Zukunft der Photovoltaik in Deutschland
bearbeitet von Plancius, Dienstag, 25.07.2023, 22:33
Ich beabsichtige, eine PV-Anlage auf meinem Hausdach zu installieren und beschäftige mich deshalb schon seit einigen Monaten mit dem Thema. Ich habe mir bereits ein umfangreiches Wissen über dieses Thema angeeignet, habe mit einigen PV-Besitzern im Ort gesprochen, habe einige Solarteure mit meinen Anforderungen konfrontiert und muss leider feststellen, dass ich das Vertrauen in die Branche verloren habe. Nachdem vor kurzem das Haus eines Schulfreundes aufgrund eines Defekts seiner PV-Anlage komplett abgebrannt ist, haben meine PV-Ambitionen leider einen ziemlichen Dämpfer erfahren.
Aber jetzt mal ein Schwenk auf die deutschlandweite Ebene.
Wie sieht überhaupt die Zukunft der Photovoltaik in Deutschland aus?
Nachdenklich bin ich geworden, weil ich permanent den Energiemix unserer Stromerzeugung auf Agora Energiewende und smard.de verfolge. Und da konnte man doch tatsächlich feststellen, dass Ende Mai/Anfang Juni, als deutschlandweit die Sonne schien, der gesamte Bedarf an Elektroenergie zwischen 12 und 14 Uhr aus Photovoltaik gedeckt werden konnte. Die Grundlastkraftwerke auf Braun- und Steinkohlebasis sowie Biomasse konnten in dieser Zeit nicht abgeschaltet werden, so dass in diesem Zeitraum der Stromüberschuss in Nachbarländer wie Österreich und die Schweiz exportiert wurde, die damit die oberen Seen der Pumpspeicherwerke in den Alpen gefüllt haben.
https://www.smard.de/home/marktdaten?marketDataAttributes=%7B%22resolution%22:%22hour%2...
Wir haben dafür unsere Abnehmerländer sogar dafür bezahlt, damit sie unseren überschüssigen Strom abnehmen. Gleichzeitig sind alle Windräder in Deutschland abgeschaltet worden, wofür die Windparkbetreiber ebenfalls entschädigt wurden. Auch die Mittellast- und Spitzenlastkraftwerke, zumeist auf Erdgasbasis, erhalten eine Prämie zur Bereitstellung ihrer Kapazitäten, selbst wenn sie nicht benötigt werden. Und nicht zuletzt sollte man die Vergütung der PV-Anlagenbetreiber vergessen, wo je nach Vertrag weit mehr als 50 ct die kWH bezahlt wird.
Nun ist allerorten Goldgräberstimmung in der Solarbranche. Viele Dörfer und Städte bauen und planen Solarparks vor ihren Toren, um die kommunalen Kassen aufzufüllen. Da Firmen Ansparinvestitionen für PV-Anlagen jetzt in einem Jahr komplett abschreiben können, werden die Gemeinden zur Zeit von Anfragen zur Errichtung von Solarparks geradezu überschüttet. Und auch die privaten Hausbesitzer lassen sich ihre Dächer wegen gestiegener Strompreise, erwarteter Stromknappheiten und nicht zuletzt mangels attraktiver Alternativen auf dem Finanzmarkt mit PV-Modulen belegen.
Aktuell gibt es hitzige Debatten darüber, weil in Hohensaaten nördlich von Berlin ein gigantisches Waldgebiet für mehrere riesige Solarparks abgeholzt werden soll. Das zunehmende ortsnahe Zupflastern ehemaliger Wiesen, Koppeln und Felder mit Solarmodulen führt dazu, dass man sich zunächst einige 100 Meter durch einen Wald an PV-Anlagen allein, mit Hund oder mit dem Rad bewegen muss, ehe man in der Natur ankommt. Ist in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg in mehr und mehr Dörfern und Kleinstädten der Fall. Niemals in der Geschichte Deutschlands hat es eine dermaßen gigantische Vernichtung von Natur und Kulturlandschaften gegeben wie in den letzten Jahren aufgrund der Energiewende. Der Flächenfraß soll sogar noch beschleunigt weitergehen.
Es ist davon auszugehen, dass sich in den kommenden 2 Jahren die installierte PV-Kapazität mehr als verdoppelt. Das heißt, wenn die Sonne scheint, werden immense Mengen an Strom erzeugt, für die es zur selben Zeit keine Abnehmer gibt. Ökonomisch vertretbare Speichertechnologien wird es in absehbarer Zeit nicht geben, aber jeder Einspeiser erwartet für seinen eingespeisten Strom eine Vergütung, auch wenn der Strom teuer „verklappt“ werden muss.
Hier stellt sich für mich die Frage: Welchen Einfluss hat dies auf die Entwicklung des Strompreises?
Der Strompreis kann doch nur weiter in die Höhe schießen.
- Alle PV-Anlagenbetreiber erwarten mindestens 8,3 ct pro eingespeister kwh. Inhaber von Altverträgen ein Vielfaches mehr.
- Die Betreiber der Windparks erhalten eine Entschädigung für das Abschalten ihrer Windturbinen.
- Auch die Gasturbinenkraftwerke erhalten eine Prämie zur Bereitstellung ihrer Kapazitäten.
- Je mehr Überschussstrom wir tagsüber produzieren, desto dringender müssen wir den Strom ins benachbarte Ausland loswerden. D.h. wir müssen unseren Nachbarn immer mehr zahlen, dass sie unseren Überschussstrom kaufen.
Solarstrom ist die volatilste Form der Stromerzeugung. Je mehr Solarparks und PV-Dächer gerade in strukturschwachen Gebieten mit wenig Leistungsabnahme gebaut werden, desto mehr extreme Spannungsschwankungen muss es doch lokal und regional geben.
Jeder der eine PV-Anlage sein eigen nennt, auch wenn es ein Balkonkraftwerk ist, sieht anhand des Leistungsdiagramms, dass die Stromerzeugung in kurzen Zeitabständen erheblichen Schwankungen unterworfen ist. Hat man einen sonnigen Tag mit Wind und Wolken, so kann man sehen, dass sich z.B. in einem Balkonkraftwerk beim Vorbeiziehen einer Wolke die Stromerzeugung innerhalb von Sekunden von 600 Watt auf 80 Watt fällt. Gibt es nun im Ort viele Solardächer und noch einen Solarpark, so gibt es andauernd erhebliche Spannungsschwankungen.
Wer sorgt also für die Netzstabilität bei diesen Volatilitäten?
Das ganze kann doch eigentlich nur dazu führen, dass die führenden Politiker, Wissenschaftler und Ingenieure Farbe bekennen müssen, dass die Energiewende nie und nimmer funktionieren kann und sie ein Hochindustrieland einem gefährlichen Experiment unterworfen haben, dass den Ruin desselben zur Folge haben wird.
Glaubt jemand ernsthaft, dass im kommenden Jahr diese ganzen Einspeisevergütungen für PV-Anlagen noch bezahlt werden, für Strom, der gegen weiteres Entgelt verklappt werden muss?
Glaubt jemand ernsthaft, dass Otto-Normal-Stromverbraucher, der in einer Mietwohnung wohnt, für die Einspeisevergütungen der satten Mittelschicht in ihren Smart Homes mit PV-Anlage, E-Auto und Wärmepumpe aufkommen wird?
Egal wie man es dreht und wendet, diesem ganzen Zinnober muss der Garaus bereitet werden. Aber anscheinend bin ich einer der wenigen, der sich der Brisanz überhaupt bewusst ist.
Habeck zieht gerade durch die Lande und wird in Universitäten beklatscht und mit stehenden Ovationen geehrt. Siehe hier letzte Woche in Aachen.
https://www.youtube.com/watch?v=12szFGgti4w
Ein vielsagender Kommentar zur Habeck-Veranstaltung:
"Weil das Niveau der Uni Aachen dem Niveau Habeck"s entspricht. Beide haben nicht mehr das Niveau früherer Zeiten."
Gruß Plancius
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"Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad an Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand." ARTHUR SCHOPENHAUER