Eine sehr persönliche Sichtweise

helmut-1, Siebenbürgen, Montag, 26.03.2018, 11:53 (vor 2246 Tagen)5453 Views

War zwar anfangs sehr unschlüssig, ob ich das hier reinsetzen soll,- nachdem aber immer wieder - auch aktuell - die Türkei und auch Syrien im Thema ist, so will ich das doch publizieren. Vielleicht sieht mancher darin zu sich oder seinem Umfeld irgendwelche Parrallelen.

Muss gleich dazusagen, dass ich diesen Beitrag als konzentriertes Machwerk vor einigen Tagen verfasst habe, - aufgrund bestimmter Diskussionen in verschiedenen Foren, - wobei auch einige Passagen enthalten sind, die ich z.B. auch im Gelben schon vorher artikuliert habe.

Was hat Syrien mit Deutschland zu tun?
(Meine persönliche, aber eine von vielen Sichtweisen)

Täglich hören wir Nachrichten. So unterschiedlich sie auch sein mögen. Die Frage ist, was wir davon glauben können oder sollen. Da wird über Ost-Ghuta berichtet, und über das viele Leid, das über die Menschen dort hereinbricht. Nun hören wir was über dpa, über Reuters, dann auch über den Spiegel oder Focus, dann wieder über RU, - jedes Mal hören wir was anderes über dieses Thema.

Mal wird Assad in der Luft zerfetzt, weil man da wieder arme und verhungerte Kinder zeigt, dann wieder wird Assad in den Himmel gelobt, weil er endlich die Eingeschlossenen befreit, die von den Aufständischen terrorisiert wurden. Je nach politischer Orientierung der „neutralen“ Medien bekommen wir das Aktuellste aus aller Welt präsentiert, auch über Syrien. Wenn einer meint (das habe ich auch zeitweise), dass man sich aus der Summe der unterschiedlichen Informationen eine halbwegs brauchbare Meinung bilden kann, dann belügt er sich doch selbst.

Ich fühle mich so erleuchtet und so nahe an Sokrates, weil ich weiß, dass ich nichts weiß. Nur derjenige, der selbst in dieser Gegend lebt, kann beurteilen, was dort abgeht. Alles andere ist doch nur politisch gefärbte Propaganda. Soviel zu dem Thema, wie man das politisch bewerten kann, was dort Sache ist. Unsereiner täte gut daran, den Mund zu halten, - wenn er sich nicht später blamieren will. Den kräftigsten Lachkrampf kriege ich, wenn da irgendein Reporter mit irgendeinem aus dem Krisengebiet übers Handy ein informatives Gespräch führt, - und im Hintergrund hört man die Bomben. Soll sogar Leute geben, die sich davon beeindrucken lassen und das für bare Münze nehmen.

Dazu kommt, dass die Pfarrerstochter mit ihrer Einladungskampagne alles durcheinandergemischt hat, wodurch nicht einmal die, die Land und Leute und vor allem die Sprache kennen, nicht mehr in der Lage sind, echte Hilfsbedürftige von Wirtschaftsimmigranten zu unterscheiden. Viele haben sich in irgendwas verrannt, was sie als ihre persönliche Ideologie anbeten, - Objektivität ist da schon lange keine mehr. Damit meine ich z.B. die vielen Rechtsbeistände, die ganz gute Kohle damit machen, wenn sie die abgelehnten Asylbewerber danach beim Verwaltungsgericht vertreten. Von so manchen Hilfsorganisationen, die sich den Flüchtlingen annehmen, rede ich erst gar nicht.

Natürlich ist und bleibt es eine Glaubensfrage, ob man „nur“ den rein Verfolgten Schutz gewährt oder auch denen, die einfach nur ein besseres Leben anstreben. Letztere nennt man auch „Wirtschaftsflüchtlinge“. Was viele nicht sehen, - die gibts überall. Ist der Deutsche, der für Chevron oder Shell auf einer Plattform in der Nordsee arbeitet, vielleicht kein Wirtschaftsflüchtling? Er könnte doch (natürlich bei wesentlich geringerem Einkommen) auch bei einem Brunnenbauer in der Pfalz Arbeit finden.

Der Haken resp. der Unterschied besteht in der Relation, genauer gesagt, in der Anzahl der Zuwanderer, verglichen mit der Anzahl der ansässigen Bevölkerung. Hier wurde der Kardinalfehler begangen. Man hat eine ursprünglich auch gegenüber den Fremden aufgeschlossene Bevölkerung überfordert. Danach, als man die fatalen Folgen nicht mehr ignorieren konnte, zwang man die Bevölkerung, diese Folgen zu akzeptieren und damit zu leben. Nach dem Motto von Machiavelli: Exitus acta probat (Der Zweck heiligt die Mittel). Die dabei verwendeten und überaus wirksamen Mittel sind entweder die moralische oder die braune Keule.

Ich erinnere mich noch gut an die 60er und 70er Jahre, als die Gastarbeiter nach Deutschland strömten. Auch ich gehörte dazu, musste ich mich doch zwischen einem Montenegriner und einem Anatolier in die Schlange vor dem Schalter stellen, um meinen Antrag auf Arbeitserlaubnis abzugeben. Vor mir rochs nach Zwiebel, hinter mir nach Knoblauch. Irgendwie habe ich übersehen, den Antrag zu unterschreiben. Als ich an die Reihe kam, sagte der Schalterbeamte zu mir. „Da – Name schreiben“. Ich fragte ihn, ob er nicht deutsch könne....

Warum erinnere ich mich an diese Zeit:
Von wenigen abwertenden Bemerkungen (z.B. „Kümmeltürken“) abgesehen, war doch damals keine Fremdenfeindlichkeit feststellbar. Im Gegenteil. Auch ich als Österreicher fand mich mal im jugoslawischen Zentrum, dann wieder im spanischen Zentrum wieder, und neben der Herzlichkeit der Leute fand man auch den Zugang zum Slivovitz oder zum Sangria. Und ich war da keine Ausnahme, viele Deutsche machten das genauso.

Aber heute ist das ganz anders, und nicht erst seit heute. Es begann schleichend nach der Jahrtausendwende, aber nach dem Sommer 2015 explodierte es. Ob das nun ein "unvorhergesehenes Ereignis", oder einfach nur "Inkompetenz und Falscheinschätzung der Politiker" oder "geplanter Genozid an den Deutschen" war, da wird jeder, der sich darüber Gedanken macht, in die Kiste der Verschwörungstheoretiker verfrachtet, - je nachdem, auf welcher Seite er eben steht.

Tatsache ist, wir alle wissen es eben nicht, wir glauben oder meinen nur. Wir sehen das, was wir eben sehen wollen.

Was wir nicht sehen wollen, aber sehen müssen, das ist eine andere Tatsache. Nämlich die, dass der Lebenswert in unserem Land, in unserer Gesellschaft, seit geraumer Zeit einen gefährlichen Abwärtstrend entwickelt. Klar wird das von den Befürwortern der Regierungspolitik in Abrede gestellt oder versucht, zu vertuschen. Wäre ja auch kontraproduktiv, wenn das die Spatzen von den Dächern pfeifen würden.

Nun komme ich zur eingangs gestellten Frage, was Syrien mit Deutschland zu tun hat. Eigentlich sollte sich diese Frage gar nicht stellen. Wer zwingt uns, militärisch in anderen Ländern unter dem Vorwand des Völkerrechts und doch völkerrechtswidrig einzugreifen oder zumindest mitzumischen? Wer zwingt uns, für die Amis den Stallknecht zu spielen, wobei die Nato ohnehin schon lange nicht mehr den Verteidigungsstatus erfüllt, sondern sich zum Angriffsbündnis gewandelt hat. Wie scheinheilig die Phrase der Menschenrechte behandelt wird, sieht man doch aktuell an dem Vorgehen eines Nato-Mitglieds, nämlich der Türkei in Syrien, - verglichen mit der Haltung der anderen Nato-Mitglieder.

Niemand hat das Recht, einem anderen Staat oder einer anderen Regierung vorzuschreiben, was es im eigenen Land zu tun oder zu lassen hat. Dass die offiziellen Vorwände meist nur gelogen waren, dafür gibts doch mehr als genug Beispiele. Gottseidank gibts noch politische Führer in anderen Ländern, mit denen man das Spiel nicht machen kann, - wie z.B. mit Putin. Oder hat sich mal jemand die Frage gestellt, was mit Russland passieren würde, wenn die dort lebenden über 100 Volksgruppen ihr Recht nach Freizügigkeit nach westlichem Muster in Anspruch nehmen würden, und was das für Europa bedeuten würde? Wohl kaum.

Nun zu Deutschland und zur Situation heute:
Da gibts genügend, die mit den Verhältnissen im Land einverstanden sind. Anders sind die Zahlen nach der letzten Wahl ja nicht zu erklären. Da gibts Leute, die sich in dem Mischmasch an Kulturen wohlfühlen. Leute, die keine Kinder haben, die in Klassen unterrichtet werden, wo mehrheitlich keine deutsche Sprache mehr in den Pausen gesprochen wird. Leute, die in derart sicheren Gebieten wohnen, wo sie eben keine Probleme mit aggressiven Ausländern haben, nicht belästigt werden, und so weiter.

Da gibts andere, die das nicht mehr mitmachen wollen. Leute, die sagen, - von meinen Steuern, die ich von meinem hart verdienten Geld abführe, soll der Unsinn nicht finanziert werden. Da man darauf keinen Einfluss hat, bleibt nichts anderes übrig, als entweder H4 als Ziel zu haben oder auszuwandern.

Natürlich gibts auch diejenigen, die sagen, - ich bleibe, ich lass mich deshalb nicht unterkriegen. Ob das so stimmt, oder ob das nur eine andere Formulierung dafür ist, dass man nicht die nötige Courage oder Ideen entwickelt, um den Schlussstrich zu ziehen, - wer weiß das schon. Auch ich bin ausgewandert, schon seit vielen Jahren, und zwar nach Siebenbürgen. Aber nicht wegen den Ausländern, sondern wegen dem Zeitgeist, der sich in den 90er Jahren in Deutschland immer mehr abzeichnete, und dem ich mich bei der Erziehung des Jüngsten nicht mehr entgegenstellen konnte oder wollte. Bei den Älteren hatte ichs grad noch geschafft.

Klar beobachte ich die jüngere Generation, natürlich vor allem mein Fleisch und Blut. Da ist mein Jüngster, der in einer deutschen Kleinstadt (zwischen 50 T und 100 T E) lebt und seine Ausbildung sowie seine berufliche Weiterbildung absolviert. 23 Jahre alt, der Kerl. Alle meine Kinder sind entweder in Österreich oder Deutschland, - ich hab mich damit abgefunden, dass auch er dort bleibt.

Mitnichten. Er meint, - dass ist nicht „mein“ Land, - ich bleibe hier nicht. Obwohl er die Staatsbürgerschaft hat, die Sprache perfekt spricht, - obwohl er von mir (ganz ehrlich) nicht "geimpft" wurde. Gerade kürzlich hat er mir klar gemacht, was er vorhat: Seine Ausbildung beenden, gewisse berufliche fachspezifische Kurse und Seminare absolvieren, und dann wieder zurück nach Rumänien. Bis dahin soll ich den Boden vorbereiten, damit er sich hier eine Existenz aufbauen kann.

Sich in Deutschland eine Existenz aufzubauen, - kein Interesse. Im Betrieb ist er sehr gut angesehen, bekommt eine viel höhere Dotierung als vergleichbare Kollegen, könnte sofort einen unbefristeten Arbeitsvertrag abschließen, - will er nicht. Er will vom Wissen und der fachlichen Ausbildung in Deutschland profitieren, und das wars dann. Ja, er will profitieren, aber nicht in Form von Sozialleistungen. Im Gegenteil, er bezahlt fleissig in den allgemeinen Topf als LSt.Kl 1/0.

Warum, frage ich mich. Bei mir wars umgekehrt, - ich bin mehr als drei Jahrzehnte dort geblieben, - mir hats gefallen. Damals zumindest, als ich mit Null begann und mir alles aufbauen konnte, damals hat mich das Land fasziniert. Was hat sich derart geändert, dass es einem jungen Menschen, der im selben Alter ist, wie ich damals war, nicht mehr als attraktiv erscheint, dort zu leben? Arbeitet wie ein Wilder, sechs Tage in der Woche, und am Sonntag ruht er sich aus.

Auf meine Frage, warum er nicht wenigstens am Wochenende in Discos geht, wo gleichaltrige herumspringen, - meint er: Papa, ich bin das so satt, immer wieder anderen erklären zu müssen, warum ich nicht kokse oder hasche,... (?!) Ist das tatsächlich so?

Er will auf jeden Fall nach seiner Ausbildung eine Familie gründen und Kinder haben, - aber nicht in Deutschland. Er ist derjenige, der in der Firma die meisten Überstunden pro Monat verzeichnet, dem man bereits in der Ausbildung die Verantwortung eines Facharbeiters zuordnet. Was ist das, was in Deutschland alles falsch läuft, wo man solche Leute, die eigentlich von den Betrieben händeringend gesucht werden, verprellt?

Ist es wirklich nur das, dass man in Siebenbürgen keine Moscheen und keine Kopftücher kennt, oder kommt da noch was anderes dazu? Nun, ich bin zwar einerseits – im Rückblick auf meine Erlebnisse in Deutschland gesehen - darüber traurig, aber andererseits darüber froh, dass er zu seinen Eltern zurückkehrt. Welcher Vater ist darüber nicht happy, dass wenigstens einer zuhause bleibt. Aber zu denken gibt mir das schon.

Wieviele junge Leute, die in Deutschland aufgewachsen sind, denken und empfinden ähnlich? Für Rentner gibt es überall Möglichkeiten, sich ein schöneres Leben zu machen, als das in Deutschland möglich ist. Deshalb helfe ich vorrangig denjenigen, die versuchen, sich in einem anderen Land, - wie z.B. in Rumänien, eine Existenz aufzubauen. Deren Möglichkeiten gibt es viele, - man muss nur die Augen aufmachen. Klar tut man sich leichter, wenn man schon über 15 Jahre wie ich in so einem Land lebt. Aber eine Lehrbuchempfehlung kann und wird es niemals geben.

Wichtig ist, dass man aus seinen vier Wänden herauskommt und sich in der Welt umsieht. Dann kann man für sich alleine entscheiden, ob es eine Option gibt, die einem ein anderes Land als interessanter erscheinen lässt. Ob das jetzt Norwegen, Finnland, Portugal oder Rumänien ist, - das hängt doch von der persönlichen Sichtweise ab, - da kann es niemals eine Grundregel geben. Jeder Fall und jede Interessenslage ist anders gelagert, - das liegt doch in der Natur der Sache.

Was so manche falsch einschätzen oder sogar Angst davor haben, das ist die Entfernung von der Heimat und die Befürchtung eines imaginären Heimwehs. Deutsch zu sein, deutsch zu denken und zu fühlen, das legt man nicht ab, wenn man im Ausland lebt. Umgekehrt wird ein Schuh draus. Derjenige, der seit Jahrzehnten im Ausland lebt, wird immer deutscher sein als derjenige, der in Deutschland oder Österreich lebt. Warum das so ist, - nun ja, da sollte man die Philosophen befragen. Aber jeder, der lange genug im Ausland lebt und seine Landsleute beobachtet, wird das bestätigen.

Die Frage stellt sich aber ganz anders: Ist es das, was man durch die Politik verwirklichen will? Diejenigen, die was draufhaben und die es bringen würden, aus dem Land zu ekeln? Soll es eine späte Genugtuung für Morgentau oder Hooton werden? Dass die offizielle Milchmädchenrechnung, nach der die Immigranten später die Renten finanzieren sollen, nicht aufgehen kann, dafür braucht man kein Volkswirtschaftler zu sein, um das zu erkennen. Was das langfristig für ein Land bedeutet, wenn man die guten Leute (Handwerker, Ausbilder, etc.) verliert, das sieht man doch täglich in Rumänien.

Wann begreifen diejenigen, die sich periodisch zur Wahl stellen, dass es hier um Grundsätzliches geht, das man nicht in den eigenen Reihen mit einigen Änderungen in der Personalstruktur und einigen verbalen Schminkversuchen reparieren kann? Ab wann beginnt das Zitat, das man gerne Berthold Brecht unterschiebt, greifbare Formen anzunehmen („Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht!“)? Liest denn niemand im Grundgesetz nach, unter Artikel 20:

(3) Die Gesetzgebung ist an die verfassungsmäßige Ordnung, die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung sind an Gesetz und Recht gebunden.
(4) Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.

Auch die geltende Einwanderungsregelung sowie das Aufenthaltsrecht war im Jahre 2015 geltendes Recht, oder sehe ich da was falsch?

Hier im Forum fand ich einen Hinweis auf ein altes Gedicht (Lied der Linde), - worüber sich manche über den Ursprung uneinig sind:

http://de.metapedia.org/wiki/Lied_der_Linde

Aber es geht nicht darum, wer das wann geschrieben hat, es geht um die Weitsicht des Inhaltes. Insbesonders um einen Vers daraus, der da lautet:

Bunter Fremdling, unwillkommner Gast,
Flieh die Flur, die du gepflügt nicht hast.

Ich stelle mir die Frage, ob das Hamsterrad wirklich so gut funktioniert, dass sich keiner Gedanken über das Morgen und Übermorgen mehr macht, oder keine Zeit mehr dafür hat. Was bleibt vom Verantwortungsgefühl für die kommenden Generationen? Sind wir da schon so betriebsblind, dass wir uns damit zufrieden geben, wenn wir wie am Nasenring in der Manege von denen, die uns immer wieder von Erderwärmung und Immissions-Ausstoß was vorsingen, im Kreis herumgeführt werden? Durchschaut dieses fast perfekte Ablenkungsmanöver denn niemand?

Wann beginnt das Zitat von Voltaire mal endlich, Wirklichkeit zu werden? (Wenn einmal eine Nation zu denken beginnt, ist es unmöglich, sie daran zu hindern.)

Eigentlich, um den Bogen zum Anfang meiner Zeilen zu spannen, hat Syrien nichts mit Deutschland zu tun. Aber es wird uns mit aller Gewalt eingeredet. Wie lange noch?


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