Ihre Sorge ehrt Sie! Aber:
Sehr geschätzter Diogenes Lampe,
vielen Dank für diese Arbeit! Ich warte gespannt auf die Fortsetzungen.
Bitte nimm das Folgende nur als die Meinung eines einzigen Lesers, und nicht als Kritik, oder gar Ablehnung!Ich bin 64, humanistisch geschult, Bücherleser. Ich kann fünfzeiligen Sätzen folgen, wenn auch mit einiger Anstrengung, die ich aber gerne erbringe.
Was aber ist mit der jetzigen Generation? Die oft nur noch einen Zweizeiler erfassen kann, der auf ein Handydisplay passt? Ich denke, das ist keine Minderheit, die Verdummung wurde lange genug betrieben.Man könnte sagen, egal, das wäre eh Perlen vor die Säue. Aber wenn „wir“ die nicht mitnehmen, dann müssen „wir“ die auch manipulieren, so, wie sie jetzt manipuliert werden. Die Frage ist also, ob man eine Chance sieht, sie mitzunehmen.
Ihre Sorge ehrt Sie! Doch mit Verlaub: Das scheint mir eine Frage der Konzentrationsfähigkeit zu sein. Ihr Einwand ist sicher berechtigt, wenn ich "manipulieren" hier nur im Wortsinn wertungsfrei als "Handhabung" nehme. Ich könnte also einen journalistischen Stil annehmen, populärer schreiben, die Denknahrung am besten noch vorkauen, damit ein Satz auf's Display geht. Und ja, manche Sätze sind noch immer ziemlich verschachtelt. Aber dennoch: Ich schreibe nach meinem ganz persönlichen Sprachgefühl und weder für Kunden noch Konsumenten. Und wie Sie ja wissen, gilt: Es jeden Menschen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann. Mitnehmen, im Sinne von überreden, will ich erst recht niemanden. Was Sie da verlangen, wäre imgrunde, mich von Leuten manipulieren zu lassen, die nicht bereit sind, ihre eigenen Denkleistungen einzubringen, wenn sie einen Text wie meinen lesen. Jeder, der Dumme wie der Gescheite, der Mutige wie der Ängstliche bleibt objektiv selbstverantwortlich in dieser seiner Welt des Verstehens.
Mal ganz prinzipiell: Wer meine Texte lesen und verstehen will, der muss sicher kein Abitur haben, nicht mal ein heutiges, doch ihm bleibt nicht erspart, je nach eigenem Wissensstand einen gewissen Eigenaufwand zu betreiben, um seine Bildungslücken zu schließen, die ihm bei der eigenen Lektüre aufgefallen sind. So halte ich es mit meinen auch. Oder er benennt meine, so er auf solche stößt, wofür ich immer dankbar bin. So lerne ich bis zum letzten Atemzug. Die eigene Denkleistung kann ich nur dem ersparen, der aufhört, meine Artikel zu lesen. Und wie Sie wissen, bin ich jederzeit für Nachfragen offen, so sie redlich sind und beantworte sie gerne. Dumme Fragen gibt es da für mich schon mal, aber auch mit denen setzte ich mich auseinander, wenn es sich lohnt, d.h., wenn der Fragende ehrlich und aufgeschlossen zu sein scheint.
Ich würde die jetzige Generation auch nicht als "Generation Doof" verallgemeinern. Wie in jeder anderen gibt es da sicher eine Majorität von Tröpfen aber auch eine Minderheit von klugen und verständigen, jungen und neugierigen Leuten, die sogar in Neukölln trotz der gegenwärtigen Bildungsmisere dort heranwachsen, erwachsen werden und dabei immer verständiger und klüger. So wie wir seinerzeit in unserem Milieu. Tröpfe bleiben natürlich Tröpfe. Aus Krähen lassen sich keine Paradiesvögel machen. Wer gerade so den Plot der Lindenstraße erfassen kann, wird natürlich immer große Schwierigkeiten haben, wenn er sich an Titus Andronicus versucht. Dabei würde er allerdings schon allein um des mutigen Versuches Willen dennoch meine ganze Hochachtung haben.