Ein paar unschöne Worte zum Karfreitag

helmut-1, Siebenbürgen, Freitag, 30.03.2018, 21:50 (vor 2459 Tagen)7138 Views

Wieder einmal ist die Osterzeit gekommen. Relativ früh in diesem Jahr, für manche mit Schnee vermischt. Es gibt für Ostern den weltlichen Aspekt (Osterurlaub, Staus auf den Autobahnen, etc.), aber auch den religiösen. Bleiben wir mal bei Letzterem.

Wir sind in unserer Familie bekennende Christen. Das ist natürlich oftmals ein geflügeltes Wort, - aber man kann das schon im Umgang mit seinen Mitmenschen, und gerade als Arbeitgeber, unter Beweis stellen, was man so unter christlichen Anschauungen versteht.

Das Spezielle ist in unserer Familie, dass wir verschiedenen christlichen Konfessionen angehören. Meine Frau ist als Rumänin orthodox, mein jüngster Sohn ist evangelisch und ich bin katholisch. Irgendwie sind wir draufgekommen, dass wir eigentlich zum selben Herrgott beten. Was wir als „Fußvolk“ alle nicht verstehen, das ist das Unvermögen, dass sich die Christen untereinander endlich mal auf ein gemeinsames Osterfest einigen. Der Vorschlag mit dem 1. Sonntag im April liegt schon lange auf dem Tisch. Dieses Mal sind die orthodoxen Ostern eine Woche nach den kath./evang. Ostern.

Ich frage mich, warum man nicht den Jahresanfang zusammen mit den Afghanen feiert, - das wäre doch auch eine Option, da nochmal am 21. März die Silvesterkracher in Aktion zu bringen. Nun ja, - vielleicht kommt DER nochmal, der diese Banditen in den schwarzen Kutten aus seinen Kirchen treibt, so wie es vor 2000 Jahren schon einmal war.

Ich will aber auf was ganz Bestimmtes raus. Es geht um den „Feiertag“ Karfreitag. In Deutschland ist er gesetzlicher Feiertag, in Österreich nicht. Genauso ist er in der rumänischen Orthodoxie, die sich durch ihre oftmals übertriebene Liturgie auszeichnet, zwar Feiertag, aber kein staatlicher. Die Sache mit Deutschland hängt mit der evangelischen Tradition zusammen, wonach dieser Tag als einer der höchsten Feiertage gilt. Dem hat man auch im erzkatholischen Bayern Rechnung getragen. Überhaupt bekommt sowieso kein Politiker einen Orden, wenn er sich dafür einsetzt, dass ein bestimmter Tag nicht als bezahlt und arbeitsfrei gilt.

Viele verwenden den Tag dafür, dass sie ihn in ihren persönlichen Osterurlaub miteinbinden und entweder nach irgendwohin unterwegs oder dort schon angekommen sind. Viele aber bleiben auch zuhause. Und nun kommt das Interessante, die spezielle Gemeinsamkeit zwischen den Konfessionen:
Ist nach dem langen Winter am Karfreitag ein halbwegs brauchbares Wetter, dann fährt man ins Grüne, oder auch zum Grillen, manche auch in den Freizeitpark, usw. Für mich ist das irgendwie irritierend. Ich persönlich sehe für mich keinen Anlass, am Karfreitag irgendwas zu feiern. An dem Tag, an dem unser Herrgott am Kreuz Blut und Wasser geschwitzt hat, - was soll ich denn da feiern?

Ich erinnere mich an meine Kindheit, auch daran, dass wir oftmals in der Karwoche auf dem Land waren. Da sah ich die Bauern sowie deren Knechte auf dem Feld arbeiten, - am Karfreitag. Kurz vor 15 Uhr, was man in den meisten Liturgien als die Todesstunde bezeichnet, standen die Traktoren und die Arbeit still, die Leute, die am Feld gearbeitet haben (ich glaube, sie steckten Kartoffeln) kamen zusammen, sie nahmen die Mütze in die Hand und der Bauer oder der Vorarbeiter las irgendwas aus der Bibel vor. Danach setzten sie ihre Mütze wieder auf und gingen weiter an ihre Arbeit.
Das habe ich noch als Kind in Erinnerung. Hat auch einen tieferen Sinn für mich. Warum soll man nicht auf dem Acker schwitzen, wenn auch unser Herrgott an diesem Tag geschwitzt hat?

Nun zu denjenigen, die den Karfreitag als Feiertag sehen. Die Rumänen, die bei mir beschäftigt sind, kommen jedes Jahr mit irgendwelchen konfessionellen Argumenten und wollen an diesem Tag nicht arbeiten. O.k., - ich zwinge sie nicht, - aber ich bezahle den Tag auch nicht. Er wird als Urlaub angerechnet. Selbst, wenn es mal staatlicher Feiertag sein sollte, würde ich den Tag nicht bezahlen. So unsozial bin ich.

Es hängt in erster Linie damit zusammen, dass ich genau weiß, wofür dieser Tag benützt wird. Und das hat alles andere als konfessionelle Zusammenhänge. Wenn ich von einem Mitarbeiter genau wüsste, dass er sich in einer religiösen angemessenen Weise diesem Tag widmet und deshalb frei haben will, dann würde ich den Tag auch bezahlen.

So aber ist das ganze nichts anderes als die praktizierte Scheinheiligkeit, die ich in keinster Weise unterstütze. Klar kann man mich als jemand bezeichnen, der die religiösen Traditionen mit Füßen tritt. Damit kann ich aber leben. Gerade heute haben wir- weil wir aufgrund des späten Winters noch am Baumschnitt arbeiten – wieder einen Lastwagen voll Holz für einen Mitarbeiter fertiggemacht, der morgen abgeladen wird. Jeder, der für mich arbeitet und mit Holz im Winter heizt, kriegt einen Lastwagen Holz von mir.

Für mich nichts Besonderes, - das Holz fällt ja durch den Pflegeauftrag in einem großen Park an. Für den Mitarbeiter aber ein Gewinn. Damit will ich nur klarmachen, dass man sehr wohl seine christliche Einstellung unter Beweis stellen kann, - auch dann, wenn man zum Feiern am Karfreitag ein gestörtes Verhältnis hat.


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