Nein, so einfach kann man es nicht erklären.

eesti, Schwedt und Cranz(Ostpreußen), Sonntag, 20.08.2023, 10:32 (vor 848 Tagen) @ XERXES2724 Views
bearbeitet von eesti, Sonntag, 20.08.2023, 10:42

Schon Deine Aussage, daß es Rußland egal ist, wie der Rubel in Frankfurt.. gehandelt wird, ist daneben.
Putin hat die NB-Chefin
https://de.wikipedia.org/wiki/Elwira_Sachipsadowna_Nabiullina
wegen der Rubelschwäche heran zitiert, worauf der Leitzins auf 12% angehoben wurde.
Der Rubelkurs bildet sich doch unabhängig von irgendwelchen Handelsbeschränkungen trotzdem im Markt ueber Drittwährungen, beispielsweise ueber das Paar Rubel-Yuan und Yuan-Euro.
Und so ganz nebenbei kann man in Rußland jederzeit an Wechselstuben oder mit seiner Bankkartenapp munter Rubel gegen Euro, Dollar oder Yuan tauschen.
Wie in Erstbeitrag berichtet kommen hier eine Reihe von Gruenden zusammen, die zur Rubelabwertung fuehrten.
1. Exporte
Die Einnahmen brechen ein, weil die Weltmarktpreise fuer fast alle russischen Exportgueter massiv gefallen sind, teilweise, wie beim Erdgas um 90%.
https://tradingeconomics.com/commodity/eu-natural-gas
Dazu kommen erhöhte Logistikkosten, denn viele Frachter werden zu höheren Kosten angemietet oder duerfen Zwischenauftankstationen nicht anfahren, werden nur zu höheren Gebuehren versichert und die Fracht wird unter Weltmarktpreis verkauft, besonders beim Erdöl in aller Munde.
Einige Produkte leiden nicht nur an einer Preisreduzierung, sondern auch an einer Mengenkontraktion (hauptsächlich Erdgas, aber auch Steinkohle und wohl auch Eisenerz und Stahlprodukte und Duengemittel.
2. Importe
Imprtpreise haben sich durch höhere Logistikkosten deutlich erhöht, das ist derzeit aber kein Grund fuer die Rubelschwäche, denn die Situation hat sich seit Boykottbeginn nicht wesentlich verändert.
Aber jetzt spielt sich viel ein, einiger Importstau durch Kaufzurueckhaltung der Russen löst sich auf.
China liefert jetzt vermehrt Autos und Autoteile als Substitution fuer eingestellte europäische Produktion und Lieferungen. Das wirkt sich natuerlich finanziell in der Außenhandelsbilanz aus.
Der Handel mit China spielt sich immer mehr ein.

Hier ein Beispiel aus Königsberg:

"Autoprod. wird in Königsberg hoch gefahren
Die Kosten für JMC-Autos, deren Produktion bei Avtotor begann, werden bei zwei Millionen Rubel (ca.20.000€) liegen. Der endgültige Preis hängt von den Anforderungen der Verbraucher ab. Dies teilte der Präsident und Generaldirektor der Avtotor Auto Holding LLC, Evgeny Petukhov, Journalisten mit.

Er betonte, dass Avtotor eine sehr kundenorientierte Produktion hat. "Es ist auf jeden Fall billiger, als wenn der Verbraucher ein ähnliches Produkt auf dem ausländischen Markt findet und importiert. In diesem Fall optimieren wir die Logistikprozesse, arbeiten mit lokalen Lieferanten zusammen und können dem Verbraucher so das Produkt anbieten, das er benötigt, und das zu einem günstigeren Preis", erklärte der Präsident und CEO von Avtotor Auto Holding LLC.

Die Produktion chinesischer Nutzfahrzeuge JMC wurde am Mittwoch, den 16. August, aufgenommen. Drei Modelle wurden in der Fabrik vom Band genommen: der kompakte Urban Carry, der universelle Conquer und der Pickup Vigus.

Generell begann die Produktion chinesischer Autos an den Avtotor-Standorten im Jahr 2023. Jetzt montiert das Werk BAIC-, Kaiyi- und SWM-Maschinen. Darüber hinaus baut das Unternehmen im Rahmen eines speziellen Investitionsvertrags mehrere neue Unternehmen in Kaliningrad..."


3.Tourismus
Russen machten zu Kriegsbeginn kaum noch Urlaub im Ausland, zumal man Russen in Westeuropa drangsaliert (Beschlagnahme von Touristenautos durch eine deutsche Zollbehörde); extrem langsame Grenzabfertigung z. B. bei der Einreise aus Königsberg nach Polen durch den polnischen Zoll mit Wartezeiten von teilweise ueber 24h ohne Toiletten im Niemandsland, ohne Essen, Trinken; das schreckt dann besonders Familien mit kleinen Kindern ab.
Gängige Kreditkarten können durch Russen im Ausland nicht genutzt werden.
Erst jetzt hat sich durch Nutzung bspsw. durch chinesische Karten oder Vermittler mit Drittstaatenkonten alles wieder halbwegs eingespielt.
Der Inlandstourismus wurde durch Gutscheine und Steuererleichterungen erheblich gefördert.
Derzeit boomt der Tourismus ins Ausland ex Europa wieder, vornehmlich nach Asien.
Das kostet viele Devisen.

4. Innerrussische Ursachen
Kriegs- und Kriegsfolgekosten steigen massiv.
Das Haushalsdefizit ist erheblich gestiegen, denn die Investitionen in die Ausweitung der Kriegsproduktion kosten viel Geld, die Soldaten und ihre Hinterbliebenen werden gut bezahlt und stark unterstuetzt, die Inflation und Zinsen waren tief und animierten zu Kreditaufnahmen auch im konsumtiven Bereich.
Das fuehrte zwar zu gutem Wirtschaftswachstum, das aber zu einem nennenswerten Teil auf Pump finanziert wurde.
Viele Sozialzahlungen außer der Reihe, um das Volk ruhig zu halten...

5. noch viele weiter Gruende, die nachfolgende Foristen gern ergänzen duerfen.

--
MfG
LR

Alles ist ein Windhauch.


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