Darauf lässt sich schwierig antworten...
Er hat Familie, weil er das als einen karmischen Auftrag begreift, und fühlt sich seiner Gemeinschaft, sogar vielleicht der Dorfgemeinschaft verpflichtet, geht sogar zu gewissen sehr traditionellen Anlässen wie dem Feuerwehrfest auf der einen und dem jährlichen esoterischen Anthroposophentreffen zu Ostern, Beltane geht er dann mit seinen Kindern woanders auch noch feiern, aber immer weil er weiß warum, wieso, weshalb, immer in innerer, wissender Verbindung zu den jeweiligen Gemeinschaften, mit finanziellen und zeitlichen Opfern, die so groß sind, dass er dafür problemlos auch so gewisse hohle Karrierewege gern dankend ablehnt.
Was du beschreibst, ist "freie Selbstverwirklichung", im Prinzip schreibst du das selbst:
"Freiheit ist die Freiheit seine Abhängigkeiten frei wählen zu können"
In sonderbaren Gesellschaften geht das, dort DARFST du das, ganz ohne ehrengemordet zu werden. Ich würde das aber nicht als "Traditionen" bezeichnen, es ist Folklore, man praktiziert es aus Glauben, Freude oder Erinnerung... oder halt auch nicht.
und man kann sich leicht vorstellen, dass das Angebot der modernen Zivilisation nicht eben lukrativ ausfällt (schlechte Zähne und degenerierte Körper, Über-Intellektualismus, eintönige, unterfordernde Jobs, Vereinzelung und Atomisierung sämtlicher Lebensbereiche ohne jedweden inneren Zusammenhang, Ungerechtigkeiten, die mit modernen Rechtsstaaten eher größer und nicht gerade kleiner geworden sind
Mein Gott, was für ein Kulturpessimismus, was für eine Zivilisationsmüdigkeit! Ich habe keine Ahnung, wie du auf so eine Entwicklung kommst, was, wenn das Gegenteil passiert? Zivilisation ist das, was WIR daraus machen, die Zukunft gestalten wir und unsere Kinder und Kindeskinder. Uns ging es materiell wahrscheinlich noch nie so gut, wie heutzutage, allerdings haben wir offensichtlich erheblichen Rückstand bei unserer mentalen Gesundheit angehäuft. Mich wundert das nicht, es ist schwierig mit den Änderungen und Verrücktheiten der modernen Welt mitzuhalten, andererseits haben wir auch weitgehend die Freiheit uns da auszuklammern und wenn es uns zuviel wird, können wir dahin gehen, wo die Zeit langsamer vergeht, es gibt noch genug rückschrittliche Weltgegenden.
wird trotzdem kein Sieg der Zivilisation sein, sondern ihr überfälliger Niedergang.
Na hoffentlich nicht, ich bezweifle, dass du weißt, was du dir wünschst, wenn du schreibst:
Darauf können wir uns menschlich gesehen freuen.
Aber genau diese Entwicklung wird extremst bekämpft, darin sehen die aktuellen Eliten eine riesen Gefahr. Denn mit Regieren wäre es dann erstmal vorbei für einige Jahrhunderte.
Es gibt immer "Eliten", die springen dann halt wieder mit Lendenschurz herum, beschwören Naturgötter und lesen in Hühnergedärm die Zukunft, als Gegenleistung für eine handvoll Kartoffeln. Ich will das definitiv (auch) nicht...
Aber vielleicht habe ich dich auch falsch verstanden, dir scheint eine Mischform aus langlebigen Zivilisationsgütern und... (ja was eigentlich?) vorzuschweben. Ich sehe das nicht und glaube nicht, dass das passieren wird, es ist nur zZ möglich, weil die ganze Welt günstig für uns arbeitet. Sobald wir nicht mehr liefern können, die Welt in unserer Leistung keinen Mehrwert mehr sieht, ist der Traum schneller zu Ende, als du glaubst! Dann haben wir die Leistung unserer Altvorderen leichtfertig verfrühstückt und können wieder bei Null anfangen, so wie es immer mit dekadentem Nachwuchs endet, bei bisher jeder Hochzivilisation offenbar (sonst gäbe es mehr davon)... aber vielleicht haben wir Glück und die Roboter und KIs übernehmen für uns die Arbeit und durchbrechen den Kreislauf aus Aufstieg und Niedergang. Die Chance ist bisher einmalig (zumindest in der Geschichte, die wir überschauen).
Naja, vielleicht bleibt das alles ein Wunschtraum, ich weiß nicht, wohin wir in Zukunft steuern, aber sehe diese Impulse aktuell in der Gegenwart verstärkt im Kommen.
Es wird sich wahrscheinlich sehr viel ändern, aber ich betrachte das als ein Abenteuer, eines dass wir in gewisser Weise mitgestalten können. Es gibt keinen Grund, dass alles so bleibt wie jetzt, wir sind in einer Art Vormärz, die Menschen (zumindest im Westen) nehmen Anlauf, um überkommene Konzepte abzuschütteln und Neues auszuprobieren, das ist sowieso unsere größte Stärke, aber eben auch nicht schmerzfrei und mit sehr steiler Lernkurve...