ich habe meine russische Staatsanleihe abgeschrieben

Ötzi, Donnerstag, 20.06.2024, 00:25 (vor 102 Tagen) @ Martin1566 Views
bearbeitet von Ötzi, Donnerstag, 20.06.2024, 00:29

Nur mal so aus Sicht eines Kleinanlegers, dessen russische Anleihen seit 2022 fällig waren und deren Wert im Depot auf Null steht. Zuerst mal weiß ich nicht so genau, ob aufgelaufene Zinsen und die Rückzahlung noch auf Konten der russischen Zentralbank oder von Euroclear (verwaltet > 30 Billionen Vermögen) liegen. Lägen sie nun noch bei der russischen Zentralbank, könnte Russland im Zuge eines EU-Diebstahls Gleiches mit Gleichem vergelten und die paar Rubel konfiszieren. Von wem könnte ich dann Schadensersatz fordern? Und falls das nicht möglich wäre, wie könnte ich den Verlust steuerlich geltend machen, an dem dann letztlich auch das deutsche Steueraufkommen beteiligt wäre.

Ähnliche Fragen gäbe es doch auch sicher bei westlichen Banken oder Firmen. Kann man auf Schadensersatz klagen, unter welchen Umständen können Verluste abgeschrieben werden, usw.. Wer ist überhaupt rechtlicher Ansprechpartner, wenn aufgrund Europäischer Konfiszierungen russische Institutionen adäquat reagieren? EU Kommission? Für Deutsche die deutsche Regierung? Oder wird man auf Russland verweisen?

Zugleich müsste man damit rechnen, dass russische Betroffene vor internationalen Gerichten klagen, was ein sehr langwieriger Prozess mit ungewissem Ausgang sein könnte. Und was ist, wenn es einen Friedensvertrag mit der Ukraine gibt, an dem Europäische Institutionen nicht direkt beteiligt sind? Noch größerer Tohuwabohu?

Das dürften nur ausgewiesene Juristen und Finanzfachleute noch einigeraßen überschauen.


Hallo Martin,

ich habe ebenfalls eine russische Rubel-Staatsanleihe, die im Sommer 2023 fällig wurde bzw. geworden wäre.
Auf Anfrage teilte mir meine Depotbank mit, dass ich sie weder übertragen noch ausbuchen noch sonst was kann. Den Wert habe ich gedanklich schon längst abgeschrieben und betrachte es als eine Spende an die russische Föderation. Nervig ist allerdings, dass mir im Depot ständig ein Wert dafür angezeigt wird von ca. 80% des Nennwertes, und dieser schwankt immer je nach Entwicklung des Rubels. Diesen muss ich immer gedanklich vom angezeigten Gesamtwert meines Depots abziehen, um zu wissen, wieviel der tatsächliche Depotwert ist.
Zweitens frage ich mich, wie das langfristig weitergehen soll. Was passiert beispielsweise, wenn ich das Depot leerräume (bis auf diese Anleihe) und dann kündige. Geht das dann nicht, weil das Depot ja nicht leer ist? Muss ich dann auf ewig Depotgebühren zahlen? Was ist, wenn sich später auch das Erbe des Depots nicht ausschlagen lässt. Dann geht eventuell in einigen hundert Jahren ein Nachfahr von mir in Privatinsolvenz, nur weil er immer noch die Depotgebühren für das Depot mit der nicht ausbuchbaren Rubelanleihe bezahlen muss.

Und Martin,

die vielen Fragen, die du dir und uns Gelben stellst bezüglich aufgelaufenen Zinsen, Schadenersatzforderungen etc., kannst du dir meiner bescheidenen Meinung nach sparen, da wir in keinem Rechtsstaat mehr leben. Die Zeit investiert du besser, indem du dir überlegst, in welche nicht bzw. schwer konfiszierbaren Anlagen du einen Teil deines verbliebenen Vermögens verschiebst. Damit meine ich physisches Metall, Kryptowährungen, Werkzeug, Schmuck, Kunst, Oldtimer etc. pp.


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