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Weiner, Montag, 19.08.2019, 01:44 (vor 1926 Tagen) @ Dan the Man6179 Views

Hallo Forever-Round!

könntest du zu deinem Punkt 1 eine klitzekleine Andeutung machen, was du
damit meinst?

Zu (1): Bereits heute liegen Innovationen in den verschiedensten Bereichen
bereit, um sämtliche Klimaziele, die sich die grünsten Grünen
erträumen, binnen 30 Jahren weltweit zu erreichen, ja sogar zu
übertreffen.

In seinem "Handbuch Verbrennungsmotor" zählt Richard van Basshuysen (einer der Päpste der Religionsgemeinschaft der Verbrennungsmotoreningenieure ...) auf Seite 1195 etwa zwei Dutzend Verbesserungsmöglichkeiten für den Otto-Motor auf, dazu etwa ein weiteres Dutzend für den Diesel. Er summiert dann mit einem Schuss Humor:

ZITAT: Zählt man alle genannten Verbrauchsverbesserungen zusammen, müsste der Ottomotor demnächst Kraftstoff produzieren. Ernsthaft betrachtet wird deutlich, dass bei konsequenter und sinnvoller Kombination sich ergänzender Maßnahmen eine Verbrauchsreduktion von 40 Vol% in zehn bis fünfzehn Jahren praktisch möglich ist. Dabei sind Getriebefortschritte in Bezug auf Verbrauchseinsparungen noch nicht berücksichtigt. Hier ist je nach Vergleichsbasis bis zu weiteren 15% Einsparpotential vorhanden. Das trifft auch für den Dieselmotor zu. ZITAT ENDE

(Das Vorwort zu diesem Handbuch wurde 2014 geschrieben).

Die Liste seiner Verbesserungsvorschläge könnte ich um ein weiteres Dutzend verlängern. Beispielsweise erwähnt van Basshuysen zwar die Wassereinspritzung aber nicht die Wasserstoffzugabe (quasi ein Dual-Fuel-Konzept). Ich gehe sogar so weit, dass mit Abgasrückführungen (inkl. einer Reaktionszone mit Katalysatoren) tatsächlich neuer Kraftstoff am Motor re-synthetisiert werden könnte. Van Basshuysen kennt dieses Verfahren allgemein und jubelt in seinem Buch über die Methanisierung, dass damit der Verbrennungsmotor gerettet werden könnte. Er meint damit den neuen synthetischen Kraftstoff aus Solarstrom (AUDI ist an der Entwicklung beteiligt). Er realisiert aber nicht (obwohl es dazu etwa ein Dutzend Patente gibt), dass dieses Verfahren auch direkt neben dem Motor organisiert werden könnte. Ich fasse all das zusammen: der Verbrennungsmotor könnte auf den gleichen elektrischen Wirkungsgrad gebracht werden wie die Brennstoffzelle.

Eine Schlüsseltechnologie für unsere energetische Zukunft ist die Erzeugung von Wasserstoff. Hier gibt es im kleinen Format inzwischen extrem hohe Wirkungsgrade (SIEMENS strebt bei großen Elektrolyseuren mit hohem Druck und Temperatur die lächerliche 80% an). Mit diesen neuen Elektrolyseverfahren lassen sich Power-to-Gas oder Power-to-Liquid endlich rechnen d.h. überschüssiger Solarstrom wird in Wasserstoff, Methan, Methanol (oder höherwertige raftstoffe) umgewandelt, wobei man CO/CO2 rückführen kann. Für kürzerfristige ortsgebundene Speicherung von solarem Strom könnte man die Eisen-Nickel-Batterie wieder ins Leben zurückholen - eine wunderbare Sache!

Abwärme vom Verbrennungsmotor bleibt auch bei den oben geannten Verfahren immer noch genug übrig und kann weiter verwertet werden (Kraft-Wärem-Kopplung). Daneben gibt es Unmengen an solarer Wärme, selbst in unseren Breitengraden. Mit Vakuumröhren-Absorbern kommt man sogar in den Bereich industrieller Prozesswärme hinein.

Ich war, als ich vor 7 Jahren begann, mich mit der Energiefrage zu beschäftigen, ein Gegner von solarem Strom/Wärme und von Windkraft. Windkraft kann ich heute noch nicht leiden, aber die solare Wärme und Elektrizität habe ich inzwischen akzeptiert. Sie kann auf vielfache Weise, etwa in die Architektur, integriert werden. Und ihre Potentiale sind enorm (neulich hatte ich einen Beitrag über das weltgrößte Solarkraftwerk hier gebracht). Fraunhofer Freiburg hat Anfang des Jahres eine zusammenfassende Studie zur Photovoltaik erstellt.

Wir haben ferner ungenutzte Potentiale beim "Magnetmotor". Neulich hat Andudu dieses Thema angeschnitten. Ich habe es vergessen bzw. keine Zeit zur Antwort gehabt, aber kann es hier nachholen: Wer einsteigen will, findet den Tellerrand etwa hier:

https://spectrum.ieee.org/transportation/advanced-cars/shut-up-about-the-batteries-the-...

https://www.eti.kit.edu/english/2583_1144.php

Auch die Dissertation von Lukas Kurmann könnte hilfreich sein.

https://www.researchgate.net/profile/Lukas_Kurmann

Wer dann mutig ist und über den Tellerrand hinausgehen will, dem empfehle ich eine Beschäftigung mit den Ideen von Howard Johnson. Das magnetische Feld ist eigentlich ein Drehfeld. Man muss außerdem seine Asymmetrie begriffen haben. Der Einstieg in die technische Nutzung ist also nicht die Kraft des Feldes sondern primär seine Form. Das Konzept der Feldlinien suggeriert einen stabilen Zustand, der in der Wirklichkeit gar nicht existiert.

Nochmals kurz zurück zum Wasserstoff: gegenwärtig wird er für die Industrie zu 95% aus fossilen Rohstoffen hergestellt, ist also keine Spur von nachhaltig. Mit einer effizienten Elektrolyse könnte er nun auch aus Solarstrom kommen. Es gibt aber noch einen dritten Weg: Wasserstoff aus Biomasse. Karl-Heinz Tetzlaff hat hierzu ein interessantes Buch geschrieben und den Begriff BIOWASSERSTOFF geprägt. Auch wenn ich nicht ganz seine Ansichten übernehmen wollte, so ist sein Buch höchst interessant - allein schon weil es die Landwirtschaft mit einbezieht und einen durchgerechneten Gesamtplan entwickelt.

Betreffs Kernenergie: Hier gibt es Konzepte, um sichere Reaktoren zu bauen. Die könnten sogar den alten Atommüll sukzessive recyclen und ausbrennen - und damit "unschädlich" machen. Die Russsen haben inzwischen einen solchen Reaktor (Typ Schneller Brüter).

https://nuklearia.de/2016/12/09/strom-aus-atommuell-schneller-reaktor-bn-800-im-kommerz...

(im Übrigen eine sehr empfehlenswerte Webseite!)

Ich habe hier bereits einmal auf das Thema Partionierung und Transmutation hingewiesen. Die konventionelle Reaktortechnik ist eine militärische (das Interesse an der Anreicherung wird allerdings vor Politikern und Wählern versteckt). Ganz abgesehen von einer wirklich soliden, seriösen und maßvollen Kernspaltungstechnik gibt es noch die Option der Kernfusion, bei der pro Gewicht eingesetzten Brennstoffes ungleich mehr Energie geschöpft werden kann. Ich meine hier aber nicht die "Heiße Fusion" (ITER etc.), die auf eiskaltem Betrug basiert und eine Milliardenverschwendung ist.

http://news.newenergytimes.net/iter-fusion-power-output-consumption-facts-and-falsehoods/

Vielmehr meine ich "niederenergetische Kernreaktionen". Es gibt beispielsweise komplett aneutronische Kernreaktionen (bitte guckeln, etwa unter "aneutronic fusion"). Lithium-Kernreaktionen wurden schon in den 1930er Jahren erforscht - und dann wieder vergessen. Bei allen Atombomben-Experimenten der Nazis (genauer der SS) spielte Lithium eine zentrale Rolle. Und überhaupt nicht das Uran! Mit endlosen Diskussionen über diese alten Uran-Geschichten werden nur die Menschen verdummt.

Der Energieproduktion (wie vorhergehend beschrieben) sollte eigentlich vorangehen die Energie-EINSPARUNG, denn was ich nicht verbrauche, brauch ich erst gar nicht produzieren. Auch hier gibt es unglaubliche Potentiale - ohne dass jemand auf das Fleischessen verzichten und stattdessen Radfahren muss.

Hat schon jemand mal über die AMPEL nachgedacht? Wenn höhere Lebenwesen ihren Blutkreislauf mit Ampeln regulieren müssten, dann würde es keine höheren Lebewesen geben. Blut fließt ein einer Einbahnstraße. Der Mensch erfindet wegen der Ampel die Start-Stopp-Automatik, aber der wahre Energieverlust entsteht beim Abbremsen und erneuten Anfahren.

Beim Elektroauto könnten wir, anderer Aspekt, beim Bremsen die Energie teilweise zurückgewinnen. BOSCH hat inzwischen sehr ausgereifte Rekuperationssysteme. Wir könnten sogar über eine magnetische Federung jene Energie zurückholen, die uns durch schlechte Straßenbeläge abgefordert wird. Eine Firma in Würzburg hat hier wichtige Entwicklungsarbeit geleistet.

Mir gehen die ganzen Diskussionen ums Elektroauto am A.... vorbei, denn das E-Car ist, etwa im Stadtbetrieb absolut vernünftig. Die ganzen Aufwendungen für die Ladeinfrastruktur sind ein Klacks und können zweifellos realisiert werden. Wieviel Wohungen, Fabriken und ganze Städte wurden nach dem Krieg wieder aufgebaut? Hat jemand vor hundert Jahren gefragt, was die Infrastruktur für den Verbrennungsmotor kosten würde: Straßen, Brücken, Tunnels, Lärmschutzwände, Schilder, Politesssen - wenn die Aufwendungen dafür im Lande bleiben, dann stört das überhaupt nicht - sondern hebt das BSP ...

Ich könnte hier endlos weiter schreiben, aber das führt uns nicht zum eigentlichen Punkt. Bitte nur mal nachschauen, wem die Auto- und Mineralölkonzerne gehören. Oder auch die großen Strom- und Netzkonzerne. Hier klafft eine riesige Schlucht zwischen dem, was allein van Basshuysen (wie eingangs zitiert, ganz ohne meinen eigenen Senf) als technisch möglich erklärt hat, und anderseits dem, was die Industrie tatsächlich macht. Angesichts der genannten technischen Optionen sich stattdessen mit Softwaremanipulationen durchschummeln zu wollen, ist ein regelrechtes Verbrechen an Mensch, Natur und Volkswirtschaft.

Diese Kluft zwischen technischer Möglichkeit und aktuell primitiver Umsetzung auf Sonderschulniveau kommt dadurch zustande, dass die Industrie ganz anderen Leuten gehört, als jenen, die in der Industrie arbeiten und deren Produkte konsumieren. Diese Kluft wird niemals überwunden werden, wenn nicht Arbeiter und Konsumenten ihren Grips dahingehend anstrengen, wie eine Brücke über die Kluft gebaut werden könnte. Die aktuellen Besitzer und Manager der Industrie werden das in gar keinem Fall und niemals tun. Wozu auch, wenn das so profitabel, nützlich und bequem wie aktuell zu ihren Gunsten läuft!

Die Probleme der Zukunft sind somit nicht technischer Natur. Vielmehr fehlt eine positive Vision und die dazu passende soziale Organisation und politische Umsetzung. Die GRÜNEN nerven selbstverständlich mit ihren ständigen Verbotsideen und Einschränkungen. Der Kern ihres Anliegens ist aber richtig. Sie dürfen nerven, bis jemand jene positive Vision für unsere Zukunft entwirft (und den Weg dahin ausarbeitet), die das "grüne Anliegen" komplett umsetzt, dabei auf den wahren Stand der Technik zurückgreift und die Menschen zum Mitmachen bewegen kann.

Eine wichtige Komponente ist hierbei der Umbau der Agraindustrie, ein Projekt für etwa zwei Generationen. Auch hier gibt es die altbekannten Widerstände. In den USA hat sich die Landfläche in den Händen der 100 größten Grundbesitzer in den letzten 10 Jahren fast verdoppelt (irgendwo müssen die Börsengewinne ja angelegt werden, bevor die Börsen geschlossen werden). Wer ins wahre Räderwerk der gegenwärtigen europäischen und deutschen Agrarpolitk blicken will, kann mal in die folgende Studie (vom NABU mitfinanziert) hineinschauen.

http://www.iaw.uni-bremen.de/ccm/content/mitteilungen/2019/verflechtungen-und-interesse...

(schlagendes Beispiel: Joachim Rukwied, siehe ebenda Seite 51/52)

(https://www.youtube.com/watch?v=nsZNmYDrgIM)

Diese Studie zeigt auf, warum trotz besseren Wissens der Fachleute und trotz Bereitschaft eines ausreichend großen Segmentes der Bevölkerung dennoch betonhart am herkömmlichen System festgehalten wird. Dabei sind es nur etwa 200 Personen, die man in Urlaub, am besten auf/in eine Mondstation, schießen müsste. Aber: man bräuchte außerdem einen fachlich korrekten und organisatorisch wie politisch umsetzbaren Vorschlag für eine alternative neue landwirtschaftliche Gesamtstruktur. Und diesen Plan gibt es nicht. Nicht für die Landwirtschaft und nicht für andere Sektoren. Und das nutzen diese Verbrecher. Ich möchte jetzt nicht nachschauen, wie viele agrarische Akademiker es zur Zeit in Deutschland gibt. Ich erwarte von ihnen, dass sie in der Lage sein müssten, einen solchen 50 Jahres-Plan zu entwerfen ...

Wünsche allen eine gute neue Woche!

Weiner


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