Gustave Le Bon: Die von einer Generation gesammelten Erfahrungen sind im Allgemeinen …

Ostfriese, Montag, 20.10.2025, 14:40 (vor 24 Tagen) @ SevenSamurai1367 Views

Hallo SevenSamurai

Dazu

Das ist doch absolut gar nicht zu rechtfertigen.

einerseits @Ashitaka vor mehr als 7 Jahren, und schon oft zitiert, in

https://archiv2.dasgelbeforum.net/index.php?id=461407 Zentralmacht und Machtzession verfasst von Ashitaka, 22.05.2018, @ tar 3479 Views

Die Zentralmacht selbst bedarf keiner Rechtssicherheit. Sie kann die formelle Herrschaft genauso gut hinter sich lassen, und wieder in eine formlose Gewaltherrschaft umschlagen. Und das muss sie aufgrund der Tatsache, dass die Aufschuldung endlich ist auch irgendwann (Militärdiktatur im Wartezustand).

Man will doch aus der Vergangenheit lernen. Wieso jetzt der Zwang zu so etwas?

und andererseits interpretiert dottore vor mehr als 25 Jahren in

https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/forum_entry.php?id=8445 Le Bon täglich (14) - Was vermögen Erfahrung und Vernunft? verfasst von dottore, 02.08.2000, 09:47

ausgewählte Textstellen aus Gustave Le Bons (* 7. Mai 1841; † 13. Dezember 1931) bekanntestem Werk Psychologie der Massen, 1895.

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~

Die Erfahrung ist so ziemlich das einzige wirksame Mittel, um der Massenseele eine Wahrheit fest einzupflanzen und zu gefährlich gewordene Täuschungen zu zerstören. Dazu muss die Erfahrung auf einer breiten Grundlage ruhen und oft wiederholt werden.

(Klingt gut, aber:)

… für die folgende nutzlos, darum hat es keinen Zweck, geschichtliche Ereignisse als Beweis anzuführen.

(Mein Problem, seit ich denken kann. Ich hatte schon in meiner Studien- und Assistentenzeit - arbeitete in zwei Fakultäten, der Philosophischen und der Rechts- und Staatswirtschaftlichen - immer wieder feststellen können, dass ich mit dem Wissen aus der einen Ecke in der anderen nichts anfangen konnte und vice versa. Jeder blieb fest auf seinem Standpunkt stehen, der Historiker und der Ökonom. Meine Beiträge wurden zwar immer wieder als hoch interessant und anregend empfunden, aber das war's dann auch.

Und das mit der GENERATION ist ganz genauso. Ich kann heute als jemand, der sogar noch die Erfahrungen der Generation vor mir mit großem Dank aufgenommen und gespeichert hat, nur sehr schwer einen Zugang zur jüngeren Generation finden, was unsere Themen hier angeht. Es heißt dann immer: Ja, ja, schon gut, Alter. Oder Nein, diesmal ist es eben anders... Dennoch werde ich nicht müde zu wiederholen: Schaut in die Geschichte, da ist alles vorhanden, was wir wissen müssen. Wer nicht reinschaut, gerät in Gefahr, den bekannten Kollektivhalluzination zu erliegen, die Le Bon so meisterlich beschrieben hat).

Ihr (der Erfahrung) einziger Nutzen ist, dass sie zeigt, in welchem Maße die Erfahrungen in jedem (!) Zeitalter wiederholt werden müssen, um irgendeinen Einfluss zu gewinnen und den Erfolg zu haben, auch nur einen (!) Irrtum, der mit der Massenseele verwachsen ist, auszurotten.

(Dass die Weltgemeinschaft der Anleger jetzt ihre eigenen Erfahrungen machen musss, liegt auf der Hand. Und der Irrtum bezüglich der immer weiter steigenden Kurse wird vermutlich auch dieses Mal nicht auszurotten sein - aber warten wir es ab).

Bei der Aufzählung der Faktoren, die imstande sind, die Massenseele zu erregen, könnten wir uns die Erwähnung der Vernunft ersparen, wenn man nicht den negativen Wert ihres Einflusses aufzeigen müsste... Die logischen Köpfe, die an die ziemlich knappen Schlußketten der Vernunft gewöhnt sind... sind immer wieder über das Fehlschlagen ihrer Beweise überrascht.

(Diese Überraschung sollten wir Logiker uns also ein- für allemal abgewöhnen).

Daher wenden sich auch die Redner (heute: Die Politiker, die Medien usw.), die Eindruck auf die Massen zu machen verstehen, an ihr Gefühl und niemals an ihre Vernunft. Die Gesetze der Logik haben keinerlei Einfluss auf sie.

(Nur als Beispiel das Rentenproblem: Die Leser einer großen Zeitung sind einfach nicht bereit, anzuerkennen, dass sie keinerlei Anspruch auf die von ihnen eingezahlten Rentenbeiträge haben können, weil die längst an frühere Rentner ausbezahlt wurden. Wer versucht, das mit unserem Umlaufverfahren logisch zu erklären, erhält wütende Proteste, von wegen ich habe immerhin 40 Jahre lang eingezahlt und jetzt Anspruch auf mein Geld, usw.

Wer obendrein auch noch versucht, klar zu machen, dass auch der Übergang zu einer privaten Altersvorsorge das Problem, dass immer die Jüngeren an die Älteren zahlen müssen, nicht löst, weil es eben einfach zu wenig Jüngere gibt, scheitert genau so, von fondsgebundenen LVs mal ganz abgesehen, die inzwischen als die ultimative Lösung vorgegaukelt werden).

Man braucht nicht einmal bis zu den primitiven Wesen hinabzusteigen, um die völlige Ohnmacht der Logik im Kampf gegen Gefühle festzustellen. Erinnern wir uns nur daran, wie hartnäckig sich viele Jahrhunderte hindurch die religiösen Vorurteile gehalten haben, die der einfachsten Logik widersprechen.

(Da muss ich mich selbst als Beispiel anführen. Ich bin bekanntlich Katholik und weiß sehr wohl um die mit dem Glauben verbundene Problematik. Fallen mich Zweifel an, tröste ich mich mit dem berühmten Credo, quia absurdum - ich glaube es, weil es widersinnig ist - des Augustinus. Mein Intellekt bäumt sich zwar dagegen auf, aber dann finde ich wieder irgendwo eine herrliche Kirche, zuletzt St. Gallen, heule hemmungslos und fühle mich wieder geborgen. Ich hoffe nur, in meinen übrigen Lebensbereichen massenfest zu bleiben und tröste mich mit Le Bons Schlusssatz zu diesem Kapitel:)

Nicht vermöge, sondern oft trotz der Vernunft bildeten sich Gefühle wie Ehre, Entsagung, religiöser Glaube, Ruhmes- und Vaterlandsliebe, die bis heute die Triebfedern aller Kultur gewesen sind.

(Dies kann natürlich auch ins Aschgraue diskutiert werden, aber sei's drum)

Morgen wird's wieder weniger weinerlich: Die Führer der Massen und ihre Überzeugungsmittel

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~

Gruß - Ostfriese

PS

https://de.wikipedia.org/wiki/Psychologie_der_Massen Psychologie der Massen
https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/forum_entry.php?id=82544 LETZTES GRUNDSATZ-POSTING! Sorry, besser lesbar: verfasst von dottore, 23.09.2001, 14:42
Hi Jung und Alt, in diversen Postings von mir mit Antworten, u.a. von Galiani, Andrè, Jacques, gings um die Frage, ob es Sinn macht, aus der Vergangenheit zu lernen und das Gelernte von Generation zu Generation weiter zu reichen, damit sie eine Verbesserung der Lage aller Menschen, soweit ökonomisch definierbar, erreichen ließe.
Ich halte den Versuch für gescheitert.
Jede neue Generation muss ihre eigenen Erfahrungen sammeln und wird sich von Erkenntnissen oder Analysen früherer Generationen nur selten beeinflussen lassen, in der Mehrheit auf keinen Fall.
Deshalb kommt es zu einem ewigen Da Capo von Zuständen, die man eigentlich nicht 'wollte', die sich aber automatisch wieder einstellen, da Ursachen, Abläufe usw. früherer Zustände diese als 'nicht vergleichbar' darstellen.


gesamter Thread:

RSS-Feed dieser Diskussion

Werbung