Neuigkeiten von der grünen Abrißbirne. Werden wir bald "geschwedtet"?

nereus, Sonntag, 22.05.2022, 16:14 (vor 676 Tagen)6351 Views

Die Deutschen werden bald leidenschaftlich ein sehr seltsames neues Verb untereinander konjugieren, dessen Infinitivform "to schwedt" lautet.
Natürlich werden in der Blogosphäre alle möglichen ironischen Formulierungen auftauchen, wobei sich die kreativen Kommentatoren fragen werden, ob "schwedt oder nicht schwedt"... oder die Millennials sicher darauf hinweisen werden, dass "chill it, don't schwedt it"...

Sie fragen sich vielleicht, was genau es mit dieser "Schwedt"-Sache auf sich hat?
Nun, alles beginnt mit Schwedt, einer kleinen grauen Industriestadt im Nordosten Deutschlands, direkt an der polnischen Grenze - viel grauer geht's nicht -, die sich jetzt auf nicht mehr und nicht weniger als...(Trommelwirbel bitte)... plötzlichen Weltruhm... oder... "GAME OVER" vorbereitet.

Quelle: http://thesaker.is/germans-schwedt-hard-for-russian-oil/

So beginnt ein aktueller Artikel zum „wirtschaftlichen Selbstmord der Krauts“.
Wenn schon Irrenhaus – dann richtig.

Der Verkehr fährt auch heute noch herrlich unaufmerksam an Schwedt vorbei und die Besucher sind naiverweise nicht in der Lage, sich auf etwas Besonderes zu konzentrieren.

Doch kluge technische Kreise sagen, dass die berühmte Schwedter Raffinerie in wenigen Wochen zur Mutter aller technischen und politischen Schlachten werden wird, die die Zukunft Deutschlands und Europas in Bezug auf das hartnäckig angestrebte Verbot von russischem Öl bestimmen wird.
Sollte diese Schlacht verloren werden (oder teilweise verlorengehen), so betonen viele ernstzunehmende Experten, hätte dies unwiderrufliche existenzielle Folgen und würde die europäischen Länder zu fast gescheiterten Staaten machen.

Doch dann stellt sich die Frage: Ist es wirklich möglich - oder gar glaubhaft -, dass Deutschland (!) tatsächlich an diesem essentiellen Schwedter Raffinerieprojekt scheitern könnte, das es sich ohne Not selbst auferlegt hat?
Wie sollte das geschehen?

Ja, so sind sie, die Deutschen.
Sie wollen immer die Ersten sein.
Und das gilt auch für den Weltuntergang.
Daher wählen sie die, die ihnen dabei am besten zur Seite stehen.

Jo, es gibt auch Ausnahmen, Alternative, Querdenker, Rechte, Populisten usw., aber die sind in der Minderheit.
Die Mehrheit will es so und nun wird diese für ihre Intelligenz BELOHNT! [[freude]]

Nun, es sollte geschehen, weil nur diskontinuierliche und/oder nicht lebensfähige und/oder qualitativ schwankende Mischungen von ungeprüften, aber weitaus teureren neuen Ölen als Ersatz für die konstante, voll bewährte Rundum-Compliance des russischen Urals-Öls, die ganz Europa heute genießt, zu finden sind. Oder auch wegen des nachträglichen Scheiterns des Raffinierungsprozesses für solche noch nicht existierenden und nur theoretisch realisierbaren nicht-russischen Mischungen, die angeblich von noch ungenannten Dritten in Chargen (!) geliefert werden sollen, denen Deutschland zwangsläufig seine Existenz anvertrauen würde. Vergleichen Sie dies stattdessen mit der GROSSEN, reibungslosen und konstanten Pipelinelieferung hochwertiger russischer Ural-Rohstoffe 24x7x365, die bereits von europäischen Raffinerien schnell und zuverlässig zu hervorragenden Endprodukten zu einem unschlagbaren, nicht subventionierten Preis verarbeitet werden.

Wen interessiert denn das?
Das ist doch alles unmoralisches Gewaber.
Wir sind die Guten und werden das Böse in die Knie zwingen, daher frieren wir gerne für den Frieden und verzichten auf anderes mehr.

In der Kleinstadt Schwedt befindet sich Deutschlands politisch wichtigste Raffinerie (ohne Schwedt kein Berlin, okay?), die seit vielen Jahrzehnten reibungslos und kontinuierlich an die Druschba-Pipeline angeschlossen ist und kostbares Ural-Öl aus Russland anliefert, um es zu vielen verschiedenen Destillaten von höchster Qualität zu verarbeiten. So sehr, dass die Schwedter Raffinerie allein heute fast alle Tankstellen in Berlin versorgt... und auch das umliegende riesige Land Brandenburg, das fünftgrößte in ganz Deutschland... und auch den internationalen Flughafen Berlin... und Gebiete in Westpolen...

Ach was – wir schaffen das.

Nun, all das wird sich bald drastisch ändern, da Deutschland offenbar - um jeden Preis - den Import des ausgezeichneten, billigen, zuverlässigen, jahrzehntelang bewährten, vollständig überprüften, gut gelieferten und höchst erfolgreich verarbeiteten und raffinierten russischen Öls einstellen will. Und selbst wenn die neuen und noch unbekannten Lieferanten sich ordnungsgemäß koordinieren würden (?), um kontinuierlich konstante RIESIGE Mengen und Qualität neuer nicht-russischer Mischungen experimenteller Rohöle zu liefern... und selbst wenn die baltischen + Schwedter Infrastrukturen in der Lage wären, genau nach Bedarf zu liefern... muss die Schwedter Raffinerie trotz der zwingend erforderlichen, irrsinnigen Modifikationen, um sie an neue und völlig unerwartete nicht-russische Rohstoffe anzupassen, ebenfalls 100% leisten.

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

Es besteht auch keine Notwendigkeit, zu verfolgen, was in Deutschland als der wichtigsten Volkswirtschaft der EU vor sich geht.
Nein, das ist alles nicht mehr nötig.
Man muss nur genau verfolgen, was in Schwedt vor sich geht und der Rest braucht es nicht.

Denn wenn Schwedt es nicht schafft, werden Berlin und Umgebung daran zerbrechen, Deutschland wird blockiert, die Euro-Währung wird zu einer eleganten und bunten Tapete wie die Papiermark der 1920er Jahre, und der Rest Europas wird in einer Vergessensspirale den Bach runtergehen.

Das ist doch alles nur VT.
Ich vertraue Robert, Anton, Analena und den vielen anderen „Experten“.

Problem Nr. 1 ist, dass es sich hier nicht um ein technisches Projekt handelt, sondern zu 99 % um ein politisches Projekt, das technisch nicht abgesichert ist, Punkt.
Sowohl die technischen als auch die wirtschaftlichen Grundlagen sprechen in mehr als einer Hinsicht dagegen.
Da es also zu 99% GEO-politisch ist (können Sie mir noch folgen?), besteht eine Möglichkeit darin, dass wir viele Details des Plans nicht kennen können, weil die Politiker keinen Plan haben, sondern nur einen Wunschtraum.

Oder, Problem Nr. 2, es ist vielleicht nur eine Schnapsidee, dass niemand - buchstäblich - weiß, was eine der vorgeschlagenen "Lösungen" oder Ergebnisse bedeuten würde.
Das ist in etwa so, als ob ein Haufen jugendlicher Rabauken ihren Angriff auf die eigenen Lehrer auf dem Parkplatz der High School planen würde.
Bedenken Sie, dass diese "Idee" bedeutet, dass die Kosten in Deutschland und Europa insgesamt unglaublich steigen werden, bis zu dem Punkt, dass sie nicht einmal mehr unter den Nachbarländern wettbewerbsfähig sind.

Problem Nr. 3 ist die interne Opposition, die die Angelegenheit in zwei Lager spaltet. Denn es ist sehr schwer zu akzeptieren, dass es in Deutschland und/oder Europa keine klar denkenden Köpfe mehr gibt.
Übrigens gehört die Schwedter Raffinerie mehrheitlich dem russischen Staatsunternehmen Rosneft, das angeblich nicht bereit ist, nicht-russisches Öl zu raffinieren.

Problem Nr. 4 ist, dass laut Bloomberg... "Berlin Berichten zufolge neue Lieferanten* finden will, um russisches Öl zu ersetzen und logistische Probleme* innerhalb von sechs bis sieben Monaten zu lösen".
Und dann folgt der Killer-Satz.

"Die Maßnahme wird offenbar unabhängig davon ergriffen, ob die EU einen Konsens über ein russisches Ölembargo erzielt oder nicht."

Ich kann bestätigen, dass neben Bloomberg noch viele andere Quellen genau denselben Wortlaut wiederholen, der oben rigoros wiedergegeben wurde, als ob eine vertrauliche, geheime Pressemitteilung verbreitet worden wäre.
Wer weiß, vielleicht war es so...
Aber was auch immer für ein Kommunikationsansatz gewählt wurde, es bedeutet, dass die deutschen Politiker, die jetzt das Sagen haben, voll und ganz gegen Deutschlands eigene Interessen arbeiten wollen, ganz gleich, ob die EU klugerweise beschließt, den praktischen Scherz mit der Ankündigung eines Importverbots für russisches Öl zu verschieben... ganz einfach, weil sie das nicht tun kann.
Es wäre eine "mission impossible".
Ich schlage daher vor, die Redewendung 'Krautensuiciden' als neuen deutschen Begriff zu prägen, der Goethe selbst gefallen hätte.

Das soll genügen,
Wer noch etwas Fachliches dazu lesen möchte, bemühe bitte die Originalquelle beim Saker.

Ach nö,
die Zusammenfassung möchte ich dann doch nicht vorenthalten.

Zusammenfassung der "Krautensuiciden"-Agenda

Das Schwedter Projekt umfasst 9 + 2 höchst anspruchsvolle, gleichzeitige und parallele Projekte, die alle innerhalb von 6 Monaten durchgeführt werden müssen.

- Wilhelmshaven und Danzig: spezielle Lagerhaltung und Ausrüstung für häufige eingehende Seelieferungen
- Wilhelmshaven und Danzig: Spezielle Logistik für ausgehende Lieferungen an die Lagerterminals im Rostocker Hafen
- Rostock: Modernisierung der Liegeplätze für größere Öltanker aus Wilhelmshaven und anderen Häfen im Seeverkehr
- Rostock: Spezielle Lagereinrichtungen und Umschlaggeräte für größere, häufigere Seefrachtpartien
- Logistik für interne Anlieferung über Binnenschifffahrt + Schiene + Straße im Eingang zu den beiden Lagerterminals in W. + R.
- Rostocker Hafen - Schwedter Raffinerie: Ausbau und Modernisierung der Pipelines sowie Modifikationen zur Aufnahme von Rostocker Rohöl
- Raffinerie Schwedt: Definition von neuen Rohstoffen, Tests und Auswahl von Lieferanten, Genehmigung, Zertifizierung und Vertrag.
- Raffinerie Schwedt: Nachrüstung und Modernisierung gemäß der oben beschriebenen Option.
- Raffinerie Schwedt: Verbesserte Lagereinrichtungen und Umschlaggeräte für große und häufige Chargenlieferungen

Eigentlich sind es 11 (elf) gleichzeitige Projekte, nur um VIELLEICHT einen niedriger eingestuften Ersatz für das zu haben, was Schwedt heute schon hat... nur zu einem VIEL höheren Preis... plus die hohen Kosten für all die unnötigen 11 gleichzeitigen Projekte...

Oder sechs Jahre?
Sechs Monate sind eine lächerliche Zeitspanne für einen zufriedenstellenden Abschluss all der oben genannten Punkte.

Ehrlich gesagt wäre ich erstaunt, wenn diese Idee jemals das Licht der Welt erblicken würde.
Eigentlich ist es unsinnig, welcher Zeitplan auch immer angenommen wird, aber 6 Monate sind mehr als kindisch.
Übrigens: 95 % Fertigstellung ist nicht genug. :-D

Doch der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck hat gesagt, dass sechs Monate Berlin genug Zeit geben, um den Wechsel zu vollziehen.
Einer von uns beiden hat also Unrecht, und ich sage, er ist es.

So, nun ist es aber gut.
In 6 Monaten, also Ende November wird der Robert das goldene Band in der Raffinierie Schwedt durchschneiden.

Oder befindet er sich dann hinter „Schwedtischen Gardinen“? [[hae]]

mfg
nereus


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