Will keinen neuen Thread aufmachen: Warum gibt es, verdammt nochmal, keinen funktionierenden E-Gebrauchtwagenmarkt?
Ich war ja im Juli diesen Jahres auf der Suche nach einem neuen Auto und habe auch die Anschaffung eines E-Autos in Erwägung gezogen.
Ich bin der klassische Gebrauchtwagenkäufer von Leasing-/Dienstwagen, die nach 3 Jahren und 80.000 bis 120.000 km abgestoßen werden.
Ich war seinerzeit beim nächstgelegenen BMW-Händler und da hat der ganze Hof voll mit Jahres- und jungen Dienstwagen gestanden. BMW iX1 / iX3 oder i5. Preise ab 52.000 EUR aufwärts. Und siehe da, als ich jetzt mal wieder dort war, stehen die Autos immer noch auf dem Hof. Die verlieren doch jeden Monat an Wert!
Da meine Schmerzgrenze für einen gut ausgestatteten Leasingrückläufer 5er Touring (AHK, Leder, Automatik, HUD, ...) bei 30.000 Euro liegt, kommt ein E-Auto überhaupt nicht in die engere Wahl, wenn es da erst oberhalb von 50.000 Euro losgeht.
Weil ich auch noch das Risiko des Batterieverschleißes/Totalschadens trage, muss ein E-Auto zwingend erheblich preiswerter als ein vergleichbarer Verbrenner sein. Oder der Hersteller gibt eine umfassende Garantie auf die Batterie beim Kauf hinzu.
Dieser Aspekt eines nicht in Ansätzen funktionsfähigen Gebrauchtwagenmarktes kommt bei der Diskussion um E-Mobilität abgesehen vom umständlichen Handling eines E-Autos viel zu wenig zur Sprache.
Die Hersteller/Händler/Leasinggeber sind zwingend darauf angewiesen, dass das, was oben in die Pipeline an Neuwagen hineingegeben wird, auch unten den Gebrauchtwagenmarkt wieder verlässt.
Die ganzen Dienstwagen, die mit der Förderung vor 3 Jahren in den Markt gedrückt worden sind, kommen nämlich jetzt schon wieder auf den Gebrauchtwagenmarkt und verstopfen die Höfe der Händler, weil sie keine Abnehmer finden.
Der gestrige Einbruch der BMW-Aktie nach Bekanntgabe einer 84%igen Gewinnreduktion ist nämlich auch im Zusammenbrechen der ganzen Leasingmodelle zu sehen. Die kalkulierten Restwerte müssen nämlich alle abgeschrieben werden.
Die meisten Autos werden in Deutschland privat als Gebrauchtwagen gekauft. Und den E-Auto-Gebrauchtwagenmarkt meiden die Käufer aus den geschilderten Gründen wie der Teufel das Weihwasser.
Und wenn sich bei den Neuwagenkäufern von E-Mobilen erstmal herumgesprochen hat, dass sie ihre Gebrauchtwagen gar nicht oder nur zu sehr niedrigen Preisen losschlagen können, dann nehmen auch viele E-Neuwagenkäufer wieder Abstand von der E-Mobilität. Bis auf die Kundschaft, denen der finanzielle Verlust sowieso egal ist.
Wenn es allerdings beim Verbrennerverbot bleibt, dann wird den meisten wohl langfristig der Umstieg auf das Lastenfahrrad nicht erspart bleiben.
Gruß Plancius
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"Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad an Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand." ARTHUR SCHOPENHAUER