Wie ich die USA erinnere

Manuel H., Samstag, 19.02.2022, 21:00 (vor 1403 Tagen) @ CalBaer2749 Views

Ich war in der Provinz. Dort war Washington weit weg. Die Zentralregierung wurde als ein notwendiges Übel erachtet, mit dem man eigentlich nichts zu tun haben wollte. Waffenbesitz war heilig. Die Argumentation war nicht so sehr die höhere Kriminalität, sondern eher das Bewahren der Unabhängigkeit, sollte die korrupte Zentralregierung im fernen Washington irgendwann mal erneut durchdrehen. Für Texaner war schon 1979 eine Sezession eine Denkmöglichkeit.
Dass sezionale Gedanken zu millionenfachen Tod führen wird, war den Amis allerdings auch bewusst, der Bürgerkrieg ist nicht vergessen.

Ausland ist dort schlicht unbekannt. Es gibt kein geographisches Wissen. Weniger als 5% der Bevölkerung hat einen Reisepass, da er nicht benötigt wird, man fährt nicht ins Ausland. Wenige vielleicht mal nach Kanada oder Mexiko, weil sie dort im Grenzgebiet wohnen. Nur eine ganz kleine intellektuelle Schicht wagt mal einen Trip nach Europa.

Wo Europa, Afghanistan, Ukraine, China liegen soll, wissen in Arkansas oder Ohio nicht einmal Studenten der Uni.
Das mag sich in Internet Zeiten geändert haben, zu "meiner Zeit" gab es TV und die Lokalzeitung und in beiden gab es vielleicht alle paar Wochen mal eine Nachricht über Europa im Kleingedruckten. Über Mittelamerika oder Iran öfters, weil dort die US-Militärs einschritten. "You are German. Why did we have to free you from Hitler? Now we have to constantly free people from their dictators. We are so tired of this. We want do mind our own business. Why aren't you guys able to take care of your own destiny?"

Wenn also Kanada und die USA jetzt in Notstandsgesetzen und Gewalt gegen die eigene Bevölkerung abdrehen sollte, wird das Gegenkräfte wecken, die man hier nicht kennt, Gegenkräfte gerade aus dem bürgerlich, braven, ordentlichem Lager.


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