Geld ist tot. Geld mordet. Geld zerstörrt. Geld versklavt.

hörby, Samstag, 16.10.2021, 05:47 (vor 920 Tagen)1432 Views

Die triviale Erkenntnis ist so alt wie Steueroasen in der Karibik: Wachstum hat Grenzen. Diese Binse zu ignorieren, ist leider weit verbreitet – und es bedeutet, den Planeten zu verheizen, damit Fantastillionen zu Fantastilliarden werden.

Wollen wir wetten?

Dass auf einem Planeten mit begrenzten Ressourcen kein unendliches Wachstum möglich ist, erscheint als so triviale und logisch naheliegende Folgerung, dass es schon eine Menge Volkswirtschaftslehre braucht, um zur gegenteiligen Überzeugung zu gelangen. Tatsächlich aber vertreten prominente Stimmen, darunter der renommierte Ökonom und Neukeynesianer Joseph Stiglitz, die Auffassung, dass es möglich sei, wirtschaftliches Wachstum dauerhaft von einer stofflichen Grundlage zu entkoppeln. Das Problem an dieser These, von der zahlreiche zentrale Zukunftsfragen abhängen: Sie bleibt den empirischen Beleg schuldig, dass eine Umsetzung in der Praxis möglich ist.

Geld spritzen

Ähnlich wie bei der Klimakatastrophe ist bei der Schuldenmacherei eine ungebremste Eskalationsdynamik zu beobachten, wobei jeder drohende Crash in der Finanzwelt als Katalysator wirkt. Wie ein Junkie, der immer höhere Dosen einer Substanz braucht, um die gleiche Wirkung zu erzielen, mussten die Staaten zur Stabilisierung bei jedem Krisenschub seit 1997 immer größere Geldmengen ins Finanzsystem spritzen.

In der Bundesrepublik sind die Dimensionen besonders dramatisch: Laut einer McKinsey-Studie vom Juni 2020 haben sich die deutschen Konjunkturhilfen allein in den ersten beiden Monaten der Pandemiebekämpfung auf das beinahe Zehnfache dessen summiert, was der Staat in den Jahren 2008 und 2009 insgesamt zur Bewältigung der damaligen Finanzkrise aufwendete. Als mit Corona der nächste Einschlag kam, hat die Bundesregierung, um allzu dramatische Schäden abzuwenden, sogar Hilfen in "unbegrenzter Höhe" angekündigt.

Wer soll das bezahlen? Das ist eine Frage, die bei den bevorstehenden Koalitionsverhandlungen und Haushaltsplanungen virulent werden wird. Und die plausibelste Antwort darauf dürfte lauten: Niemand kann das bezahlen –


Eine folgenschwere Fiktion

Nun ist das Geld zweifellos ein von Menschen geschaffenes Konstrukt – aber eines, das durch gesellschaftliche Projektion und staatliche Begleitmaßnahmen eine enorme Wirkmacht entfaltet hat. Die individuellen Lebensgrundlagen in der gegenwärtigen Gesellschaftsform hängen ganz real vom Kontostand ab. Nichtsdestotrotz bleibt der Umstand ab

https://www.kontextwochenzeitung.de/debatte/550/geld-ist-tot-7779.html?timestamp=163430...

Jenseits von Gut und Börse

Wenn Problemanalysen keine strukturellen, systemischen Ursachen in Betracht ziehen – und das gilt für viel zu viele –, bleibt nur die Option, Krisenphänomene auf das Handeln Einzelner zurückzuführen. Verantwortlich sind bestimmte Personen, weil sie aus Inkompetenz scheitern, oder weil sie uns, warum auch immer, mutwillig Böses wollen. Die Gründe für die Krise werden personalisiert, als "Problemlösung" bleibt daher nur eine Strategie denkbar: die verantwortlichen Akteure zu beseitigen und zu ersetzen (vgl. "Merkel muss weg"). Der zivilisiertere Weg setzt dabei auf demokratische Wahlen oder veränderte Vorstandszusammensetzungen; der barbarische Umgang nimmt das Beseitigen etwas wörtlicher.

Lektüre-Empfehlungen:

"Geld ohne Wert" von Robert Kurz, 2012

"Zur Kritik des modernen Fetischismus" von Claus-Peter Ortlieb, 2019

"Kapitalkollaps" von Tomasz Konicz, 2016

"Klimakiller Kapital" von Tomasz Konicz, 2020

1 und 1 gleich 2 wo ist die 2te Erde ??

--
Mfg.H.


gesamter Thread:

RSS-Feed dieser Diskussion

Werbung