"What will Happen to Financial Markets … | Asset-Meltdown-Hypothese | Dottore: "Ich weiß es nicht und reiche die hier …

Ostfriese, Montag, 11.11.2024, 17:44 (vor 8 Tagen) @ dito1510 Views
bearbeitet von Ostfriese, Montag, 11.11.2024, 18:48

Hallo dito

Dazu

Und wo bleibt der Debitismus mit seinem unaufhaltbaren deflationären Druck?

Dottore in

Teufelskreis Demografie und Asset Meltdown verfasst von dottore, 31.10.2006, 16:56

https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/search.php?search=Bev%C3%B6lkerungswachstum+&a...

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→ Hi,

das Demografie-Problem gilt zwar als ein langfristiges, aber auch lange Wege beginnen mit den ersten Schritten. So manchen hier mag es nicht interessieren, was im Jahr 2030 oder gar 2050 Sache ist. Aber die Schwierigkeiten treten nicht erst dann ein, sondern sind bereits in naher Zukunft schmerzlich zu bemerken. Ebenso die sog. politischen Gegenmaßnahmen, etwa die Erhöhung des Renteneintrittsalters, die Notwendigkeit mit massivem Mitteleinsatz das Bevölkerungswachstum zu stimulieren (die Zu- oder Einwandererthematik klammern wir mal aus), die Produktivität zu steigern (sog. Zukunftsinvestitionen), die Verlängerung der Arbeitszeit innerhalb der Lebensarbeitszeit, usw.

In der EU liegt die Alterslastquote (Personen unter 15 und über 64 zur Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter) bei 25 (USA: 19), wird 2015 bei 30 (22) geschätzt, 2030 bei 40 (30) und 2050 bei 50 bis 55 (30 bis 35). Quelle: Eurostat, auch interessant EZB: Trends and Pattern in Working Time Across Euro Area Countries - Causes and Consequences.

Die erste Folge ist eine Abnahme der wirtschaftlichen Wachstumsraten (BIP real) von 2,0 % (2005/10) auf 1,5 % (2011/30) bis 1,2 % (2031/50). Dies hat Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, sofern der Gleichung hohe Wachstumsraten = höhere Beschäftigung Glauben geschenkt wird und vor allem die öffentlichen Finanzen, die zudem von der Altersseite her in die Zange genommen werden: Höhere Ausgaben für Renten, Gesundheit, Pflege, aber auch für Sozialunterstützung und Bildung. Um nur das Rentensystem zu halten, müssten in einigen EU-Staaten die Beitragssätze auf 40% der Löhne und Gehälter steigen. Quelle: EU-Paper: The economic impact of ageing populations in the EU 25 Member States.

Wie steht es nun um die Finanzmärkte?

Schon 2000 hatte sich der IMF der Thematik angenommen (…when the Boby Boomers Retire?"). Inzwischen hat sich daraus eine düstere Hypothese entwickelt, die auch in Fachzeitschriften ihren Niederschlag gefunden hat, die sog. Asset-Meltdown-Hypothese, vgl. RESt 2001 oder Econometrica 2003 (The Effects of a Baby Boom on Stock Prices and Capital Accumulation in the Presence of Social Security).

Danach ergibt sich: Sobald die Baby Boomer in Rente gehen (oder überhaupt die Alterslastquote steigt) werden sie ihre (privaten) Altersanlagen verkaufen (müssen). Dies umso mehr, je stärker sie ihrerseits unter stagnierenden, gekürzten oder besteuerten Renten zu leiden haben oder unter verlängerter Lebensarbeitszeit, die im Klartext nichts anderes ist als eine Verschiebung der Rentenauszahlungen und dies wiederum unter dem Aspekt, die zusätzlich gewonnene Lebensarbeitszeit gar nicht mit bezahlter (besteuerter und sozialversicherungspflichtiger) Arbeit verbringen zu können, ganz einfach, weil sie keinen Job mehr finden.

Als Käufer der Altersanlagen (Assets) kommen nur die im Erwerbsleben Stehenden infrage. Da deren Zahl zumindest relativ (wenn nicht absolut) abnimmt, kann sich jeder an fünf Fingern ausrechnen, dass Kurse und Preise der Assets eher fallen als steigen dürften (Meltdown) - es sei denn die Erwerbstätigen schränken ihren Konsum drastisch ein, mit entsprechenden Auswirkungen auf das BIP, jedenfalls auf das BIP in seiner bisherigen Zusammensetzung. Der Konsum verlagert sich auf Altenprodukte, führt aber aufgrund seiner Struktur nicht zu den Investitionen, die für junge Volkswirtschaften typisch sind - ein Seniorenmüsli unterscheidet sich von einem Champagnerfrühstück doch beträchtlich.

Außerdem ist die Seniorenschaft eher konservativ und hat sich längst von dem verabschiedet, was jeweils als neuester Trend oder neueste Mode (im weitesten Sinne) aufgetischt wird. Hinzu kommt die bekannte Uniformität der Konsumgewohnheiten der Älteren.

Vor allem fehlt als Wachstumstreiber der Wille, sich zu verschulden, sei es für den neuen Porsche oder ein neues Eigenheim. Älteren wird zudem kaum entsprechender Kredit gewährt.

Mit zunehmendem Alter (= Shift von der schwächeren jüngeren auf die stärker werdende ältere Generation) nimmt auch die Risiko-Aversion zu. Dies bedeutet, dass jene Assets sich am besten halten oder sogar zulegen könnten (Non-Meltdown), die als unriskant gelten, insonderheit Staatspapiere bester Bonität. Wer geht schon beruhigt in Rente mit einem Privatportefeuille, das zu 100 % aus Zertifikaten besteht?

Dies mag erklären, was wir seit Geraumen an den Märkten für langfristige (sichere) Anlagen erleben - sehr zur Verwunderung aller möglichen Kapazitäten, angefangen mit Alan Greenspan und seinen berühmtem conundrum-Remarks (Warum steigen die Langfristsätze nicht, wo wir doch die Kurzfristsätze so flott erhöht haben?).

Inzwischen rätseln Legionen von Chefvolkswirten über die neuerdings im EU-Raum und den USA zu beobachtende inverse Zinsstruktur, die nicht dem entspricht, was laut Lehrbuch zu erwarten wäre. Schon gar nicht, wenn die Logik so geht: ZB erhöht Satz, da sie deutliche Inflationsgefahren wittert. Bei Inflationsgefahren aber müssten gerade Langläufer durchsacken, da sie am gefährdetsten sind.

Dazu am Rande: J.P.Morgan sieht für Ende 2007 einen Fed-Satz von 6 %, die nicht minder klugen Köpfe von Goldman Sachs einen von 4 %. Eine solche immense Differenz unter den Fed-Watchern hat es - so die NYT - bisher noch nicht gegeben! Dass es bei der 2-%-Differenz nicht um eine Belanglosigkeit geht, sondern viele Milliarden Dollar dabei im Feuer stehen, weiß jeder Büro Bote in Wall Street.

Nach Schätzung verschiedener Generationen-Ökonomen bedeutet der Shift in der Alterspyramide auf Sicht des oben genannten Zeitraums sogar eine Senkung des Real-Zinses um 50 bis 100 Basispunkte. Zuletzt: IMF The Global Impact of Demographic Changes (2006).

Zu guter Letzt hat sich PIMCO geäußert. Sie sehen eine große, langanhaltende Hausse in Festverzinslichen. Diese könnte am Aktienmarkt durchaus zu einer Missverständnis-Hausse führen (Renditen / Zinssätze niedrig? Also nüscht wie rein!). Könnte. Der US-Housing-Markt aber wird - so PIMCO - durch sinkende Zinssätze ebenso wenig wieder zu beleben sein wie er sich bei steigenden Sätzen vom Bubbling abhalten ließ.

Abgesehen von den jüngsten Unkenrufen aus London (Große Depression à la 1930 ff. wg. Umweltproblemen) darf auch durch die Überalterungs-Tüte geunkt werden: Ein längerfristiger Abwärtstrend steht vor, wenn nicht schon in der Tür.

Die EZB fordert dringend Strukturreformen zur Verstärkung der gesamtwirtschaftlichen Flexibilität und Dynamik und reiht damit ein Nullwort ans nächste. Wie sollte die demografische Struktur reformiert werden? Wie die Generation der immer älter werdenden Alten, die zweifelsfrei Teil der Gesamtwirtschaft ist, flexibel und dynamisch?

… angestellten Überlegungen gern ans Forum weiter."

Frohen Wochengruß!

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Gruß – Ostfriese


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