Erinnern wir uns nochmals an die öde, kaum fruchtbare Insel 'Gotland', wo die weltweit …

Ostfriese, Samstag, 27.12.2025, 12:40 (vor 16 Stunden, 46 Minuten) @ mabraton1125 Views

Hallo mabraton

PS: Für die Unsitte hier dauernd Einzeiler abzusetzen, sollte man Euch sperren - ALLE! [[freude]]

Gemäß der hermetischen Entsprechung: Dem Wie oben …

Der Kapitalismus startet mit der Steuerschuld ex nihilo, was keine Kontraktschuld ist, zum Termin. Das bedeutet, dass wir uns verschulden müssen, um Schulden bezahlen zu können. Das Schuldgeld kann mit zukünftigen gewinnerzielenden Ressourcen besichert werden, um das Geld zur Begleichung der Steuerschuld zu erwirtschaften. Das funktioniert auch noch nach dem Edelmetallstandard, da das Edelmetall, das ja auch verschuldet ist, in seiner Menge begrenzt ist. Der Spielraum für die Wirtschaft bei der statischen Besicherung der Geldschöpfung der Zentralbank durch ein Edelmetall ist eng, während die heutigen Besicherungen des Geldes durch die in der Zeit ablaufenden Gläubiger/Schuldner-Kontrakte mit Termin eine enorme ökonomische Dynamik entfalten. Die Sache wird natürlich problematisch, wenn es in Zukunft zu wenige gewinnerzielende beleihbare Ressourcen geben sollte. Das ganze Elend mit der übermäßigen Verschuldung ist den Refinanzierungen von Staatsanleihen, die ja nicht leistungserzwingend in realwirtschaftlichen Prozessen sind, durch die Zentralbank geschuldet. Die erneuten Refinanzierungsrunden im Anschluss mit Staatsanleihen führen zur Kontraktion der Laufzeiten der zinstragenden Forderungstitel, die die Zentralbank aufkauft. Das System dreht sich immer schneller um sich selbst – seine Krisenanfälligkeit wird zusätzlich erhöht. Die Vorstellung, dass der Kapitalismus nichts anderes ist als Unsicherheit und Krise, ist schwer zu akzeptieren.

entspricht dem …so unten

Da alles Geschehen vorfinanziert werden muss, nehmen in diesem Zeitalter der transzendentalen Obdachlosigkeit (Georg Lukács), des Spektakels (Guy Debord) und der Orgien der Kommunikation (Jean Baudrillard) die Frequenzen der Wortmeldungen zu und damit ihre Längen ab.

Ich denke, dass keine KI die historischen Zusammenhänge bezüglich des Silbers in dottores Beitrag

https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/forum_entry.php?id=329786 Re: Zur Leistungsbilanz der antiken Mächte verfasst von dottore, 23.08.2005, 14:28

aus @Popeyes - mehr als 20 Jahren zurückliegenden - Faden

https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/forum_entry.php?id=328885 Knotenschüre (= khipus) der Inkas dienten (auch) der Buchhaltung verfasst von Popeye, 16.08.2005, 15:33

mit der wissenschaftlichen Erkenntnis

https://www.eurekalert.org/news-releases/525379 Peru's ancient bureaucrats used knotted-string devices as ledgers

erschließen kann.

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→ Hi,

naja. was mir nie ganz klar war, und auch hier wieder die krausbirne zermartert, ist: die ganze welt ist mitten drin in einem naturalen subsistenzsystem bzw. später einem feudalen verteilungssystem,

Feudalismus ist zuerst ein Abgaben-, danach ein Verteilungssystem. Verteilt wird der Surplus, den jene erwirtschaften müssen, die mit Waffenmacht dazu gezwungen waren, sog. Unterworfene.

und urplötzlich tauchen die söldner (vermutlich auch damals nicht die intellektuell auffälligste klasse) auf und wollen sich in silber oder gold bezahlen lassen, anstatt zu verlangen, was seit jahrhunderten überall usus ist, i.e. zunächst mal freie kost und logis.

Die waren sehr intelligent. Sie sahen, dass Silber als Tribut gefordert wurde, was Herodot (III, 90) ausführlich beschreibt:

"Von den Ionern, den asiatischen Magnetern, den Aiolern, Karern, Lykiern, Milyern, Pamphylern, die gemeinsam eine Steuersumme aufzubringen hatten, gingen zusammen vierhundert Talente Silber ein. Sie bildeten die erste Satrapie.

Von den Mysern, Lydern, Lasoniern, Kabaliern, Hytennern fünfhundert Talente. Sie bildeten die zweite Satrapie.

Bei den Hellespontbewohnern, von der Einfahrt zur Rechten, weiter den Phrygern, den asiatischen Thrakern, den Pahplagoniern, den Mariandynen und Syriern betrug die Steuersumme dreihundertsechzig Talente. Dies war die dritte Satrapie.

Von den Kilikiern wurden dreihundertsechzig weiße Pferde, für jeden Tag des Jahres eines, und fünfhundert Silbertalente erhoben. (...) Das war die vierte Satrapie.

Das Land von der Stadt Posideion (...), an der Grenze zwischen Kilikien und Syrien (...) bis hin nach Ägypten (...) hatte dreihundertfünfzig Talente zu zahlen. Zu dieser Satrapie gehörte ganz Phoinikien, das palästinische Syrien und die Insel Kypros. Das alles bildete die fünfte Satrapie.

Von Ägypten, dem anschließenden Teile Libyens, Kyrene und Barka (...) wurden siebenhundert Talente erhoben. (...) Das ist die sechste Satrapie.

Die Sattagyden, Gandarier, Dadiker, Aparyter haben zusammen einhundertsiebzig Talente aufzubringen. Das ist die siebte Satrapie.

Susa und das übrige Kissien zahlen dreihundert Talente; das ist die achte Satrapie.

Babylon und das übrige Assyrien bringt tausend Talente Silber auf und liefert außerdem fünfhundert kastrierte Knaben. Das ist die neunte Satrapie.

Ekbatana, das übrige Medien, die Parikanier und Orthokorybantier zahlen vierhundertfünfzig Talente. Das ist die zehnte Satrapie…"

Es folgen 10 weitere Satrapien. Das Talent (= 60 Minen) lag zu der Zeit bei ca. 27 Kilo (in der früheren babylonischen Zeit und davor schwerer). Es waren also immense Silbermengen abzuliefern. Alexander plünderte die persischen Kassen endgültig (lt. Price, The coinage... ca. 200 Tonnen).

Thesauriertes Silber! Die Herrscher kauften damit nichts (Herodot: Die Perser kennen keine Märkte!) - außer eben Söldner, die aus den bei den Persern 20 Satrapien und davor aus den jeweiligen Tributgebieten der vorangegangenen Herrscher bzw. Stadtstaaten im Zweistromland kamen.

Hätte also nicht der entsprechende Machtkreislauf des Silbers existiert (Tributgebiet → Herrscher → Söldner → Tributgebiet → Herrscher) hätten die Perser- (und/oder) Assyrer-Herrscher (Gleichsetzung umstritten, vgl. Heinsohn) aufgrund der Tributmengen ein Vielfaches von dem Behobenen in ihren Lagern gehalten, als Alexander zum Inkasso auftauchte.

Dass die laufenden Tribute via Handel zurückgeströmt sei, ist ausgeschlossen, da sich in den jeweiligen Kernreichen (Machtzentralen) keinerlei Spuren von entsprechenden Massen-Importgütern finden, etwa Überbleibsel griechischer Handwerkskunst (die Griechen saßen am Westrand des Perserreiches, die 1. und 2. Satrapie im griechischen Kleinasien, heute Westtürkei, vgl. den ionischen Aufstand → Perserkriege) in Persepolis oder Pasargadae, also dem Zentrum der persischen Macht (Achämeniden ab 8. Jh. BC).

Die Tribute sind via Dienstleistungen zurückgeströmt, also via Kriegsdienste. Dass so etwas bezahlt wurde oder - modern ausgedrückt - nur eine Leistungsbilanz zunächst existierte (von einer Kapitalbilanz im heutigen Sinne zu sprechen, dürfte sich erübrigen), passt nicht in die heutige Außenwirtschaftstheorie, die sich ohnehin schwer tut, den Krieg als Waren (Waffen)- und Menschen (Soldaten)-Transfer auszupreisen.

Die Leistungsbilanz der Imperien im Nahen Osten mit ihren 4 (heutigen) Unterpunkten sah damals so aus:

- Warenverkehr. Außer auf Geschenke-Tausch-Ebene zwischen den Herrschern minimal, falls überhaupt grenzüberschreitend. Erst in nennenswerter und stratigraphisch nachvollziehbarer Form (= Funde von Dingen, die von weit her kommen) ab Einführung des Instituts der royal agents, sog. DAM.GAR (sumerisch), dann tamkar(um), also Palast- und/oder Tempelhändlern, mit wachsendem Beschaffungszwang des Tribut- und später Steuergutes Silber ansteigend, für das gleichgelagerte Rom von Keith Hopkins, Taxes and Trade 200 BC - AD 400, 1980, dargestellt (sinngemäß: Explosionsartige Entwicklung des Handels im Imperium, notabene: Taxes zuerst).

- Dienstleistungen. Sehr hoch. … meisten Silberhorte (ex Soldzahlungen an die Goten mit Geprägen aller möglichen Mächte - Griechen, Römer, Mitteleuropa, Muslim-Staaten) gefunden wurden.

- Arbeits- und Kapitaleinkommen. Minimal bis nicht-existent. Der freie Lohnarbeiter existierte zunächst überhaupt nicht! Und dass sich Arbeiter als Saisoniers oder Gastarbeiter irgendwohin verdingt hätten, ist eine ganz abwegige Vorstellung. Kapitaleinkommen aus dem Ausland sind vor den Griechen nirgends nachweisbar und selbst bei diesen äußerst spärlich (ex vereinzelten Faktoreien, also Niederlassungen, nie als investive Produktionsanlagen; bei den Römern erst finden wir Investitionen im ausländischen Bergbau (z.B. Cato in Spanien), aber dieses Ausland wurde flugs vereinnahmt oder war es bereits. Die Vorstellung, Rom hätte (vor den punischen Kriegen) in Karthago investiert oder vice versa (beide Male wäre Geld zu verdienen gewesen), ist absurd.

- Laufende Übertragungen. Zum Beispiel private Gastarbeiter- oder Rentenüberweisungen, auch Geld an internationale Organisationen. Praktisch nicht existent.

Wie wurde nun der Saldo der antiken Leistungsbilanz ausgeglichen?

Mit Hilfe der Vermögensübertragungsbilanz, wo die unentgeltlichen Leistungen verbucht sind. Heute z.B. Schuldenerlass. Damals eben umgekehrt Tribute.

alle ringsherum tauschen getreide, fisch, korn, linsen, etc. und sind happy, nur die söldner sagen auf einmal "nö, wir wollen cash". warum?

Weil er dort, wo er als Tribut abgefordert wurde, dringend benötigt wurde. Die oben genannten Ioner, Karer, Lydier, Lyker, usw. (West-Kleinasien, griechische Inseln) hatten keine Silbergruben (bzw. sie waren noch nicht erschlossen, vgl. Trapezunt (Trabzon), Schwarzmeerküste; antike Münzen aus Trapezunt sind extrem selten, das Münzbild zeigt den Tisch eines Wechslers, daher heute noch der Name Trapeza = griech. Bank). Sie mussten aber liefern. Die berühmten Gruben von Laureion (Attika), Thassos, Makedonien usw. standen nicht unter persischer Herrschaft.

was bringt sie dazu, ein derartiges wagnis einzugehen, den aktuellen "geldstandard" (i.e. naturalwirtschaft im weitesten sinne) zu verlassen,

Sie haben ihn nicht verlassen, sondern tauchen erst auf, nachdem die Gewichtsparität Gerste/Silber festgelegt war. Mit Gerste als Sold über Hunderte von Kilometern heimzukehren, machte keinen Sinn. Mit Silber, wie beschrieben, sehr wohl. Die Söldner lebten vom Krieg bzw. Machterhalt dessen, der ihre Dienste gekauft hatte. Bitte an Xenophon (Anabasis) denken!

Die Griechen waren exzellente Krieger (Hoplitenphalanx). Die Zahl ihrer Vasen mit Kampf-, Kriegs-, Tod- oder Waffenszenen geht in die Tausende, wenn nicht Zehntausende. Die vielen, vielen Griechen-Städte in Unteritalien, Sizilien waren nicht etwa Handelsmetropolen, sondern Söldnerkolonien mit dem üblichen religiösen Klimbim errichtet für die Schutzgottheiten oder für die Eintracht (concordia) der Krieger, wie in Agrigent:

verstehe ich nicht (wie so vieles andere mehr).

Vielleicht jetzt etwas verständlicher?

Danke und Gruß!

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Gruß - Ostfriese


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