Dieser Satz ist köstlich!
In finsteren Zeiten bleiben die Erlöser gelegentlich auch aus, kommen zu früh oder zu spät oder bringen lediglich neues Unheil.
Hallo Andudu, das ist eine sehr weise, schöne und realistische Formulierung! Vielen Dank ebenfalls!
Vielleicht darf ich hierzu noch ergänzen, dass das Unheil nicht unbedingt sofort kommen, sondern oftmals von späteren Generationen verkraftet werden muss.
Denn über dem Einzelnen liegt immer die allgemeine und transzendente Struktur der Geschichte. Die paar tausend römische Bürger, die bei den Proskriptionen des zweiten Triumvirats unterm Konsul Octavian (später Augustus ...) zerfleischt wurden - oder die paar tausend Sklaven, die in den Legionen gedient hatten und nach deren Auflösung am Ende des Bürgerkriegs, weil sie keine Herren mehr hatten, kurzerhand gekreuzigt wurden (menschlicher Abfall ...), die waren zusammengenommen nur ein Klacks gegen jenen ungeheuren Blutzoll, den der Mittelmeerraum, der Nahe Osten und Mitteleuropa unter den Nachfolgern des Augustus zu erleiden hatten. Denn die Formen, sprich politischen Institutionen, hier also die des KAISERTUMS, wenn sie einmal gefunden sind, wälzen sich meist noch ein paar Jahrhunderte stumpfsinnig durch den geschichtlichen Prozess. Auch die Geschichte ist eine träge Masse.
Geht's nicht ohne den 'großen Führer'? Ich erwarte von Dir keine Antwort, sondern will nur ausdrücken, dass eben diese Frage mich sehr, sehr beschäftigt - ohne dass ich im Augenblick bereits eine Antwort hätte.
Der Staat an sich schon ist eine böse Last für den Menschen. Wenn sich seine Macht dann in einem 'großen Führer' konzentriert, dann ist das Risiko sehr groß, dass etwas schief geht. Denn die meisten großen Führer, die mir bekannt sind (und ich habe viele studiert ...), waren ziemlich pathologische Charaktere. Allein das ist schon, für sich genommen, ein merkwürdiges Phänomen.
Ein wirklich großer Führer wird ziemlich genau heute in drei Jahren geboren werden. Ein paar kleine 'große Führer' werden kurz danach in den 2020ern die Macht ergreifen und die Konstellationen für sein späteres Wirken vorbereiten, durchaus vergleichbar den Zeiten von Cäsar bis Augustus oder von Diokletian bis Konstantin.
Trump ist verglichen mit diesen kommenden Gestalten nur ein seniler Gockel.
Beste Grüße, Weiner
*) eines der ersten Opfer der zweiten Proskriptionswelle war Cicero, dessen Leichnam man dann durch die Straßen Roms schleifte und schließlich am Forum aufhängte. Die Frau von Mark Anton soll ihm ihre Haarnadel durch die Zunge gestochen haben. Waren also nicht zimperlich, die alten Römer, und hatten Sinn für Symbolik ...