GZM vs. Dinge, Relationen
Hallo Ostfriese,
danke für die Antwort. Ich habe keinerlei Verständnisprobleme mit Deinen Ausführungen zur Entstehung von Abgabenzwang, der Wandlung von Natural- in GZM-Abgabe bis hin zu der Aussage, daß >> Die romanische Ökonomie beruhte auf Raub, die anglo-amerikanische Ökonomie auf Verschuldung. <<.
Ab da fängt für mich das Unverständliche an: Wenn Du schreibst, daß die heutige Ökonomie nur noch auf dem Zwang der Abgabe beruht, ist das für mich dennoch kein Unterschied zu früher, da ja auch der Zehnt nur auf dem Zwang der Abgabe beruhte. Sprich: konnte ich im Jahr 1200 den Zehnt nicht geben, kann ich im Jahr 2020 die GZM nicht geben, ist es kein Unterschied - mich trifft der Abgabenzwang, die Staatsgewalt.
Dein nachfolgender Satz: >>In diesem System ist die Vorstellung einer individuellen Freiheit eine reine Simulation, um von der Tatsache abzulenken, dass wir vollständig vom Zwingherrn als Struktur einer Ordnung von Potenzialen und Möglichkeiten in einer Ohnmachtsposition gehalten werden und abhängig sind.<< ist ein für mich historisch nicht haltbarer Versuch, den Blickpunkt der weiterhin geltenden Abgabepflicht auf die Veränderung des Abgabeguts zu verschieben. Natürlich besteht der Zwingherr weiterhin auf Abgabe, und natürlich hat er als Zwingherr die Macht, das Abgabegut zu bestimmen. Aber warum sollte sich dadurch eine Veränderung der 'Individuellen Freiheit' ergeben? Der Buckel muß krumm gemacht werden, egal ob es sich um zwei Zentner mehr geernteten Kartoffeln/Weizen direkt vom Acker oder via Markt und Taler auf dem Umweg über den Marktplatz handelt. Also, keine Veränderung der Abgabepflicht, nur eine Veränderung des Abgabe'mediums', eine Änderung von Naturalien in GZM. Der Zwang zur Abgabe bleibt bestehen. Und der Zwang, die Abgabe in vorgeschriebener Form zu entrichten, auch. Die 'Individuelle Freiheit' besteht, vorher wie nachher, lediglich in den zwei Möglichkeiten: 'Leisten' oder 'Verweigern'. Also Teilnehmer des Spiels oder Vogelfreier.
Ich möchte, als Einschub hierbei, gerne attestieren, daß es im Jahr 1200 noch (wenn auch mit großen Anstrengungen und persönlichen Entbehrungen) in Europa möglich war, 'vogelfrei' zu leben. Im Jahr 2023 ist das in Europa, ja wahrscheinlich auf 98% der Erdoberfläche nahezu unmöglich geworden.
Bis hierhin alles klar, kann man besprechen, verschiedene Meinungen haben, aber eigentlich alles im debitistischen Konsens. Wenn das, was ich geschrieben habe, nicht stimmt, kannst Du es gerne auf dieser einfachen Basis widerlegen.
Aber jetzt kommst Du wieder mit dem Meister Dürr. Den hast Du mir schonmal um die Ohren geworfen.
Hab mich auch darum bemüht, aber das sind Gedanken, die mich und meinen Geist überfordern. Ich mag ein schlichtes Gemüt haben, ein einfacher Geist sein, höhere Zusammenhänge nicht begreifen, aber: Dinge des Alltags lassen sich prinzipiell mit Aussagen des Alltags erklären. Einen 'Kantschen Imperativ' kapiert jeder, wenn er den Satz 'Was Du nicht willst, was man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu' liest. Wenn ein Heisenberg oder Dürr auf Erklärungsmodelle zurückgreifen müssen, die nicht mal die verstehen, die 'Schrödingers Katze' begriffen haben, sollten sie nochmal an ihrem Erklärungsansatz feilen. Und versuchen, verständlicher zu formulieren.
Und das ist die Essenz dessen, was ich in dem Aufruf an @Ashitaka und Dich gemeint hab. Es mag durchaus sein, daß ein Herr Dürr keine Dinge mehr sieht, sondern nur noch Beziehungen. Es hat aber (zumindest für mich) keine Relevanz und auch kein Erklärungspotential für eine Richtigkeit des Debitismus.
Und wenn ich in dieser Einschätzung falsch liege (was durchaus möglich und wahrscheinlich der Fall ist), dann erklär das doch bitte nicht mit 'schlauen Sprüchen', sondern für mich nachvollziehbar.
Das war meine Rede. Und jetzt Du.
Gruß
Bergamr
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Ehrlich schade für die Heimat! Endgültig verloren seit Sommer 2015 ...