Leserkommentar zum Mross Video

Manuel H., Sonntag, 12.03.2023, 01:23 (vor 406 Tagen) @ Vatapitta1560 Views

9 Stunden (bearbeitet)
Bin selber seit 2001 Tauchlehrer, 3000 Tauchgänge mit Spezialausbildung im technischen Tieftauchen bis 60 Meter.
Für ein Tauchgang in einer tiefe von 70-90 m in der Ostsee bedarf es bei weitem mehr Training als ich selber habe.
Kälte, Dunkelheit, Ströhmung, Narkose, Sauerstoffvergiftung, Mischgase, Tauchzeiten, Dekompressionszeiten, spezielle Tauchausrüstung, Oberflächen Verhältnisse etz etz. Jetzt kommt aber erst das Beste, 500 kg Sprengstoff da runter zu bringen, an einer Pipeline anzubringen mit Fernzünder etz. ist ungefähr so schwierig wie eine Mission außerhalb der ISS Raumstation. Das verdoppelt oder vervierfacht das Risiko und den nötigen Ausbildunstand. Ohne das davor mehrfach in realen Verhältnisse simuliert und geübt zu haben kommt das einem Selbstmord gleich.
Durch die Arbeit entsteht viel mehr Grundzeit, mehr Atemgase wie Helium und Sauerstoff werden benötigt. Unzählige Deko Tauchflaschen, die der Taucher nicht mehr selber mitführen kann müssen in verschiedenen Tauchtiefen gelegt werden. Da der Taucher da unten arbeiten muss (sich bewegen) kann er nicht 20 Tauchflaschen mit sich führen deshalb liegen die nötigen Atemgase zur Dekompression in verschiedenen Tiefen an Leinen damit der Taucher beim Aufstieg das richtige Atemgas in der Deko Phase nutzen kann.
Ein kleiner Fehler in dieser Tiefe und die wahrscheinlichkeit zu verunfallen oder zu sterben liegt bei 99%. Allein die persönliche Psyche eines Menschen muss mehr als Top sein, hart wie die eines Navy Seals für so eine Mission. Für 100 Millionen Euro würde ich mein Leben da nicht riskieren wollen. All das muss dann an der Oberfläche wirklich Minute für Minute geplant werden, Gase gemischt und individuell auf die Tauchzeit und Tiefe abgestimmt werden. Das Tauchteam muss aufeinander abgestimmt sein, jeder muss den anderen sein Leben anvertrauen können, sprich das Team muss unter solchen umständen trainiert sein wie die Fußballmannschaft von Man U, 2. Liga ist nicht mehr.
So ein Tauchgang kann locker, ohne Planungsphase, mehrere Stunden dauern und danach darf der Taucher bis zu 24 Stunden nicht mehr Tauchen um das überschüssige Gas im Gewebe zu eliminieren sonst läuft er Gefahr die Caisson Krankheit zu entwickeln (Dekompressionskrankheit). Die Tauchen auch nicht gleich mit Sprengstoff, erst werden Probe Tauchgänge gemacht. die Ausrüstung muss geprüft werden, Leinen mit Deko Gas in verschiedenen Tiefen angebracht werden, mind. eine Leine zur Pipeline muss gelegt werden um den Weg da runter später ohne Zeitverlust zu machen oder von der Strömung weg getrieben zu werden. Das alles in ein paar Tagen an 3 Stellen bei diesen Verhältnissen ist UNMÖGLICH!!!
Da es auf hoher See keine Möglichkeit gibt, Ersatzteile zu bestellen, muss der ganze Klump zweimal an Bord sein, um bei technischen Defekten (die bei so viel Ausrüstung zu 100% auftreten werden) Geräte reparieren zu können, ohne dabei die Mission abzubrechen zu müssen, Das ankarren von Tauchflasche/Atemgase, Kompressoren und Spezialausrüstung wäre jedem Deppen am Hafen aufgefallen (wir Sprechen hier von LKW Ladungen, sowas passt in keine 10 Autos) und hätte von vielen spezialisierten Tauchshops in der Umgebung geliehen werden müssen da kein Individuum ausser das Militär so viel Klump privat besitzt oder einfach mal so auf Amazon kauft.
Die Kompressoren für das Atemgas können nicht einfach in eine Steckdose gesteckt werden, der Generator an Bord einer Yacht ist gar nicht darauf ausgelegt diese Kompressoren zum laufen zu bringen, das übersteigt bei weiten, die Leistung der Schiffs Generators. Ich könnte noch Stunden Punkte aufzählen warum das ganze unmöglich ist, wir sprechen hier nicht von einem 40 Minuten Tauchgang an einem Riff am Roten Meer in 20 Meter tiefe, bei 30 m Sicht und 24 Grad warmen Wasser. Der Unterschied ist vergleichbar mit einem Sportpilot im Vergleich zu einem Raumfahrer der aussen an der ISS Raumstation arbeiten muss.
Wer sich mit technisch Tauchen auskennt weiß genau das sowas nur mit Robotern/Miniunterseebooten und hoch entwickeltem Spezialgerät der Armee möglich ist von dem wir als Otto Normalverbraucher wahrscheinlich nicht mal wissen das es das gibt. Selbst wenn die das alles gehabt hätten und auch das Training etz, bleibt die Tauchphysik (Naturgesetz) und die Tauchphysiologie, das sind Konstanten an denne es nichts zu Rütteln gibt. Dies würde es 4 - 5 Tauchern in so kurzer Zeit, auf einem normalen Schiff das nicht für technisches Tieftauchen ausgelegt ist, unmöglich machen so eine Mission durch zufuehren!!! Es geht einfach nicht!!! Das die Amis mit so einer Lüge davon kommen können liegt daran das nicht viele Menschen sich mit der Materie des technisches Tieftauchens auskennen.

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vor 18 Stunden
alle Achtung!!!! Das nenne ich mal eine fundierte Aussage. Ich selbst ausgebildeter Sprengtaucher, unter den legendären Oberstleutnant Hans-Jürgen Przybysz, bin da zu tausend Prozent bei dir.


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