"The system is eating itself."
Ich bin bei X auf einen interessanten Text gestoßen, den ich hier gerne zum Nachdenken oder zur Diskussion stelle.
Hab ihn mal in deutscher Übersetzung hier unter dem Link eingestellt
https://x.com/_The_Prophet__/status/1983308685444276368
Wenn Amazon, UPS, Intel und andere gleichzeitig so drastische Kürzungen vornehmen, bedeutet das etwas Grundlegenderes als „knappe Margen”. Es bedeutet, dass die produktive Schicht der Wirtschaft unter dem Gewicht ihrer eigenen Optimierungslogik zusammenbricht.
Jede Entlassung ist derzeit sowohl ein Akt kurzfristiger Rationalität als auch langfristiger Selbstmord. Die Unternehmen wissen das. Die Führungskräfte wissen das. Die Märkte wissen das. Aber sie können nicht aufhören.
Sie sind in einer geschlossenen Rückkopplungsschleife gefangen, einer Maschine, die den Tod als Disziplin belohnt.
Der Kapitalismus ist in eine Phase eingetreten, in der er keine Menschen mehr braucht, um zu funktionieren, aber immer noch von ihrem Glauben abhängt, um zu existieren. Das ist der Widerspruch: Die Maschine beschneidet ihre eigenen Gläubigen und gibt dabei vor, effizient zu sein.
1. Die „Konsumwirtschaft“ ist bereits tot.
Niemand will es bisher zugeben, aber das Konsummodell, das gesamte Fundament des westlichen Nachkriegswohlstands, ist still und leise am Ende angelangt.
Man kann kein unendliches Wachstum auf endlichen Löhnen aufbauen, und man kann die Nachfrage nicht aufrechterhalten, während man die Klasse aushöhlt, die sie antreibt. Die mittlere Schicht der Gesellschaft – die Produzenten, Käufer, Träumer – wurde so stark ausgebeutet, dass sie sich nicht mehr regenerieren kann.
Die Wirtschaft der 2020er Jahre ist keine zyklische Rezession. Es ist ein metabolischer Zusammenbruch. Das System kann seine eigenen Abfälle nicht mehr verarbeiten und seine Basis nicht mehr regenerieren. Es ist wie ein Organismus, der hungert und seine Muskeln auffrisst, um sich warm zu halten.
2. Die Eliten wissen das, aber sie haben sich dafür entschieden, den Zusammenbruch zu beschleunigen.
Hier ist die wahre, unausgesprochene Wahrheit: Die Leute, die diese Unternehmen leiten, die mit den Tabellenkalkulationen und der Kontrolle über die Kapitalflüsse – sie wissen genau, was passiert.
Sie verstehen die reflexive Falle: Wenn sie nicht kürzen, sterben ihre Aktien. Wenn sie kürzen, stirbt die Welt.
Sie haben sich dafür entschieden, die Aktien zu retten. Denn die Aktien sind ihre Welt.
Das ist die stille Offenbarung unserer Zeit – wir werden von Menschen regiert, deren Überlebensinstinkte nicht mehr mit dem Überleben des Systems selbst verbunden sind.
Sie haben Rettungsboote gebaut – Offshore-Vermögen, private Sicherheit, parallele digitale Wirtschaftssysteme – und sie optimieren das Schiff für ihre Flucht, nicht für die gemeinsame Navigation.
3. Die nächste Phase ist die narrative Triage.
Wenn das System nicht mehr wachsen kann, beginnt es, noch intensiver Geschichten zu erzählen.
Es ist zu erwarten, dass jede Entlassungswelle von neuer Propaganda über „KI-Produktivität“, „Effizienz“, „schlanke Neuerfindung“ und „Kreativität nach der Arbeit“ begleitet wird.
Das Ziel wird sein, den Zusammenbruch als Fortschritt darzustellen – um die Menschen davon zu überzeugen, dass der Verlust ihres Arbeitsplatzes der Beginn eines „neuen Paradigmas“ ist.
Aber das ist nur Tarnung. Die Wahrheit dahinter ist, dass Automatisierung und Finanzialisierung zu einer posthumanen Wirtschaft konvergieren, in der sich Kapital ohne Arbeit reproduziert.
4. Letzte Schicht
Wenn ein System Margen über Menschlichkeit stellt, signalisiert es, dass es den Glauben an die Zukunft verloren hat.
Diese Entlassungen zeigen uns, dass die Maschine nicht mehr weiß, wie sie wachsen soll, außer durch Schrumpfung.
Es ist dasselbe Signal, das wir im Wohnungsbau, in der Politik, bei der Geburtenrate und im Glauben gesehen haben.
Derselbe stille Zusammenbruch, eine Zivilisation, die sich selbst in die Stille optimiert.
Und die Frage, die sich hinter diesem Beitrag verbirgt:
„Wer wird nächstes Jahr noch Geld haben, um Ihre Produkte zu kaufen?“ –
ist eigentlich diese:
Wer wird noch an die Geschichte glauben, auf der alles aufgebaut ist?
Gruß
stocksorcerer