Was ist das denn für ein schräger Vergleich?
Hallo Meph!
Da @Chris sich nur ganz allgemein dazu geäußert hat, gehe ich einmal etwas mehr in die Details.
Den ganzen Logen-Überbau, der selbstverständlich die Geo-Politik massiv beeinflußt, lasse ich jetzt einmal beiseite.
Sie schreibt: Der russische Präsident Wladimir Putin scheint zu glauben, dass er durch Unterzeichnung eines „Bündnisvertrages“ mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping am 4. Februar in Peking etwas ähnlich Großes wie US-Präsident Richard Nixon bei seinem historischen Besuch in China 1972 erreicht hat.
Das könnte sein, aber das bleibt Spekulation.
Doch genau wie die Sowjetunion der große Verlierer der chinesisch-amerikanischen Annäherung des Jahres 1972 war, dürfte sich Russland als der große Verlierer der Übereinkunft zwischen Putin und Xi erweisen.
Zunächst hatten sich die USA und China angefreundet auf Kosten der UdSSR.
Jetzt verbünden sich China und Russland auf Kosten Russlands.
Da hinkt schon mal der Vergleich, weil sich ja gemäß dieser Logik erneut die USA mit China hätten verbünden müssen.
Aber egal, auch Bündnisse können nach hinten losgehen.
Danach erklärt Khrushcheva die Zerwürfnisse zwischen Moskau und Peking, was ja nicht falsch ist.
Als sich Nixon nach China aufmachte, war es sein Ziel, diese Feindseligkeit zwischen den beiden weltführenden kommunistischen Mächten auszunutzen.
Ja, das paßt auch.
Putin jedenfalls glaubt womöglich, dass er Amerikas diplomatischen Coup wiederholt hat. Er scheint zu denken, dass er sich durch Vertiefung der Beziehungen zu China einen wertvollen Verbündeten in seinem Kampf gegen den Westen verschafft hat.
Das ist der Zweck von Bündnissen.
Jedoch hat sich Chinas Entfremdung von den USA schon seit fast einem Jahrzehnt zunehmend verschärft – ein Trend, den der ehemalige US-Präsident Donald Trump beschleunigt hat und für dessen Umkehr Präsident Joe Biden bisher kaum etwas getan hat. Angesichts dieser wachsenden Gegnerschaft zum Westen ist es China, das Russland auf seine Seite bekommen wollte, und nicht umgekehrt – und auch nicht als gleichberechtigten Partner.
Grandioser Geistesblitz!
Indirekt wird zugegeben, daß sich weder Russland noch China mit den Amis vertragen.
Wer da wen an seine Seite bekam, ist völlig Banane, das Bündnis ist der Hauptzweck.
China braucht Russland und andersherum ist das ebenso.
Natürlich unterstützt China trotz seines häufig wiederholten Mantras, wonach nationale Souveränität und territoriale Integrität sakrosankt seien ..
.. Doch dürfte das nicht bedeuten, dass China Russland bei einer Auseinandersetzung mit den USA und der Nato unterstützen wird.
Das ist zunächst auch nicht der Punkt.
Es reichen schon Vetos oder Stimmenthaltungen, engere wirtschaftliche Verflechtungen und vieles mehr.
Das einer Analystin so etwas nicht in den Sinn kommt, stimmt bedenklich.
Stattdessen hat Xi getan, was notwendig war, um Russland in eine vasallenartige Abhängigkeit von China zu bringen. Und Putin ist ihm in dem Glauben, dass eine Partnerschaft mit Xi ihm in seiner Konfrontation mit dem Westen helfen würde, direkt in die Falle getappt.
Das riecht fast ein wenig nach beleidigter Leberwurst.
Nicht China hat Russland in die Arme Pekings getrieben, sondern das war die NATO.
Was könnte für China besser sein als eine russische Wirtschaft, die komplett vom Westen abgeschnitten ist? All das Erdgas, das nicht westwärts in Richtung Europa fließt, könnte gen Osten ins energiehungrige China fließen. Alle sibirischen Rohstoffvorkommen, für deren Erschließung Russland westliches Kapital und Know-how brauchte, würden ausschließlich China zur Verfügung stehen, Gleiches gilt für neue Infrastrukturprojekte in Russland.
Ja klar, und nun?
Der Westen hat die Tür nach Russland zugebaut, ganz langsam und systematisch.
Putin hat nur noch die Klinke betätigt.
Jetzt machen Moskau und Peking die Geschäfte alleine.
Der Riesenmarkt China dürfte Russlands Unternehmen feuchte Lippen bereiten.
Und nun folgt der unumstößliche Beweis der Frau Professor.
Im Jahr 2005 jedoch nutzte China in einem nach Ansicht vieler direkt an den Yukos-Kredit geknüpften Schritt seinen Einfluss auf Russland, um den Kreml im Austausch gegen die Rücknahme von anderen Gebietsansprüchen Chinas zur Rückgabe von rund 337 Quadratkilometern strittiger Gebiete zu zwingen.
Ich hau mich weg.
337 Quadratkilometer?
Russland hat 17.130.000 km².
Das heißt dem Zarenreich gingen sage und schreibe 0,001967 % an Land verloren, eine Mikrofläche, die ohnehin ein lästiger Zankapfel gewesen war.
Und da dieser Felsbrocken-Beweis noch nicht reicht, liefert sie nach.
Vor zwei Jahren wurde ich selbst Zeugin ihrer Verachtung, als ich eine Fähre über den Amur von Blagoweschtschensk in Russland in die chinesische Kleinstadt Heihe nahm. Die örtlichen chinesischen Händler verspotteten die Russen offen, während sie ihnen billige Handys und minderwertige Pelzimitate verkauften.
Ah ja, die Kleingewerbetreibenden von Heihe sind jetzt der Maßstab für geopolitische Auseinandersetzungen und Beziehungen.
China wird weder den eigenen Wohlstand riskieren, indem es die USA in Verteidigung Russlands offen herausfordert, noch die russische Wirtschaft stützen, indem es dort in einem Maße investiert, wie es zum Ausgleich der gewaltigen Sanktionen erforderlich wäre, die der Westen im Falle eines Einmarschs Putins in der Ukraine verhängen wird.
Was die alles weiß.
Warten wir es doch einfach ab, wie Russland langsam ersäuft und das prosperierende Europa ökonomisch aufblüht, weil man endlich das lästige Russlandgeschäft abstoßen konnte.
Wie weltfremd ist man eigentlich in Babylon am Hudson River?
Nee, @Meph, die Kolumne taugt maximal als Toilettenpapier.
Es klingt mehr sauertöpfisch, weil man im Westen langsam ahnt, daß sich die beiden Riesen nicht mehr gegeneinander ausspielen lassen und der Westen jetzt die Arschkarte gezogen hat – und zwar völlig ohne Not.
Ich bin wirklich gespannt, wie dramatisch die Rohstoff-Exporte der Russen nach Amiland sinken werden.
Bei allen bisherigen Sanktionen sprangen jedes Mal die Amis in die neu entstandene Lücke.
Wird es diesmal wieder so sein?
mfG
nereus