Waffenmacht ist DIE ökonomische Trumpfkarte, die nicht zu stechen ist - außer durch noch mehr Waffenmacht.
6. Was war 216 BC? Bekanntlich die Katastrophe von Cannae. Da die Blüte der römischen Jugend tot auf dem Schlachtfeld lag, mussten die eigenen Reihen dringend mit Soldtruppen aufgefüllt werden. Das Edelmetall dazu schickt bekanntlich Hieron von Syrakus - und siehe da, die Römer prägen nach ihrer schwärzesten Stunde Goldmünzen (ausführlich u.a. R.-Alföldi). Das war also, als hätte Hitler nach Stalingrad seine Truppen mit Schweizer Söldnern aufgefüllt, die für ihre Dienste selbstverständlich Gold gefordert hätten.
6. Auf die Münzfunde in Norddeutschland, Ost- und Nordeuropa (die bekannten islamischen Gepräge in Horten auf den Lofoten! wurden schon oft genug erwähnt) muss nicht erneut hingewiesen werden. Die Interpretation, dass die Nordvölker (Gotlands Goten) bis nach Baktrien Güter (und nicht etwa Söldner) exportiert hätten, ist nachgerade lächerlich. … wo doch die Strände bei Catania (Simetit) und am Schwarzen Meer (Rumänit) voll dieses Luxusgutes waren - ich darf doch bitten.
Sorry, aber dieser kleine Exkurs musste sein.
Gruß!
PS: Ich versuche, auf- und abzuarbeiten und bitte um Geduld.
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Vllt. kann ein Forist dottores Ausführungen ja doch noch widerlegen und Gruß - Ostfriese