Ob Putin sich ein Zaudern diesmal leisten kann?
Es scheint neben ihm in der Nomenklatura Leute zu geben (u.a. Medwedew), die eigentlich eine noch härtere Gangart gegenüber dem Westen wünschen.
Die interessanteste Passage finde ich die, wo Olga Baysha die Ansicht äußert, dass Russland bereits 2014 hätte eingreifen sollen. Das ist auch die vorherrschende Meinung im russisch-patriotischen Umfeld. Putin gilt da als der Zauderer.
2014 war Russland nicht in der Lage wie heute und hätte ein Sanktionsregime wie jetzt nicht so weggesteckt. Seit dem Abkommen Minsk2 2015 gab es quasi einen Wettlauf zwischen der westlichen Aufrüstung der Ukraine und der eigenen Ertüchtigung für einen kommenden Konflikt.
Richtig ist sicher, dass die Entwicklung der letzten 8 Jahre in der Ukraine dem Westen in die Karten gespielt hat. Die Illusionen die man den Ukrainern verkauft hat verblassen nicht so schnell. In diesem Sinne, denke ich auch, dass Russland gar keine andere Wahl hat, als in Kiew eine Marionetten-Regierung zu installieren. Die Frage ist ob das mit dem Zauderer Putin zu machen ist?
Solche Entscheidungen fällt Putin wohl nicht allein. Der Glaube, daß der WerteWesten sich an Verträge und Absprachen hält, ist zudem ein bisschen erschüttert.
Wenn man Prophet spielen darf: Die Front am Donbas hält vielleicht noch 5-6 Wochen, danach geht alles in einen zügigeren Bewegungskrieg über. Vom Westen werden die Forderungen nach Waffenstillstand und Verhandlungen jetzt immer dringender. Die Russen werden weitermachn unter dem Hinweis, daß ihre Forderungen ja auf dem Tisch liegen. Spätestens wenn Odessa und Charkow gefallen und der Dniepr überschritten sind, wird in Kiew die Ordnung zusammenbrechen.
Diese Entwicklung ist aufgrund der logistischen und materiellen Überlegenheit der Russen absehbar. Um Leid und Elend abzuwenden, geböte es die Vernunft, Zelensky zur Kapitulation unter Sicherstellung seiner persönlichen Sicherheit zu bewegen. Ein erstes Signal wäre die Einstellung der Waffenlieferungen, die den Konflikt nur verlängern. Allerdings würden damit alle Narrative des WerteWestens aufgegeben, was eine weitere schwere Niederlage nach dem Abzug aus Afghanistan 2021 wäre. Vor den Kongresswahlen im November kann Biden sich das gar nicht leisten, denn die Demokraten würden dann vermutlich komplett untergehen.
Die Kernfrage bleibt: Wie wird der Westen mit der absehbaren Niederlage umgehen? "Europe cannot survive without Russia!" meint Gonzalo Lira ...
Grüße