Rostock gestern // Singen statt skandieren

randomizer, Dienstag, 01.02.2022, 02:20 (vor 1420 Tagen) @ Plancius4138 Views

Hallo Plancius!

In Rostock wurde die traditionelle Montagsdemo am heutigen Montag, wie auch vergangene Woche verboten. Auch einige Eil-Versammlungen sind für den heutigen Tag sind verboten worden. Einsprüche am Verwaltungsgericht waren auch erfolglos.

Daß die Demo am vergangenen Montag auch schon verboten war, erfahre ich jetzt erst von Dir, dafür war am 24. Januar jedoch erstaunlich viel los.

Ein massives Polizeiaufgebot von vielen Hundert Polizisten aus M-V und S-H wurde für heute aufgefahren, um unangemeldete Spaziergänge zu verhindern und im Keim zu ersticken. Einige wenige aufrechte Hundert Spaziergänger haben sich dennoch verteilt im Stadtgebiet zusammengefunden, um ihre Grundrechte auf der Straße einzufordern.

Ja, gestern war deutlich mehr Polizei im Einsatz als in der Vorwoche, gefühlt sogar beinahe mehr Polizisten als Spaziergänger. Die letzte Woche noch zahlreichen Megaphone wurden diesmal anscheinend allesamt beschlagnahmt, ich sah/hörte zumindest keines. Die Zahl der gestrigen Spaziergänger schätze ich auf knapp 1/10 der Vorwoche.

Die massive Polizeipräsenz hat jedoch ihre Wirkung nicht verfehlt und so ist der Widerstand auf der Straße in sich zusammengebrochen.

Das stimmt schon, aber vielleicht bist Du zu etwas zu streng mit den Abwesenden. Immerhin ist tiefster Winter und die diesmal Daheimgebliebenen hören ja nicht plötzlich auf, Oppositionelle, Rebellen und Widerständler zu sein.

Viele wie ich sind stinksauer, sind sie doch in den vergangenen Monaten bis zu 100 km nach Rostock gefahren, um die dortige Demo zu stärken. Die Sachsen oder Baden-Württemberger machen es vor. Wird in einer Stadt massive Polizeipräsenz erwartet, lässt man die Polizei dort ins Leere laufen und fährt einfach in eine benachbarte Stadt.

Ernst gemeinte Frage: woher kann man denn vorab die verstärkte Polizeipräsenz erfahren? Vielleicht noch zum Verständnis: Großstädter, zumal Innenstädter, verzichten häufig auf ein eigenes Auto: in meiner Nachbarschaft und in meinem Freundeskreis hier besitzt praktisch niemand eine eigene Karre und die Wenigen mit Dienstwagen fluchen über die ständige Parkplatznot in der City.

Lokale Hetzpresse:

Auf der Titelseite der Ostseezeitung wurden die Querdenker gestern übrigens besonders perfide verunglimpft: Eine dunkelhäutige junge Frau, Alina aus Köln, wohnhaft in der Rostocker Innenstadt, "fühle sich von den rechten Querdenkern bedroht". Oje, denkt der Leser, wurde sie etwa persönlich Opfer von Gewalt oder erlebte sie xenophobe Anfeindungen aus dem Umfeld der Demonstranten heraus? Nein, keineswegs, darüber weiß bzw. schreibt die Ostseezeitung gar nichts. Der Artikel (auf der Titelseite!) rückt also die Montagsdemonstranten faktenfrei in ein fremdenfeindliches, rechtsradikales Licht, einzig aufgrund der rein abstrakten Furcht (nur in ihrem Kopf) eines dunkelhäutigen Mädchens, wobei ihr diese unbegründete Angst ja auch noch von den selben Medien suggeriert wurde (Demonstranten>Querdenker>Rechte>fremdenfeindlich>gewalttätig), die ihre ereignislose "Geschichte" nun instrumentalisieren. Ein neuer Tiefpunkt der Lokalpresse.

Singen statt skandieren:

Die üblichen Rufe "Frieden, Freiheit, Selbstbestimmung" sind zwar in Ordnung, aber die Wirkung einer passenden ohrwurmigen Hymne (à la "Danser encore" bei den Gelbwesten) wäre hundertfach mächtiger. Im Sommer 2020 hatte ich anläßlich der ersten Querdenker-Demos schon mal begonnen, den Ost-Ohrwurm "Alt wie ein Baum..." neu zu texten ("Wir sind das Volk..."). Vielleicht ist die Zeit jetzt reif, solches nochmal in Angriff zu nehmen.

Viele Grüße!
randomizer


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