Die Lage erkennen
Hallo Olivia,
Du schreibst meistens impulsiv und emotional, vielleicht wäre es ratsam, manchesmal erst die Lage zu erkennen und den eigenen Standort zu bestimmen.
Das Gegreine der (West-)Medien über Israels 'Überreaktion' hat Tradition, diesesmal war es nur dem ersten Schock des Terrors vom 7.10. zu 'verdanken', daß ca. 1 Woche Ruhe war mit den völkerrechtlichen Ratschlägen und den Aufforderungen, doch bitte mit Mördern zu verhandeln. Kaum sind die ersten Schocks verdaut, kann die Arab-Prop schon wieder punkten, Israel muß sich rechtfertigen, gemeine Mörder zu verfolgen, und alle sind sich einig, daß ja Verhandlungen die beste Sache der Welt sind, und Israel ist sowieso ein xxx-Staat (kannst alles einsetzen, was Du willst: totalitär, apartheid, faschistisch, ... blablablubb).
Lageerkennung setzt voraus, daß man die Lage nüchtern betrachtet. Das impliziert, daß man vom Jetzt-Zustand ausgeht und nicht immer wieder bei Adam+Eva anfängt. Dazu sollte man als gegeben akzeptieren, daß der Staat Israel seit 1948 (und als einer der wenigen direkt von der UNO) anerkannt ist. Die Historie davor und die Gründe, weshalb es dazu gekommen ist, sind interessant für Geschichtswissenschaftler, aber von keinerlei Relevanz in der jetzigen Situation. (Einschub: ich hätte auch gern den Bauernhof der Verwandschaft mütterlicherseits in Mähren gesehen, oder wäre froh, wenn die Verwandtschaft im Elsaß die deutsche Staatsbürgerschaft hätte - blablablubb).
Dieser Staat hat (wie alle Staaten) viele Fehler gemacht, aber er hat aus einem wüsten Land durch die Tat- und Schaffenskraft seiner Bürger ein blühendes Land geschaffen, und er hat ein offenes (im Gegensatz zu seinen Nachbarn) Gebilde gebaut, in dem auch nicht-jüdische Araber durchaus Israelis sein können. Soviel zu Apartheid. Vielleicht ist dieser Staat deshalb immer wieder das Ziel seiner Nachbarn. Neid ist ein schwer zu unterdrückender Charakterfehler.
Sei's drum, ich möchte keinesfalls Partei ergreifen. Wie gesagt, auch die Israelis haben haufenweise Fehler gemacht. Ich möchte nur darauf hinweisen, daß sie wenigstens über ihre Fehler debatieren und sich (auch im vorliegenden Fall 'Gaza') durchaus Gedanken über ihre Vorgehensweise machen.
Damit sind wir beim Punkt: die Lage erkennen. Israel wurde angegriffen, darauf sollten wir uns einigen können, oder? Der Angriff war brutal, und der Angriff galt keinen besonderen Zielen, sondern allein dem Zweck, möglichst viele 'Juden' zu töten (und schlimmeres vor dem Tod). Was soll nun die Antwort sein? Alles, was Israel nun tun wird, wird von allen Seiten, Wertewesten, Arabern, Palästinensern, Rußland, China, Iran, von allen wird es durch den Verhältnismäßigkeitsfleischwolf gedreht. Eigentlich wird von allen ausgedrückt: Israel, schön, daß es Euch gab, aber Ihr geht besser still und heimlich sterben, das wäre am besten für unser aller Gewisssen. Bitte wehrt Euch nicht länger!
Es ist billig, hier die Bibel (resp. die Thora) zu bemühen mit 'Auge um Auge'. Wenn Israel sich nicht wehrt, ist es schlicht nicht mehr existent. (Das sollte sich manch Europäer auch mal zu Gemüte führen, welche historischen Funktionen da gerade abgerufen werden).
Ein weiterer Gedanke: wenn man Deutschland in Generationen- und Sippenhaft nimmt für die Taten von 12 Jahren, wie verhält es sich mit der Agonie der Arab-Palis seit 1948 bis heute? Und warum wollen die arabischen Nachbarn diesen Leuten, außer sie in Lagern auf ihrem Staatsgebiet zu halten, nicht helfen? (Heute nicht mal das, Ägypten will keine Pali-Lager im Sinai wegen Terrorgefahr). Und warum vermehrt sich ein Flüchtingsvolk um eine 10er-Potenz auf der Flucht?
Letzter Gedanke: gleich wie in der Ukraine, die Bonzen der Palästinenser sind sicher irgendwo untergebracht, die Milliardenhilfen kommen nicht dort an, wo sie gebraucht werden, was nicht in der Korruption verschwindet, verpufft im Militärischen. Wer das Leid trägt, sind die kleinen Leute.
Jetzt sind wir wieder in der Universalhistorie - so war's schon immer. Aber bitte nicht diesen verschleierten 'Judenhaß' so ungeprüft auf den Staat Israel anwenden. Der ist bei weitem das größte Opfer in der unsäglichen Geschichte des Nahen Ostens.
Gruß
Bergamr
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Ehrlich schade für die Heimat! Endgültig verloren seit Sommer 2015 ...