Dottores Tzatziki -Effekt: Zum Schluss steigen die Schulden zwar … | Alles wird gut - hoffentlich ;-)

Ostfriese, Donnerstag, 06.02.2025, 11:35 (vor 35 Tagen) @ nereus1740 Views

Hallo nereus

So setzt sich das Inflations- und Kriegsjahrzehnt fort, Trump wird zum Herbert Hoover und mit seinem Zoll- und sonstigen Größenwahn für eine Rezession/Depression verantwortlich (sein/gemacht).

Dieses Thema ist eine ganz andere Nummer.
Gegen diesen Sturm kann niemand anstinken oder wirklich etwas ausrichten.
Da können wir nur hoffen oder auch beten.

Exakt!

Dottore zum ersten Satz in

https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/forum_entry.php?id=41571 Re: Inflation ahead. Sehr gute Debatte, die hier läuft verfasst von dottore, 14.02.2001, 14:01

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Grüß Gott!

Obwohl ich (siehe auch mein Greenspan-Posting vorhin) auch langsam darüber nachdenke, ins Inflations-Lager zu wechseln, möchte ich noch einmal die Gründe für eine Deflation kurz darstellen (gilt unabhängig vom JETZT):

1. Deflation setzt immer eine Inflation voraus. Eine Deflation als solche, also von einer über langen Zeit stabilen Preisniveau aus, kann es nicht geben. Was wir im 19. Jh. erlebt haben, war zweierlei: Scharfe deflationäre Knicks (mit Crashs - was ja nix anderes als das plötzliche Einsetzen einer Deflation am Aktienmarkt ist) und langfristig sachte sinkende Preise. Die kamen vor allem daher, dass es noch keine Monopolisierung der Arbeitsmärkte gab (kaum Gewerkschaften) und daher der ruhig dahinfließende Produktivitätszuwachs sich in den leicht sinkenden Preisen niederschlug. Ich kann ja den Produktivitätszuwachs entweder durch sinkende Preise (= Reallohnanstieg) oder durch steigende Löhne weiter geben.

2. Inflation entsteht immer durch Verschuldung, die nicht durch (dann deflationär wirkende) zusätzliche Leistung ausgeglichen wird. Daher der nicht zur Leistung zu zwingender Staat der Urquell aller größeren Inflationen ist. Am Ende der Inflation bleiben die alten Kredite stehen und die beginnen, langsam und dann immer stärker auf Erfüllung zu drängen, was zu Preiskämpfen führt und schließlich am Ende zu Notverkäufen bis hin zum The more you pay (als Resultat eines Verkaufs), the more you owe (weil die verbliebenden Assets durch den Verkauf des ersten Teils der Assets weiter gefallen sind). Die Realverschuldung steigt entsprechend, d.h., es muss immer mehr geleistet werden, um die alten Schulden zu bedienen bzw. abzutragen. Dieser Prozess ist die berühmte Einwärtsspirale, d.h. alles zieht alles nach unten (innen).

3. Ist die Deflation mit einer Rezession verbunden, kommen zusätzliche Zwangsverkäufe hinzu, außerdem drängen immer mehr Gläubiger auf Erfüllung bzw. kündigen die Kredite. Das Ganze treibt dann auf die deflationäre Depression (DeDe) zu.

4. Dieser Zustand ist erst zu Ende, wenn die alten Schulden gestrichen oder ausgebucht sind. Dann fehlt der Druck, mit noch weiteren Preissenkungen bzw. Notverkäufen gegen zu halten.

Aufgrund der heute weltweit zu beobachtenden unstreitigen Überschuldung in allen Segmenten (Konsumenten, Unternehmer, Staat) ist beim Heraufziehen einer weltweiten Rezession mit der klassischen deflationären Folge zu rechnen. Wer dies nicht mit ins Kalkül nimmt, vollzieht den wirtschaftlichen Prozess über Zeit laufend nicht richtig nach.

Nun kann eine Deflation mit vielerlei Mitteln überlistet werden. Roosevelts Goldaufwertung schaffte Zusatzkaufkraft out of the blue, es gab Schwundgeld (quasi Zwangsinflation, siehe Wörgl usw.), man kann Nettogeld drucken (also ohne Gegenbuchung, die wiederum weitere Verschuldung wäre - was die Japaner versucht haben und kläglich damit gescheitert sind, da sie mit den Schulden für ihre Ankurbelungsprogramme gleichzeitig neue Guthaben schafften, die zur Zusatzverrentung führten), man kann auch versuchen, die Preise für die fallenden Assets zu stabilisieren, was z.B. schon Cäsar bzw. Tiberius versuchten, indem sie die alten Preise wieder herbeizaubern wollten bzw. Zwangskäufe zur Preisstützung verordneten (siehe Vortrag), was heute z.B. irgendwie in den Hirnen der Herren der Fed herumspukt (siehe voriges Posting dazu) oder was die EU macht, indem sie Rinder aufkauft (allerdings dafür zusätzliche Schulden macht und das ist dann wieder die japanische Variante).

Dass die Staatsverschuldung (wo sie noch vorangetrieben wird) nicht mehr inflationär wirkt, erklärt sich leicht aus dem Tsatsiki-Effekt (siehe Krisenschaukel): … noch immer gleich hoch wie früher, aber da sie zu einem immer größeren Teil aus Zinsbuchungen für alte Schulden bestehen, die ihrerseits nur gezeigt, aber nicht gezahlt werden, gilt (grosso modo): Steigen die Staatsschulden nur noch um den Betrag der Zinsen auf die bereits existierende Staatsverschuldung und werden diese Zinszahlungen nicht in konkreter Kaufkraft abgefordert (was entsprechende weitere Verschuldung erfordern würde), sondern stehen gelassen, verpufft die steigende Staatsverschuldung absolut ohne jegliche Wirkung - weder auf Nachfrage noch gar aufs Preisniveau.

Deshalb ist das Arbeiten mit monetären Aggregaten, in denen jede Menge Staatsschulden stecken, ziemlich witzlos, weil ihr Anstieg zwar gewaltig sein kann, aber ihre Wirkung gering oder null.

So, was nun?

Auslöser bzw. Verstärker der Inflation (nächster Ölpreisschock, siehe Nah-Ost-Problem) würde die allseits latente Rezession verstärken, und damit die alten Kredite, die ja noch alle auf Bedienung und Rückzahlung warten, an die Oberfläche treiben. Und schon geht die Inflation in die Deflation über - und zwar weil z.B. ein Preisschock just der Trigger sein kann, der das Kippen in die Rezession erst richtig auslöst.

Ob und was eintritt, weiß ich nicht. Das System ist noch offen nach beiden Seiten. Und wir werden ganz genau schauen, was passiert.

Gruß

d.

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PS

Nachtrag zu dottores Tsatsiki-Effekt in

https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/forum_entry.php?id=1199 Re: "Staatsschulden" verfasst von dottore, 25.04.2000, 14:03

7. Mit den steigenden und immer wieder zur vorhandenen Schuld geschlagenen Zinsen aber nimmt der Ankurbelungseffekt immer stärker ab. Ich nenne das den Tzatziki -Effekt:

Junger Mann geht zur Bank, leiht sich 1000 Mark für ein Wochenende mit der Freundin. Auf geht's nach Paris. Ein Jahr später: Junger Mann leiht sich wieder 1000 Mark, kriegt aber nur 900 ausgezahlt, denn 100 Mark Zinsen behält die Bank ein. Auf geht's nach Reims. Fünf Jahre später: Junger Mann leiht sich wieder 1000 Mark, kriegt aber nur noch 400 ausgezahlt, 600 Mark Zinsen. Auf geht's in die Lüneburger Heide. Und so weiter. Schluss: Junger Mann leiht sich 1000 Mark, kriegt aber nur 10 Mark ausgezahlt, 990 Mark sind Zinsen auf die inzwischen sehr hohe Verschuldung, die er vor sich hergeschoben hat. Mit den zehn Mark geht er zur nächsten Gyros-Bude und kauft sich und seiner Freundin eine Portion Pommes mit Tzatziki.

Moral von der Geschichte: Obwohl die Verschuldung jedes Jahr um den gleichen Betrag gestiegen ist, kann der Mann statt der 1000 Mark (1. Jahr) nur noch mit 10 Mark die Wirtschaft ankurbeln.

PPS

@Ashitaka Ausführungen in

https://www.dasgelbeforum.net/index.php?id=536239 Antwort, Ashitaka, Mittwoch, 05.08.2020, 11:30 @ Mephistopheles 2715 Views

sind gegenwärtig aktueller denn je:

Denken sich die ZB-Beratungsgesellschaften Ende 2019 halt: Bauen wir ab nächstes Jahr einfach in Rekordzeit von unten eine neue globale Pyramide um die alte, fristentechnisch langsam aber sicher in sich zusammenfallende Pyramide, drumzu. Und machen wir es diesmal so, dass die neue Pyramide aus geschichtlich einmalig rasant wachsenden Kreditforderungen gg. der Realwirtschaft heraus nach oben in die globalen Kapital-/Finanzmärkte wächst. Rafft ja eh keiner, dass aus 8-10 Billionen eines Tages 100 Billionen und mehr, [ohne dass sie erwirtschaftet werden müssen], an der Spitze entstehen können. Machen wir einfach mal global eine große Krisensimulation und legitimieren damit unsere Eingriffe ins System. Die unerwartet raschen BIP-Anstiege nach 2-3 Jahren werden die Politiker als Helden dastehen lassen.

und auch dottores Ausführungen in

https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/forum_entry.php?id=230842 Re: Gut, aber den Kernpunkt nicht getroffen! verfasst von dottore, 03.11.2003, 10:21

1. Die 'Blasen' sind Resultate der gigantischen weltweiten Staatsverschuldung. Woher sonst, wenn nicht aus den 20 Billionen oder so Staatstiteln, die während ihrer Laufzeit komplett 'stillhalten' und ergo zu allen möglichen Derivaten und Pyramidesierungen führen müssen (jeder wäre blöd, wenn er seinen Staatstitel nicht beleihen täte und so immer weiter bis hin zur 'Schaffung' von ZB-Geld)?

sind aktueller denn je: Sie werden - weitgehend dem Modell der Währungsreform entsprechend - ihre Realisierung durch Trumps wirtschaftliche - mittels Vorfinanzierung erzwingenden - Zukunftsprogramme in der Installation einer globalen - Wohlstand und Macht erzeugenden und vermehrenden - globalen Kreditpyramide, die der bisherigen auf der Basis von zukünftig nicht vorstellbarer Dollarverschuldung überstülpt werden, finden.

Wie gesagt: Think Big! und Gruß - Ostfriese


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