Was geschehen wird

Weiner, Mittwoch, 30.08.2023, 23:44 (vor 383 Tagen) @ Beo24245 Views

Hallo Beo2 -

wenn ich mich richtig erinnere, hast Du hier bereits einmal einen Lösungsvorschlag vorgestellt. Ich habe die heutige Diskussion entlang den Betreffzeilen, und mit Kommentar-Stichproben, gelesen und glaube, die jeweiligen Detailausführungen erahnen zu können (man kennt sich ja ...). Ist jedenfalls ein interessanter Thread.

Ich stehe ganz auf der Linie von Beo2, dass eine Verhandlungslösung gesucht werden sollte, und zwar unter echter Beteiligung der Bevölkerungen. Ist ist mir aber genauso klar, dass dies ein idealistischer und illusionärer Ansatz ist.

Dabei denke ich (unüblich ...) nicht an die Trägkeit und Stupidität der Schlafschafe, sondern ich sehe, dass es (im Augenblick wenigstens) keine Schafhirten gibt, die bereit wären, sich auf die Seite der Schafe zu stellen und sich gegen die Herdenbesitzer aufzulehnen. Die Herde ist eine Masse ohne Organisation. Die Herde braucht Führung und Struktur. Die wird von den Schafhirten hergestellt, und die stehen bislang gut im Sold der Herdenbesitzer. Die Schafhirten werden erst dann umdenken, wenn sie bemerken, dass die Herden zugrundegehen - und damit auch ihr Sold dahinschwinden wird.

Was also wird geschehen? Der Krieg wird weitergehen und sich ausweiten. Er wird eine Entwicklung nehmen wie der 30jährige Krieg, und erst dann enden, wenn alle Teilnehmer komplett erschöpft sind. Der Krieg wird sich durch Naturkatastrophen komplizieren. Im Verlauf dieses Prozesses, der fast kein Land der Erde auslassen wird, werden Menschenleben in großer Zahl sowie mit großer Mühe über Jahrhunderte hinweg erarbeitete Kulturgüter keinerlei Wert mehr besitzen. Nur durch diese äußerste Entmenschlichung und Unkultur (deren erste Zeichen wir gegenwärtig mehr und mehr sehen) wird der Mensch wieder zu sich finden: Maß halten, Kompromisse suchen, Verständnis entwickeln für Mitmenschen, Bereitschaft zur gegenseitigen Hilfe und zu gemeinschaftlichem Handeln, Ausrichtung auf die Transzendenz.

[Mit Debitismus hat das Ganze gar nichts zu tun. Ich schreibe u.a. auch deswegen hier nicht mehr, weil ich den Debitismus inzwischen nur für eine pseudorationale, rechtfertigende Unterkonstruktion für maßlose Gier nach Macht- und Einkommen halte. Indem man sagt, so ist es halt seit 7000 Jahren mit den gewaltbasierten Ausbeutungssystemen und so ist eben der Mensch, braucht man über Alternativen, die es zweifellos gab und dereinst wieder geben wird, gar nicht erst nachdenken.]

In der aktuellen Situation kann ich also nur empfehlen, nicht einen einzigen Gedanken über die Ukraine und Putin und Biden und Xi u.a. zu verschwenden, sondern sich auf das, was ich angedeutet habe, angemessen vorzubereiten, solange es noch geht. Die Vorbereitung darf durchaus einen Plan und Gedanken darüber einschließen, wie die Welt nach einem neuen "Westfälischen Frieden" aussehen mag bzw. aussehen sollte - ein Friede, der dann länger halten wird als der erste Westfälische Friede und der dann ein fast globaler sein, aber natürlich auch nicht ewig halten wird. Nur die jüngsten Mitleser*innen in diesem Forum werden diesen Frieden noch erleben.

Es geht bei all diesen Geschichten nicht wirklich um Kämpfe und Kriege zwischen Menschen oder (die Katastrophen betreffend) um Kämpfe des Menschen gegen die Natur. Denn all diese äußeren Konfikte finden nur statt, weil zu viele Menschen in ihrem Inneren keinen Frieden haben.

Grüsse in die Runde von Weiner


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