Der wirkliche Selenskij: vom prominenten Populisten zum unpopulären Neoliberalen im Pinochet-Stil
Bei OVERTON gibt es einen lesenswerten Artikel zum aktuellen Führer der Ukraine.
Die ukrainische Wissenschaftlerin Olga Baysha schildert, wie Wolodymyr Selenskij eine weithin abgelehnte neoliberale Politik verfolgte, wie er Rivalen unterdrückte und wie sein Handeln den aktuellen Krieg mit Russland anheizte.
Quelle: https://overton-magazin.de/krass-konkret/der-wirkliche-selenskij-vom-prominenten-populi...
Wolodymyr Selenskij, ein Comedian, der 2019 in das höchste Amt des Landes aufstieg, war dem Durchschnittsamerikaner so gut wie unbekannt, außer vielleicht als Kleindarsteller im Theater um die Amtsenthebung von Trump.
Doch als Russland am 24. Februar 2022 die Ukraine angriff, wurde Selenskij plötzlich zu einem Top-Prominenten in den US-Medien.
Die amerikanischen Nachrichtenkonsumenten wurden mit Bildern eines Mannes bombardiert, der von den tragischen Ereignissen überwältigt, möglicherweise überfordert, aber letztlich sympathisch wirkte.
Es dauerte nicht lange, bis sich dieses Bild zu einem unermüdlichen Helden in Khaki-Bekleidung wandelte, der eine kleine, winzige Demokratie regiert und die Barbaren der Autokratie aus dem Osten im Alleingang abwehrt.
Ja, die Khaki-Militär-Klamotten fallen auf und diese suggerieren Entschlusskraft und Kampfbereitschaft. Hollywood ist also immer dabei.
Doch wie schaut es mit den Fakten aus?
Doch hinter diesem sorgfältig gezeichneten Bild der westlichen Medien verbirgt sich etwas viel Komplizierteres und weniger Schmeichelhaftes.
Selenskij wurde mit 73 Prozent der Stimmen gewählt, weil er versprach, sich für den Frieden einzusetzen, während der Rest seines Programms vage blieb.
Am Vorabend der Invasion war seine Zustimmungsrate jedoch auf 31 Prozent gesunken, weil er eine zutiefst unpopuläre Politik verfolgte.
Donnerlittchen! Für den Frieden?
Im nachfolgenden Interview gibt es dazu spannende Hinweise.
Die gute Frau Baysha stellt zu Beginn des Interviews eine Erkenntnis in den Raum, die man schon kürzlich bei Ulrike Guérot erfahren durfte, die jedoch kein Alleinstellungsmerkmal der Genannten sein dürfte.
Man hat sich geirrt bzw. die Dinge zu einseitig gesehen, weil man von ihnen profitierte.
Was uns einte, war der Wunsch, uns zu verwestlichen, das fehlende Verständnis für die gesellschaftlichen Widersprüche, die den postsowjetischen Übergang kennzeichnen, und die Taubheit gegenüber den Anliegen der arbeitenden Bevölkerung, die sich den Reformen widersetzte. Letztere waren in unseren Augen „rückschrittlich“:
Sie verstanden nicht, worum es in der Zivilisation ging.
Wir sahen uns als revolutionäre Avantgarde und wählten fortschrittliche Reformer.
Wir – die Medienschaffenden – waren es, die ein günstiges Umfeld für die Neoliberalisierung der Ukraine schufen, die als Verwestlichung und Zivilisation dargestellt wurde, mit allen katastrophalen Folgen für die Gesellschaft, die sie mit sich brachte.
Erst Jahre später wurde mir das klar.
Nichts geht über eine selbstkritische Reflexion.
Die Unabhängigkeit der Ukraine im Jahr 1991 war in der Tat zu einem großen Teil auch eine Frage wirtschaftlicher Interessen.
Viele Ukrainer unterstützten die Idee der politischen Loslösung von Russland, weil sie sich davon eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage der Ukraine versprachen – so versprachen es uns die propagandistischen Flugblätter.
Diese wirtschaftliche Hoffnung hat sich nicht erfüllt.
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Was ist mit den von Selenskij initiierten neoliberalen Reformen?
Man kann ihre Popularität anhand von Meinungsumfragen beurteilen – bis zu 72% der Ukrainer unterstützten seine Landreform, das Flaggschiff von Selenskijs neoliberalem Programm, nicht.
Nachdem seine Partei sie trotz der Empörung der Bevölkerung gebilligt hatte, fielen Selenskijs Umfragewert von 73 Prozent im Frühjahr 2019 auf 23 Prozent im Januar 2022. Der Grund dafür ist einfach: ein tiefes Gefühl des Verrats.
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Die Tatsache, dass die Ukraine sich seit Jahren weigert, die Minsker Friedensabkommen umzusetzen, die 2015 nach der Niederlage der ukrainischen Armee im Donbass-Krieg unterzeichnet wurden.
Laut diesen Vereinbarungen sollte der Donbass eine politische Autonomie innerhalb der Ukraine erhalten – ein Punkt, der für Radikale unvorstellbar und inakzeptabel ist. Anstatt das von der UNO ratifizierte Dokument umzusetzen, kämpft Kiew seit acht langen Jahren entlang der Demarkationslinie gegen den Donbass.
Das Leben der in diesen Gebieten lebenden Ukrainer hat sich in einen Albtraum verwandelt. Für die Radikalen, deren Bataillone dort gekämpft haben, verdienen die Menschen im Donbass – die als sovki und vatniki bezeichnet werden – keine Gnade und Nachsicht.
Der gegenwärtige Krieg ist eine Fortsetzung des Krieges von 2014, der begann, als Kiew Truppen in den Donbass schickte, um die Anti-Maidan-Rebellion unter der Prämisse der sogenannten „Anti-Terror-Operation“ zu unterdrücken.
Die Anerkennung dieses breiteren Kontextes setzt nicht voraus, dass man Russlands „Militäroperation“ gutheißt, aber sie impliziert die Anerkennung, dass auch die Ukraine für die Geschehnisse verantwortlich ist.
Die Frage des gegenwärtigen Krieges als Kampf der Zivilisation gegen die Barbarei oder der Demokratie gegen die Autokratie zu formulieren, ist nichts anderes als Manipulation, und das ist wesentlich für das Verständnis der Situation.
Ob Frau Baysha dazu auch von Markus Lanz befragt und dann von Obersturmbannführerin Strack-Zimmermann und Stürmer-Propagandist Pleitgen niedergebrüllt würde?
Wir wissen es nicht, aber wer mehr zum Thema erfahren möchte, nutze den obenstehenden Link.
mfG
nereus