Worüber niemand redet – das Exorbitante Privileg
Die Zoll-Debatten nehmen einen breiten Raum in der aktuellen Wirtschafts- und Börsendebatte ein.
Auch hier wurde das Thema bereits erörtert und zum Teil Verständnis für Trump gezeigt, da es in der Tat ein paar Besonderheiten in der Weltwirtschaft gibt, wo Länder ihre Produkte subventionieren oder Importe mit Zöllen belegen, um den Binnenmarkt schützen.
Donald findet das nicht so gut und wird daher aktiv.
Ein wenig zu aktiv, wie ich finde, denn die Unruhe am Anleihemarkt haben schon mal signalisiert, daß er sich gerade am Fundament des Schuldenturms zu schaffen macht.
Was allerdings bei der Debatte zu kurz kommt – aber unbedingt dazu gehört – ist das sogenannte Exorbitante Privileg.
Diese Wortschöpfung stammt angeblich von Valéry Giscard d'Estaing, der vor seiner Zeit als Staatspräsident auch einmal französischer Wirtschaftsminister gewesen war.
Es geht auf eine Veröffentlichung im Le Figaro von 1965 zurück.
Ich hätte zwar eher Jacques Rueff, den genialen Wirtschaftsberater De Gaulles, dahinter vermutet, der immer einen guten Spruch drauf hatte, wie z.B.
Das „Privileg“ des Dollars .. ist ein „Defizit ohne Tränen“, das den Menschen den Eindruck vermittelt, „dass sie geben, geben, geben können, ohne zu nehmen, leihen, ohne zu borgen, und kaufen, ohne zu bezahlen“.
Aber es ist am Ende auch egal.
Worum handelt es sich nun?
Der Begriff „exorbitantes Privileg“ bezieht sich auf die Vorteile, die die Vereinigten Staaten aufgrund ihrer eigenen Währung (dem US-Dollar) als internationale Reservewährung genießen.
Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Exorbitant_privilege
Was sind das für Vorteile?
Niedrigere Kreditkosten: Die USA können Kredite zu niedrigeren Zinssätzen aufnehmen, da eine hohe Nachfrage nach auf Dollar lautenden Vermögenswerten besteht.
Handelsdefizite: Die USA können größere Handelsdefizite verzeichnen, ohne in eine Zahlungsbilanzkrise zu geraten, da ihre Importe in ihrer eigenen Währung bezahlt werden.
Währungsstabilität: Der Status des Dollars sorgt für Stabilität und Liquidität auf den globalen Märkten.
Wirtschaftlicher Einfluß: Die USA haben einen größeren Einfluß auf die globale Wirtschaftspolitik und die Finanzmärkte.
Globale Finanzstabilität: Da viele Länder Reserven in US-Dollar halten, kann jede signifikante Veränderung des Dollarwerts die globale Finanzstabilität beeinträchtigen.
Geopolitische Macht: Die Dominanz des Dollars verstärkt den geopolitischen Einfluß der USA, da viele Länder bei internationalen Transaktionen auf ihn angewiesen sind.
Auswirkungen auf den Export: Ein stärkerer Dollar kann dazu führen, daß US-Exporte teurer und auf den Weltmärkten weniger wettbewerbsfähig werden.
Kapitalflüsse: Die USA verzeichnen erhebliche Zuflüsse ausländischer Investitionen, die das Wirtschaftswachstum ankurbeln, aber auch zu Volatilität auf den Finanzmärkten führen können. Dieser Zufluß resultiert hauptsächlich aus dem Handelsdefizit und hat in letzter Zeit zugenommen, was einer der vielen Gründe für die Reaktion der BRICS-Bewegung ist.
Geldpolitische Autonomie: Die Federal Reserve hat eine größere Flexibilität bei der Festlegung der Geldpolitik, ohne sich allzu viele Gedanken über die unmittelbaren Auswirkungen auf die Wechselkurse oder Kapitalflüsse machen zu müssen.
Kurzum, die Einen „drucken“ Geld, welches sich hinter faulen Versprechen versteckt - die Anderen müssen es als Zahlungsmittel verwenden.
Dazu sagt Trump allerdings recht wenig - um nicht zu sagen – überhaupt nichts.
Also, wenn man schon über faire Praktiken im internationalen Handel ehrlich diskutieren möchte, gehört das unbedingt dazu.
Von der hiesigen Presse hört man dazu aber auch nichts, obwohl sie jeden Blödsinn hinaus posaunen, der ihnen gerade über den Weg läuft.
Hier hätten sie endlich mal ein echtes Argument - aber vielleicht verlangt man dann einfach zu viel von denen.
mfG
nereus