Ein paar Eindrücke nach einem kurzen Urlaub in Polen

Plancius, Dienstag, 13.08.2024, 09:42 (vor 73 Tagen)4703 Views
bearbeitet von Plancius, Dienstag, 13.08.2024, 09:45

Ich bin mal ein paar Tage in Polen gewesen, u.a. auf der Insel Wollin, gleich östlich anschließend an Usedom.

Das Preisniveau gleicht sich immer mehr an Deutschland an. Auf dem Campingplatz kostet der Stellplatz für 2 Personen incl. Strom mittlerweile auch 40 EUR. Grob gerechnet kann man sagen, dass es über alle Preise hinweg ca. 20% billiger ist als bei uns.

Die polnischen Ostseeorte unterscheiden sich im Flair ziemlich stark von unseren Hochburgen von Boltenhagen bis Ahlbeck. Geht es bei uns doch ziemlich beschaulich zu, ist es in Polen wie auf dem Rummel, die Vergnügungsmeilen der Badeorte sind voll mit allerlei Attraktionen. Jede Menge Restaurants, Autoscooter, Hüpfburgen, Schießstände, virtuelle Realitäten und all das, was man sonst auch auf dem Rummel findet. Das ganze Angebot wird aber gern angenommen, alle Attraktionen sind voll mit Kindern und Erwachsenen.

Die gesellschaftlichen Unterschiede sind auffälliger als bei uns. Einerseits sieht man viele Mercedes AMG, Porsche, Bentley, Ferrari, auf der anderen Seite kommen noch viele Touristen mit Bus und Bahn. Die öffentlichen Verkehrsmittel fahren pünktlich und in kurzen Taktzeiten.

Wie in sozialistischen Zeiten verbringen viele Kinder und Jugendlichen als Pfadfinder ihre Ferien in Camps an der Ostsee. Man sieht immer wieder Pulks von Pfadfindern in ihren Uniformen durch die Orte oder den Wald streifen.

Die Hundeplage ist mittlerweile auch in Polen angekommen. Kaum ein Pärchen, dass beim Stadtbummel nicht ein, zwei oder drei Designerhunde an der Leine hat. Die Hunde werden auch an den Strand mitgenommen. Es gibt keinen separaten Hundestrand.

Von den einst sprichwörtlich schönen polnischen Frauen ist leider auch nicht mehr viel übriggeblieben. Die Polen sind mittlerweile annähernd genauso übergewichtig und unansehnlich wie ihre Landsleute jenseits der deutschen Grenze. Die Eltern füttern ihre Kinder auch schon zu kleinen Michelin-Männchen heran. Allerdings erinnert der Kleidungsstil noch an slawische Gefilde. Im allgemeinen sind die Menschen, insbesondere der weibliche Part besser gekleidet als bei uns, viele Frauen und Mädchen tragen Kleider.

Im Hotel- und Gaststättengewerbe scheinen die Ukrainer das Sagen zu haben. Man sieht auffällig viele ukrainische Autos. Vor den Restaurants parken oft ukrainische Protzkarren. So gut wie jedes Restaurant bietet ukrainische Gerichte an. Hier und da gibt es auch komplett ukrainische Restaurants.

Schon vor dem Ukraine-Krieg hat Polen viele ukrainische Arbeitskräfte in Hotels, Restaurants und in der Landwirtschaft beschäftigt. Mit Beginn des Krieges sind dann viele Ukrainer nach Deutschland abgewandert, weil es hier mehr Geld für Nichtstun gibt als wenn sie in Polen den ganzen Tag auf dem Acker, im Stall oder der Küche arbeiten. Die Ukrainer werden jetzt zum Teil durch Moldawier ersetzt.
In den grenznahen Räumen zu Deutschland sind viele Ukrainer in Deutschland als Flüchtlinge registriert, arbeiten aber trotzdem weiter in Polen. Die gesamte deutsche Sozialpolitik ärgert die Polen, weil die Ukrainer zusätzlich zu ihrem polnischen Verdienst noch deutsches Bürgergeld erhalten und dadurch ein Einkommen weit oberhalb der polnischen Mittelschicht haben.

In Polen wird viel gebaut, es wird massiv in den Ausbau der Straßen und Schienenwege investiert. Überall sieht man Bauschilder mit dem EU-Logo. Allerdings scheint das polnische Baurecht ziemlich liberal zu sein. Überall sieht man Schilder, wo man Grundstücke kaufen kann. Die Bauern scheinen nicht mehr an ihrem Land zu hängen, sie wollen es loswerden und Kasse machen. Egal wo man ist, werden wild Häuser, Ferienobjekte und Protzvillen gebaut. Dadurch wird die Bautätigkeit nicht auf kompakte Ortschaften begrenzt, sondern das Land wird zunehmend zersiedelt. Mit all den Nachteilen, wie z.B. hohe Kosten für E-Anschlüsse, Wasserversorgung, Abwasserentsorgung, Straßen- und Gehwegbau.

Die Entwicklung in den polnischen Großstädten erinnert an Ostdeutschland in den 90er und Nuller-Jahren. Sie sind aufgehübscht, aber auch hier ist die beginnende kulturfremde Einwanderung analog zu Ostdeutschland vor 20/30 Jahren nicht zu übersehen.

Die Polen sind sehr darauf bedacht, den Anschluss an den Westen zu schaffen bzw. ihn zu überholen, um damit einen tief ins polnische Bewusstsein eingebrannten Komplex aus der Welt zu schaffen. Dafür haben sie in der letzten Wahl Donald Tusk, einen ziemlich radikalen EU- und NATO-Verfechter ins Amt gehievt. Ich vermute, die Polen werden es ähnlich wie die Ostdeutschen mit einigen Jahren Verspätung durch kulturfremde Immigration und die Unterminierung traditioneller polnischer Werte zu bezahlen haben.

Meines Erachtens läuft auch in Polen der EU-Zug wie im Rest EU-Europas. Mit dieser Entwicklung ist auch Polen verloren. Das sollten all jene bedenken, die glauben, durch eine Auswanderung nach Polen dem deutschen Irrsinn entfliehen zu können.

Gruß Plancius

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"Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad an Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand." ARTHUR SCHOPENHAUER


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