Jetzt muss ich doch nochmal in medias res gehen, auch dazu, was Eugippius gesagt hat

helmut-1, Siebenbürgen, Samstag, 18.09.2021, 06:44 (vor 923 Tagen) @ BerndBorchert1152 Views

Meine Version:

3) Wir werden bei der Abwicklung der Asylverfahren sowie die Finanzierung der berechtigten Personen /Familien darauf achten, dass sie im Vergleich mit Sozialhilfeempfängern in Deutschland (auch H4) nicht übervorteilt werden. Weder in der Geldleistung, noch hinsichtlich anderen Leistungen wie medizinische Leistungen (z.B. Zahnersatz, etc.).

Der Sinn ist wohl klar: ich hab was dagegen, wenn ein Asylbewerber gratis seine Beißerchen überkront bekommt und der Inländer muss da einen Haufen Geld beim Zahnarzt dazulegen. Wie diese - nennen wir es mal "Bevorzugung"- in der Realität aussieht, weiß ich nicht, aber ich hab da schon so manches gehört.

Jetzt zum Wort "übervorteilen". Das wird mal mehr, mal weniger in der Umgangssprache verwendet. Ich hab erst später im Duden nachgesehen, was ja auch Eugippius gemacht hat. Nach meinem Sprachgefühl bedeutet das Wort "über" ein "plus". Ein "mehr", sowas wie "dazugeben", "höher als" (man spricht ja auch beim Stabhochsprung davon, dass jemand "über" die Latte gesprungen ist, also hat er bei 5,25 m Lattenhöhe immer noch einen oder mehrere cm darüber gehabt), etc.

Im Gegensatz zum Wort "unter". Das bedeutet in jeder Form eine Minderung, "weniger", auf jeden Fall "minus".

Im Duden ist es in der Bedeutung nicht klar zum Ausdruck gebracht, - meine ich zumindest:

Bedeutung ⓘ
sich auf Kosten eines anderen einen Vorteil verschaffen durch Ausnutzung seiner Unwissenheit, Unaufmerksamkeit

Wer ist "sich"?

Ich beziehe das Wort "sich", das eigentlich ein Personalpronomen (ähnlich wie "man") ist, natürlich nicht auf mich, - wäre unlogisch im Kontext. Also betrifft es von der Logik her den ersten Personalbegriff im Wortlaut, und das wäre "berechtigten Personen /Familien", und das sind die Asylanten. Genau diese bekommen ("verschaffen") sich einen höheren Vorteil (also ein plus an Vorteilen) durch die Ausnutzung seiner (wer ist "seiner"?, - natürlich der zweite Personalbegriff in der Reihenfolge, und das sind die Sozialhilfeempfänger) Unwissenheit, Unaufmerksamkeit (ich füge noch an: "durch die Ausnutzung unsinniger gesetzlicher Regelungen").

Ehrlich gesagt, ich kann hier nicht erkennen, dass der Sinn umgedreht ist.

Also, ich bin kein Germanist, aber es macht mir Spaß, mich mit solchen Grenzsituationen (und sowas ist das auch hier) zu beschäftigen. Erinnert mich an meine Studienzeit, als ich in Wien eine Wette (bez. der Rechtschreibung eines Fremdwortes) gegen den Deutschprofessor gewonnen habe, und ich in Stgt.Hohenheim mit der Deutschlehrerin in den Clinch ging, weil ich darauf bestand, dass es das Reziprokpronomen nach wie vor gibt (="einander", etc.)und ich deshalb eine schlechtere Note bekam. Sie war damals (1974) der Meinung, das wäre nach der neuen Duden-Norm abgeschafft.

Nun, wenn jemand was Dezidiertes zum Fall "übervorteilt" weiß, ich bitte darum.


gesamter Thread:

RSS-Feed dieser Diskussion

Werbung