Könnt sagen, was ihr wollt, wir merken es bereits (Pepe Escobar/Glazyev) Das anstehende Geldsystem jenseits des Dollar

solstitium @, Dienstag, 19.04.2022, 23:21 vor 1338 Tagen 6017 Views

Alfred Herrhausen wäre begeistert!

Letztlich kommt genau das zu tragen, was sein Vorschlag war, und dieser wiederrum führte zu den dearaus folgenden Umständen, die wir kennen.

Nachfolger Joe Ackermann, seinerzeit noch in Verantwortung auf die Frage hin angesprochen (inhaltsgleich zu Glazyevs These)
"Ich will ja nicht den Herrhausen machen..."

Und das ist dann also der Grund der NATO Zündellei.
Die vorhersehbare Entwicklung, dass sich irgendwann die intelligenten Köpfe treffen werden und angeben, dass dem globalen Süden eine Entschuldung ermöglicht werden muss, und das russisch/chinesische Konstrukt tut das angeblich.

[image]
[image]

[image]
[image]
[image]


ist nur 1/4 der Übersetzung von https://thecradle.co/Article/interviews/9135

Sergey Glazyev ist ein Mann, der direkt im Auge des aktuellen geopolitischen und geoökonomischen Wirbelsturms lebt. Er ist einer der einflussreichsten Wirtschaftswissenschaftler der Welt, Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften und war von 2012 bis 2019 Berater des Kremls. In den letzten drei Jahren leitete er als Minister für Integration und Makroökonomie der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAEU) Moskaus strategisch wichtigstes Ressort.

Glazyevs jüngste intellektuelle Produktion ist nichts weniger als transformativ, verkörpert durch seinen Essay Sanktionen und Souveränität und eine ausführliche Diskussion des neuen, entstehenden geoökonomischen Paradigmas in einem Interview mit einem russischen Wirtschaftsmagazin.

In einem anderen seiner jüngsten Essays kommentiert Glazyev: "Ich bin in Saporoshje aufgewachsen, in dessen Nähe jetzt schwere Kämpfe stattfinden, um die ukrainischen Nazis zu vernichten, die es in meinem kleinen Mutterland nie gegeben hat. Ich habe eine ukrainische Schule besucht und kenne die ukrainische Literatur und Sprache gut, die aus wissenschaftlicher Sicht ein Dialekt des Russischen ist. Ich habe in der ukrainischen Kultur nichts Russophobes bemerkt. In den 17 Jahren, die ich in Saporoshje lebe, habe ich nie einen einzigen Banderisten getroffen."

Glazyev war so freundlich, sich in seinem vollen Terminkalender etwas Zeit zu nehmen, um ausführlich auf eine erste Reihe von Fragen zu antworten, von denen wir erwarten, dass sie zu einem fortlaufenden Gespräch werden, das sich insbesondere auf den globalen Süden konzentriert. Dies ist sein erstes Interview mit einer ausländischen Publikation seit dem Beginn der Operation Z. Vielen Dank an Alexey Subottin für die russisch-englische Übersetzung.

Die Wiege: Sie stehen an vorderster Front einer grundlegenden geoökonomischen Entwicklung: der Gestaltung eines neuen Währungs- und Finanzsystems durch eine Assoziation zwischen der EAEU und China unter Umgehung des US-Dollars, wobei ein Entwurf kurz vor dem Abschluss steht. Könnten Sie vielleicht einige der Merkmale dieses Systems erläutern, das sicherlich kein Bretton Woods III ist, aber eine klare Alternative zum Washingtoner Konsens zu sein scheint und den Bedürfnissen des globalen Südens sehr nahe kommt?

Glazyev: In einem Anfall von russophober Hysterie hat die herrschende Elite der Vereinigten Staaten ihr letztes "Trumpf-Ass" im hybriden Krieg gegen Russland ausgespielt. Nachdem die Finanzaufsichtsbehörden der USA, der EU und des Vereinigten Königreichs die russischen Devisenreserven auf den Depots westlicher Zentralbanken "eingefroren" hatten, untergruben sie den Status von Dollar, Euro und Pfund als globale Reservewährungen. Dieser Schritt hat die laufende Demontage der auf dem Dollar basierenden Weltwirtschaftsordnung stark beschleunigt.

Vor über einem Jahrzehnt schlugen meine Kollegen vom Wirtschaftsforum in Astana und ich vor, zu einem neuen globalen Wirtschaftssystem überzugehen, das auf einer neuen synthetischen Handelswährung basiert, die auf einem Index der Währungen der teilnehmenden Länder beruht. Später schlugen wir vor, den zugrunde liegenden Währungskorb um etwa zwanzig börsengehandelte Rohstoffe zu erweitern. Eine Währungseinheit, die auf einem solchen erweiterten Währungskorb basiert, wurde mathematisch modelliert und zeigte ein hohes Maß an Belastbarkeit und Stabilität.

Etwa zur gleichen Zeit schlugen wir vor, eine breite internationale Koalition des Widerstands in dem hybriden Krieg um die globale Vorherrschaft zu schaffen, den die Finanz- und Machtelite der USA auf die Länder losgelassen hat, die sich ihrer Kontrolle entzogen. Mein 2016 erschienenes Buch The Last World War: the USA to Move and Lose erklärt wissenschaftlich die Natur dieses kommenden Krieges und argumentiert für seine Unvermeidbarkeit - eine Schlussfolgerung, die auf objektiven Gesetzen der langfristigen wirtschaftlichen Entwicklung beruht. Basierend auf denselben objektiven Gesetzen argumentierte das Buch die Unvermeidbarkeit der Niederlage der alten dominanten Macht.

Gegenwärtig kämpfen die USA um die Aufrechterhaltung ihrer Vorherrschaft, aber wie zuvor Großbritannien, das zwei Weltkriege provozierte, aber nicht in der Lage war, sein Imperium und seine zentrale Stellung in der Welt zu halten, weil sein koloniales Wirtschaftssystem veraltet war, ist es zum Scheitern verurteilt. Das britische koloniale Wirtschaftssystem, das auf Sklavenarbeit basierte, wurde von den strukturell effizienteren Wirtschaftssystemen der USA und der UdSSR überholt. Sowohl die USA als auch die UdSSR waren effizienter bei der Verwaltung von Humankapital in vertikal integrierten Systemen, die die Welt in ihre Einflusszonen aufteilten. Nach dem Zerfall der UdSSR begann ein Übergang zu einer neuen Weltwirtschaftsordnung. Dieser Übergang kommt nun mit dem bevorstehenden Zerfall des auf dem Dollar basierenden Weltwirtschaftssystems, das die Grundlage für die globale Vorherrschaft der Vereinigten Staaten bildete, zum Abschluss.

Das neue konvergente Wirtschaftssystem, das in der Volksrepublik China und in Indien entstanden ist, stellt die nächste unvermeidliche Entwicklungsstufe dar, in der die Vorteile sowohl der zentralisierten strategischen Planung als auch der Marktwirtschaft, der staatlichen Kontrolle der monetären und materiellen Infrastruktur und des Unternehmertums kombiniert werden. Das neue Wirtschaftssystem vereint die verschiedenen Schichten ihrer Gesellschaften mit dem Ziel, den allgemeinen Wohlstand in einer Weise zu steigern, die wesentlich stärker ist als die angelsächsischen und europäischen Alternativen. Dies ist der Hauptgrund, warum Washington nicht in der Lage sein wird, den globalen hybriden Krieg zu gewinnen

Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)

--
https://dasgelbeforum.net/index.php?id=568547
[image]

"...nein, wer NICHT kämpfen will, der fällt genauso!"
(Zur Erklärung, man "fällt" im Krieg, ohne Krieg hieße es man stirbt!)

Hier das Buch auf Englisch - Glazyev

NST @, Südthailand, Mittwoch, 20.04.2022, 05:22 vor 1338 Tagen @ solstitium 3375 Views

bearbeitet von NST, Mittwoch, 20.04.2022, 05:45

Alfred Herrhausen wäre begeistert!

..... das wäre er wohl gewesen .....

The Last World War - The US to Move and Lose

Das britische koloniale Wirtschaftssystem, das auf Sklavenarbeit basierte, wurde von den strukturell effizienteren Wirtschaftssystemen der USA und der UdSSR überholt

So wie ich das sehe, hat die USA seine Reformen zurück genommen - und das britische System verbessert weitergeführt. Die UdSSR wurde ausgelöscht .... und man dachte über die Oligarchen hat man alles unter Kontrolle im Sklavenstaat.

Über Sozialsysteme, die anfangs sinnvoll waren, wurden im gesamten Westen die Sklavenarbeit wieder eingeführt. Die westlichen Sklaven waren klassische Dienstleister - in korrekter Uniform und über staatl. Schulen mit dem Wissen versorgt, Messer u. Gabel korrekt auf dem weissen Tischtuch zu platzieren. Mit den Sklaven in den Fabriken und auf den Plantagen hatten sie gefühlt nichts mehr zu tun. Das hat sich jetzt geändert - seit Beginn des neuen Jahrtausends. Die Fabrik u. Plantagenarbeiter proben den Aufstand ..... die Privilegien der Haussklaven wurden gestrichen.

Das alles steht heute zu Disposition. Die Haussklaven werden mit ihren Herren verbleiben, dass wissen wir aus der Geschichte.
Heute muss Frau/ich auch noch zur Plantage - jeden 5. u. 20. ist Zahltag. Die Arbeiter bekommen einen klar definierten Prozentanteil am Erlös. Seit Corona u. diversen leistungslosen Einkommen, haben viele Arbeiter keine Lust mehr - zu arbeiten. Bisher hatten wir mit unseren Arbeitern Glück .... sie machen ihren Job ordentlich. Sie trauen offenbar den leistungslosen Versprechen nicht sonderlich über den Weg ....
Gruss

--
[image]
Jeder arbeitet im Ausmass seines Verstehens für sich selbst und im Ausmass seines Nicht-Verstehens für jene, die mehr verstehen!

Sergej Glasjews 'neue Weltwirtschaftsordnung'

Ostfriese @, Mittwoch, 20.04.2022, 06:10 vor 1338 Tagen @ solstitium 4163 Views

Hallo solstitium

Die von mir angegebenen Sergej Glasjews Zitate entstammen der Quelle:

https://uncutnews.ch/exklusiv-der-russische-geo-oekonomie-zar-sergej-glasjew-stellt-das...

Der Beitrag 'Das Scheitern historischer Währungsräume: Kann sich die Geschichte auch für die Eurozone wiederholen?' von Norbert Berthold, Stella Braun und Mustafa Coban beinhaltet das grundlegende Problem des von Glasjew gewünschten 'neuen globalen Finanzsystems'.

In ihm werden die Währungsunionen 'Die Lateinische Münzunion' (1865 – 1927 Frankreich, Schweiz, Belgien, Italien und Griechenland), 'Die Skandinavische Münz-/Währungsunion' (1872 – 1924 Schweden, Norwegen und Dänemark) und 'Die Kronenzone' (1918 – 1924 Österreich, Ungarn, …) in ihrer Entwicklung vorgestellt. Sie sind gescheitert, weil versucht wurde, mittels einer Währungsunion eine politische Union zu verwirklichen - also die Wirtschaft der Politik voranzustellen. Das steht ganz im Gegensatz zu den im 19. Jahrhundert geschaffenen Währungsunionen. Es waren lediglich jene von Dauer, die vorher durch die Bildung eines Zentralstaates politisch abgesichert wurden. Beispiele hierzu bilden die Schweiz, Italien und Deutschland. Das stimmt ja auch mit Paul C. Martins Erkenntnissen ('Machttheorie des Geldes') überein: Geld, Wirtschaft und Markt sind Derivate der Macht. Im 19.Jhd. waren die drei Nationalstaaten noch national finanzierbar - wenn es sein musste, stand die Rothschild-Bank bereit.

Auf der Grundlage des ‘Doomsday Book’ in

https://think-beyondtheobvious.com/die-highlights-vom-maerz-4/#comment-242772

[mit @ Tom96s Entgegnung, für die ich mich auch an dieser Stelle noch einmal bedanke:

https://think-beyondtheobvious.com/stelters-lektuere/ein-plaedoyer-fuer-staatsschulden/... ]

von 1086 kann im Kreditgeldsystem des angloamerikanischen Kapitalismus der über den Kredit ermöglichende Zugang zum Geld nicht mehr an eine vorhandene Sache (Baumwolle, Roggen, Öl, Bitcoin, Rohstoffe, Gold, Silber, Roggen etc.) gekoppelt werden.

In der Hyperinflation 1923 gab es den Versuch mit der 'Roggen-Mark'. Der Finanzexperte Karl Helfferich entwickelte den Plan einer reformierten Mark, die nicht mehr durch Gold gedeckt sein sollte, sondern durch Roggen - genauer: durch sogenannte 'Rentenbriefe', die wiederum den Wert von einer Tonne Roggen verkörperten. Aber das ging nicht, weil man Angst vor den Preisausschlägen am Getreidemarkt hatte. Wäre der Roggen unter den Kurs gefallen, zu dem die ZB Banknoten dagegen ausgegeben hatte, wäre die ZB auf dem Roggen sitzengeblieben. Die Bank - oder wer auch immer den Roggen verpfänden ließ -, hätte lieber den Zoff mit der ZB in Kauf genommen, als nach Auslösung des Roggens bei der ZB wg. dessen gefallenem Preis gleich pleite zu gehen.

Sergej Glasjew: "… Gold und andere Edelmetalle, wichtige Industriemetalle, Kohlenwasserstoffe, Getreide, Zucker sowie Wasser und andere natürliche Ressourcen. … Ich plädiere schon seit langem dafür, Dollar, Euro, Pfund und Yen in unseren Devisenreserven durch Gold zu ersetzen, das in Russland im Überfluss produziert wird."

Sergej Glasjews 'neue Weltwirtschaftsordnung' wird von der chinesischen Zentralmacht mithilfe des Yuan tributär beherrscht. Der Konsens der Länder, die sich dem 'neuen globalen Finanzsystem' anschließen, wird natürlich von China erzwungen. Die Volatilität, die ja ausgeschlossen werden muss, der Pfänder, die Titel sein müssten, in Glasjews Vorstellung der Geldschöpfung kann nur in der Diktatur des chinesischen Sozialkredit-Systems überwunden werden - das SKS ist nur das Kind des KGS. Die Geldverteilung ist heute ausschließlich von den Erwartungen der Zukunft abhängig - in einem offenen aber zeitlich befristeten System.

Sigmund Freud erkannte 1932 in seinem Brief an Albert Einstein schon in Übereinstimmung mit Paul C. Martins Machttheorie:

"Interessenkonflikte unter den Menschen werden … prinzipiell durch die Anwendung von Gewalt entschieden. So ist es im ganzen Tierreich, von dem der Mensch sich nicht ausschließen sollte…"

"Anfänglich, in einer kleinen Menschenhorde, entschied die stärkere Muskelkraft darüber, wem etwas gehören oder wessen Wille zur Ausführung gebracht werden sollte. Muskelkraft verstärkt und ersetzt sich bald durch den Gebrauch von Werkzeugen; es siegt, wer die besseren Waffen hat oder sie geschickter verwendet. Mit der Einführung der Waffe beginnt die geistige Überlegenheit (!) die Stelle der rohen Muskelkraft einzunehmen; die Endabsicht des Kampfes bleibt die nämliche, der eine Teil soll durch die Schädigung, die er erfährt, und durch die Lähmung seiner Kräfte gezwungen werden, seinen Anspruch oder Widerspruch aufzugeben …"

"Der Tötungsabsicht kann sich die Erwägung widersetzen, dass der Feind zu nützlichen Dienstleistungen verwendet werden kann, wenn man ihn eingeschüchtert am Leben lässt. Dann begnügt sich also die Gewalt damit, ihn zu unterwerfen, anstatt ihn zu töten. Es ist der Anfang der Schonung des Feindes, aber der Sieger hat von nun an mit der lauernden Rachsucht des Besiegten zu rechnen, gibt ein Stück seiner eigenen Sicherheit auf."

Es gilt: "… die Überwindung der Gewalt durch Übertragung der Macht an eine größere Einheit", vergrößert die Gewalt auf der höheren Ebene.

Das sind genau die Gedanken, die Paul C. Martin am 03.07.2005, 14:13 in 'Re: Geld als Kriegskind und Kriegsvater' https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/forum_entry.php?id=324181 zum Ausdruck bringt und die das russische ZMS gerade in der Ukraine realisiert:

"Die Unterlegenen (griechische Antike z.B.: Metoiken) werden dabei gleich noch 'Schutzbefohlene'. Sie stehen hinfort unter dem 'Schutz' ihrer Oberhunde, und sind so gegen die Ausbeutung durch andere Clans 'versichert'. Das klassische Staatsmodell also: Ich beute dich aus und schütze dich davor (Armee und so), von anderen eventuell noch krasser ausgebeutet zu werden. Gern auch als 'Feudalismus" verkauft."

"Feines Beispiel ebenfalls die Mafia. Entstanden im 19. Jh. als Schicht jener, die für den Latifundisten die Abgaben (Pachten usw.) eintreiben durften (Variante: tax farming). Als in der Bodenreform die Latifundisten ihrer Inkasso-Rechte entkleidet wurden, behielten die 'Mafiosi' ihre Funktion bei, kassierten also weiter, ohne aber wie bisher abliefern zu müssen."

Gruß - Ostfriese

Kapitalismus: Angloamerikanisch versus französisch

Ostfriese @, Mittwoch, 20.04.2022, 08:08 vor 1338 Tagen @ Ostfriese 3767 Views

Hallo solstitium

Sergej Glasjew: "Das britische koloniale Wirtschaftssystem, das auf Sklavenarbeit basierte, wurde von den strukturell effizienteren Wirtschaftssystemen der USA und der UdSSR überholt."

Ich möchte Niall Fergusons Satz aus 'Der Aufstieg des Geldes - Die Währung der Geschichte':

"… Aber sie [die Schlacht bei Waterloo] war nicht nur eine Auseinandersetzung zwischen zwei Heeren, sondern auch ein Wettstreit zwischen konkurrierenden Finanzsystemen: Dem französischen, zu dessen Grundlage unter Napoleon die Plünderung (der eroberten Länder) geworden war, und dem englischen, das auf Schulden beruhte. …"

zitieren und etwas zu den unterschiedlichen Kulturen - der damaligen britischen und französischen Staatsfinanzierung - ergänzen.

Die Vereinigten Provinzen der Niederlande finanzierten ihren Unabhängigkeitskrieg gegen Spanien durch die Entwicklung neuer Anlageprodukte und Wertpapiere, die am Markt in Amsterdam gehandelt und die vor allem von Rentiers gekauft wurden. Nach 1688 gelangten diese Neuerungen nach London. Auf der Grundlage und der Fortentwicklung des ‘Doomsday Book’ unterschied sich das britische Steuersystem schon wesentlich von dem der kontinental-europäischen Monarchien. Die Ausgaben der Krone standen unter der Kontrolle des Parlaments, weil die königlichen Ländereien weitgehend verkauft waren. Es bildete sich ein professioneller Staatsdienst mit bezahlten Beamten. Die Gründung der 'Consolidated Fund' - daher 'consols' für die neuen standardisierten britischen Staatsanleihen - half Staatsbankrotte - wie den 'Stop the Exchequer' von 1672 - zu vermeiden. Das Parlament versuchte durch die Einführung des Goldstandards im Jahre 1717 eine zukünftige Wertminderung des Münzgeldes zu verhindern. In London existierte ein Rentenmarkt, auf dem vor allem die liquiden und damit leicht verkäuflichen consols gehandelt wurden - auch für Ausländer.

Dagegen gab es in Frankreich regelmäßig wiederkehrende Zahlungseinstellungen - Repudiationen der Staatsschulden. Zur Erlangung von Staatseinnahmen wurden Ämter verkauft. Die Staatshaushalte waren vorwiegend undurchschaubar. Die Generalstände - eine 1302 eingerichtete Versammlung der drei Stände Klerus, Adel und Dritter Stand - tagten sehr unregelmäßig. Da in Paris kein professioneller Rentenmarkt etabliert war, wurde Geld für den Staat mittels großzügiger Bedingungen durch rentes und tontines mühselig besorgt. Jacques Neckers niederschmetternde Aussage: "La dette de l'Etat, déjà immense à mon avancement au trône, s'est encore accrue sous mon règne .... " führte dann geradewegs zur Französischen Revolution.

Die Situation des amerikanischen Sezessionskrieges ist aber ein anders – auch aktuell sehr interessantes - Thema.

Die Krone siegte, weil Rothschild sich einmischte - die Südstaaten verloren im amerikanischen Bürgerkrieg, weil Rothschild sich nicht einmischte, wie Niall Ferguson in den Sätzen formuliert:

"… Sie [die Rothschild] hatten den Ausgang der Napoleonischen Kriege entschieden, indem sie ihr finanzielles Gewicht auf Seiten Großbritanniens in die Waagschale geworfen hatten. Jetzt würden sie mit über den Ausgang des amerikanischen Sezessionskrieges entscheiden - indem sie sich heraushielten.…"

Die Eroberung von Vicksburg durch die Nordstaaten gilt vielen Historikern als Wendepunkt im Amerikanischen Bürgerkrieg - so steht es wenigstens in den Geschichtsbüchern. Der Fall von New Orleans ein Jahr vorher war aus finanzieller Hinsicht aber verheerend für die Südstaaten - und damit kriegsentscheidend.

Wegen der ungenügenden industriellen Basis, den vielen sich selbst versorgenden Farmen, den vielen Kleinstädten und dem Fehlen eines zentralen Steuersystems war liquides Geldvermögen, das ja den Finanzierungen an der Basis der Ökonomie entstammt, nur in begrenztem Umfang vorhanden. Es konnte sich kein ausreichend großer eigenständiger Kapital- und Rentenmarkt als Grundlage zur Finanzierung der Sezession im Süden bilden - die Konföderation war auf ausländische Geldgeber angewiesen.

Jenseits einer tiefen Ablehnung der Sklaverei kamen die Rothschilds allein aus geldökonomischer Sicht zu der Erkenntnis, dass der Süden nicht kreditwürdig war. Der Versuch der Konföderation, konventionelle Anleihen auf dem europäischen Markt zu platzieren, scheiterte.

Wegen der fehlenden Steuerbasis wurde jetzt die Baumwolle als neue Art der Besicherung der Anleihen herangezogen. Unter klar definierten Bedingungen konnten die Pfund-Sterling-Anleihen in Baumwolle getauscht werden bei sieben Prozent Verzinsung und zwanzigjähriger Laufzeit. Trotz der militärischen Misserfolge der Konföderation bei Gettysburg und Vicksburg und auch der Fähigkeit die Baumwollernte wegen der Monopolstellung zu reduzieren, erhöhten sich die Kurse der Südstaaten-Anleihen.

Sicherheiten taugen nur etwas, wenn die Gläubiger im Falle der Einstellung der Zinszahlung auf sie zurückgreifen können. Das änderte sich mit dem Fall von New Orleans als zentralem Exporthafen für Baumwolle - er war der Wendepunkt des Sezessionskrieges. Die Ausfuhr der Baumwolle brach zusammen auch aufgrund des Embargos, das die Südstaaten gegen Großbritannien verhängt hatten - das Königreich sollte nämlich gezwungen werden, zugunsten der Konföderation in den Krieg einzusteigen. Sie bezog ihre Baumwolle fortan vorwiegend aus China, Ägypten und Indien.

Die Südstaaten waren mit ihrem Versuch, die Rentenmärkte und Kapitalmärkte zu manipulieren, gescheitert.

Die Regierung des Südens war jetzt gezwungen, ungedeckte Papierdollar schlechter Qualität herzustellen. In der Folge gab es zunehmende Geldfälschung und viele Gemeinden druckten einfach auch eigene Scheine. Das Ergebnis war eine Hyperinflation von 4000 Prozent - die Wirtschaft des Südens brach noch vor der Kapitulation zusammen. Bei Kriegsende betrug der Wert des Dollars der Konföderation nur noch einen Cent.

Die Hyperinflation ist ein unbewusstes und außer Kontrolle geratenes ins Verderben führendes immer wiederkehrendes Ereignis - ausgelöst von der Zentralmacht. In den Worten von Niall Ferguson:

"Es sollte nicht das letzte Mal in der Geschichte gewesen sein, dass der Versuch, den Rentenmarkt anzuzapfen, in ruinöser Inflation und militärischer Demütigung endete."

Die ausgewiesenen Debitisten des Forums mögen bitte übernehmen.

Gruß - Ostfriese

Super Beitrag!. Wo sitzen denn die Rothschilds derzeit?

Mephistopheles, Mittwoch, 20.04.2022, 12:22 vor 1337 Tagen @ Ostfriese 3222 Views

Jenseits einer tiefen Ablehnung der Sklaverei kamen die Rothschilds allein aus geldökonomischer Sicht zu der Erkenntnis, dass der Süden nicht kreditwürdig war. Der Versuch der Konföderation, konventionelle Anleihen auf dem europäischen Markt zu platzieren, scheiterte.

Wegen der fehlenden Steuerbasis wurde jetzt die Baumwolle als neue Art der Besicherung der Anleihen herangezogen. Unter klar definierten Bedingungen konnten die Pfund-Sterling-Anleihen in Baumwolle getauscht werden bei sieben Prozent Verzinsung und zwanzigjähriger Laufzeit. Trotz der militärischen Misserfolge der Konföderation bei Gettysburg und Vicksburg und auch der Fähigkeit die Baumwollernte wegen der Monopolstellung zu reduzieren, erhöhten sich die Kurse der Südstaaten-Anleihen.

Sicherheiten taugen nur etwas, wenn die Gläubiger im Falle der Einstellung der Zinszahlung auf sie zurückgreifen können. Das änderte sich mit dem Fall von New Orleans als zentralem Exporthafen für Baumwolle - er war der Wendepunkt des Sezessionskrieges. Die Ausfuhr der Baumwolle brach zusammen auch aufgrund des Embargos, das die Südstaaten gegen Großbritannien verhängt hatten - das Königreich sollte nämlich gezwungen werden, zugunsten der Konföderation in den Krieg einzusteigen. Sie bezog ihre Baumwolle fortan vorwiegend aus China, Ägypten und Indien.

Die Südstaaten waren mit ihrem Versuch, die Rentenmärkte und Kapitalmärkte zu manipulieren, gescheitert.

Die Regierung des Südens war jetzt gezwungen, ungedeckte Papierdollar schlechter Qualität herzustellen. In der Folge gab es zunehmende Geldfälschung und viele Gemeinden druckten einfach auch eigene Scheine. Das Ergebnis war eine Hyperinflation von 4000 Prozent - die Wirtschaft des Südens brach noch vor der Kapitulation zusammen. Bei Kriegsende betrug der Wert des Dollars der Konföderation nur noch einen Cent.

Die Hyperinflation ist ein unbewusstes und außer Kontrolle geratenes ins Verderben führendes immer wiederkehrendes Ereignis - ausgelöst von der Zentralmacht. In den Worten von Niall Ferguson:

"Es sollte nicht das letzte Mal in der Geschichte gewesen sein, dass der Versuch, den Rentenmarkt anzuzapfen, in ruinöser Inflation und militärischer Demütigung endete."

Die ausgewiesenen Debitisten des Forums mögen bitte übernehmen.

https://www.fondsprofessionell.at/news/produkte/headline/bank-of-china-steigt-bei-roths...

https://www.campdenfb.com/article/rothschild-family-sign-historic-agreement-chinese-bank

Wie sprach Kurt Georg Kiesinger? https://www.jagdzeit.de/artikel/die-baldus-kolumne-ich-sage-nur-china-china-china-ausga...

Gruß Mephistopheles

Gruß Mephistopheles

Wo sitzen denn die Rothschilds derzeit?

Ostfriese @, Mittwoch, 20.04.2022, 19:38 vor 1337 Tagen @ Mephistopheles 3016 Views

Hallo Mephistopheles

Hauptsitz: Rothschild & Co: 23 bis avenue de Messine, 75008 Paris, Frankreich

Quelle: https://www.rothschildandco.com/en/

In https://dieblauehand.de/wer-sind-die-rothschilds/ wird das Immobilienvermögen der Rothschilds aufgelistet. Viel interessanter sind aber die Legenden, die im Zusammenhang mit ihrem unglaublichen Vermögen bis in die heutige Zeit verbreitet werden. Der 2. Satz diese Aussagen

"So konnten sie, dank eines hochprofessionellen Kuriernetzes, Gewinn aus der Schlacht von Waterloo im Jahr 1815 ziehen. Früher als das britische Kabinett unterrichtet, nutzten sie die Information, um an der Londoner Börse erfolgreich zu spekulieren."

ist inhaltlich nicht haltbar. Niall Ferguson dazu:

"Laut einer sich hartnäckig haltenden Legende verdankt die Familie Rothschild die ersten Millionen ihres Vermögens Nathans erfolgreicher Spekulation über die Auswirkung des Ausgangs der Schlacht von Waterloo auf den Kurs der britischen Staatsanleihen. Nach manchen Versionen der Geschichte soll er sogar Augenzeuge der Schlacht gewesen sein und trotz Sturms den Kanal überquert haben, um vor der offiziellen Nachricht von Wellingtons Sieg in London einzutreffen und mit seinem Anleihekauf dem steilen Kursanstieg zuvorzukommen. Das soll ihm zwischen 20 und 135 Millionen Pfund eingebracht haben. Mit der Wirklichkeit hat das alles nichts zu tun. ... Wellingtons Sieg hat den Rothschilds kein Geld eingebracht, sondern sie im Gegenteil fast ruiniert. Sie haben ihr Vermögen nicht wegen, sondern trotz Waterloo gemacht."

Nathan Rothschild hatte von der britischen Krone wegen der Finanzierung ihrer jahrelangen Kriege gegen Napoleon den Auftrag, bei Provisionen von 2 bis 6 Prozent bekommen, europaweit – trotz Kontinentalsperre – Gold und Silber aufzukaufen. Die kontinentalen Koalitionspartner wollten nämlich wegen ihrer politischen, militärischen und wirtschaftlichen Dienste in Edelmetall bezahlt werden und nicht in Pfund. Wegen der zunehmenden britischen Verschuldung fielen die Kurse der typischen dreiprozentigen '100-Pfund-consols' von Februar 1792 bis zum Beginn der Schlacht bei Waterloo am 15. Juni 1815 von 96 auf 60 Pfund. Der Aufkauf von Edelmetall wurde noch verstärkt nach der Rückkehr Napoleons (Nathan Rothschild: eine 'unerfreuliche Nachricht') von Elba am 1. März 1815 – während des Wiener Kongresses vom 18. September 1814 bis zum 9. Juni 1815 – in der Annahme, dass der kommende Krieg ein langer Konflikt werden würde – was sich beinahe als verhängnisvolle Fehleinschätzung erwies.

Die Schlacht von Waterloo (Wellington: "die knappste Sache, die man sich vorstellen kann.") endete für die Krone nach einem Tag mit dem Sieg. Was sollte jetzt mit den großen Bargeldbeständen in Edelmetallen geschehen? Die jetzt anstehende Demobilisierung führte zur Reduzierung der britischen Verschuldung und damit zur Erwartung von Nathan Rothschild des Anstieges der Renditen der 'consols'. Die Rothschilds setzten Gold und Silber zum Kauf von britischen Staatsanleihen ein. Ende 1817 verkauften sie sie mit einer Rendite von 40%. Damit war das finanzielle Fundament der Rothschild-Bank gelegt. Einfach genial und ausführlich nachzulesen bei Niall Ferguson in: 'Der Aufstieg des Geldes – Die Währung der Geschichte'

Niall Ferguson zieht in seinem Buch allen nachfolgenden Dämonisierungen und Verschwörungstheorien über den fantastischen Aufstieg der Rothschild Bank, der nur das Ergebnis geldökonomischer Gesetze war, den Boden unter den Füßen weg. Sie beschäftigte sich vorwiegend mit der Staatsfinanzierung und brachte damit auch neue Finanzinnovationen hervor. Heinrich Heine hatte das im März 1841 in Lutetia

http://www.heinrich-heine-denkmal.de/heine-texte/lutetia32.shtml

zu der anerkennenden Bemerkung veranlasst: "… wie klein der Mensch und wie groß Gott ist! Denn das Geld ist der Gott unserer Zeit, und Rothschild ist sein Prophet. …" (letzter Satz im 6. Absatz).

Napoleon konnte sich immer auswärts finanzieren ohne Binnen-Steuern zu erhöhen oder Anleihen aufzunehmen. Er finanzierte seine 'Armée d’Italie' - und seine 'Grande Armée' insgesamt - durch Raub und Ausbeutung der eroberten Gebiete und "sorgte […] dafür, dass Geld in die leeren Kassen der Regierung kam." – geraubte Edelmetalle gingen sofort in die Kriegsfinanzierung und die geraubten Kunstwerke sind heute noch in französischen Museen zu bewundern. Dagegen wurde der Krieg auf der Seite der Krone durch Anleihen finanziert – er war ein Anlageprodukt wie heute der 'War on Terror'. Die französische Ökonomie beruhte auf Raub, die britische auf Verschuldung. Bei Napoleons Abgang gab es eine Pro-Kopf-Verschuldung von 50 Fr. gegenüber einer von 1000 Fr. in England!! Was nebenbei wieder mal beweist, dass es niemals auf die Schulden, sondern auf die Verschuldungsmöglichkeiten ankommt – DEBITISMUS pur; bewiesen zuletzt durch Niall Ferguson in: The Cash Nexus, 2001.

Gruß – Ostfriese,

der gerne wissen möchte, wie die Debitisten des Forums zu Sergej Glasjews 'neuer Weltwirtschaftsordnung' stehen?

Ich denke, daß alles noch zu unkonkret ist

FOX-NEWS @, fair and balanced, Donnerstag, 21.04.2022, 09:48 vor 1336 Tagen @ Ostfriese 2495 Views

der gerne wissen möchte, wie die Debitisten des Forums zu Sergej Glasjews 'neuer Weltwirtschaftsordnung' stehen?

Ich wünschte mir, es gäbe da ein Computermodell, öffentlich zugänglich, das diese Transaktionswährung, die Zahlungs- und Warenströme mittels historischer Daten simuliert. Wie das dann mit der länderübergreifenden Kreditvergabe und auch den Handelsbilanzungleichgewichten geregelt werden soll, ist mir völlig schleierhaft.

Aus debitistischer Sicht ... warum nicht? Solange die Nachschuldnersuche klappt. [[top]]

Wenn die sich durchsetzen ist aber dottores nächste Prognose für die Tonne: Daß nämlich am Schluss alle für alle einstehen. Hier wird die Lösung "Gordischer Knoten" gewählt. :-P

Grüße

--
[image]

Afuera!

Es könnte auch sein, dass etwas passiert, das der Debitist nicht auf dem Schirm hat - es werden keine Nachschuldner mehr gesucht ....

NST @, Südthailand, Montag, 25.04.2022, 03:42 vor 1333 Tagen @ FOX-NEWS 2165 Views

bearbeitet von NST, Montag, 25.04.2022, 03:47

Aus debitistischer Sicht ... warum nicht? Solange die Nachschuldnersuche klappt. [[top]]

.... warum - weil ein kommendes Wirtschaftssystem anders organisiert wird.

Schanghai-Lockdown – China provoziert den Stillstand des Welthandels

.... das Corona Spiel wird gekontert - mit Handelssanktionen wegen Corona :-P

Die Idee als Erklärung gefällt mir sehr gut - nicht einmal einen ordentlichen Krieg kann der Westen jetzt noch führen. Nach 2 Jahren dürften diverse Rohstoffe schon sehr knapp sein - von 0815 Chips u. Kleinteile wie Nägel - gar nicht erst zu reden.
Mit der eigenen Waffe Schachmatt gesetzt .... [[top]]

Hat der Rheingold schon fertig? ..... das ging aber schnell.
Gruss

--
[image]
Jeder arbeitet im Ausmass seines Verstehens für sich selbst und im Ausmass seines Nicht-Verstehens für jene, die mehr verstehen!

Es geht (fast) immer um Nachschuldnersuche

FOX-NEWS @, fair and balanced, Montag, 25.04.2022, 08:21 vor 1333 Tagen @ NST 2073 Views

Oder platt ausgedrückt um die Frage: Muss ich selber schuften oder kann ich andere zwingen für mich zu knechten? Aufgrund des asymmetrischen Vorteils der Gewaltausübung läuft es auf letzteres hinaus. Da hast Du deine Schuldner!

Grüße

--
[image]

Afuera!

Werbung