Aber, so wie Du das schilderst, wird das keine Nachwehen haben. Ich hatte mal ein ähnliches Erlebnis in Siebenbürgen, vor vielen Jahren.
Da gibts meine Bücherecke, ich hab ja auch im Wohnzimmer, dessen Fenster zur Straße gehen, meine Audio-Anlagen mit allen Pi-Pa-Pos. In der Bücherecke, - von der Straße aus gesehen - kann man ein Bild von Adolf selig erkennen. Es ist ein Aquarell, von einem ehemaligen SS-Mann für mich extra gemalt, der schon lange verstorben ist.
Natürlich respektiere ich die Leute, die meine Beweggründe nicht nachvollziehen können, aber ich stehe nach wie vor dazu. Der Mann hat mir als Hobbymaler vor meinem Umzug nach Rumänien angeboten, mir ein Bild zu malen, das ich zur Erinnerung an ihn mitnehmen sollte. Ich sollte mir ein Motiv wünschen. Da ich mich oft sehr lange mit ihm über die NS-Zeit unterhalten habe, viel Einblick dadurch bekommen habe und wir ein hervorragendes Verhältnis miteinander gepflegt haben, nahm ich das Angebot dankend an.
Dazu gehörte er zu den Personen, denen ich mich nicht getraue, von der Redlichkeit her das Wasser zu reichen. Es war auf der Poststelle damals im Krieg, und als Sudetendeutscher war er gezwungen, in die SS einzutreten, - das war damals so.
Um mir immer vor Augen zu halten, dass jegliche pauschalierte Vorurteile über Menschen Unsinn sind, weil man erst denjenigen genau kennen muss, um urteilen zu können, habe ich mir von ihm dieses Aquarell mit dem Thema "Adolf" gewünscht, und auch bekommen. Er meinte zwar, dass ich verrückt wäre, aber er malte mir das. Als er später verstarb, fügte ich in die rechte untere Ecke des Bildes den Nachruf ein.
Nun zum Thema:
Als ich bei offenem Fenster auch mal Marschmusik gehört habe, ist da jemand draußen vorbeigegangen und hat sich Musik und Aquarell zu seinem "Bild" zusammengemalt. Ein paar Tage später war jemand von der SRI (Nachfolgeorganisation der Securitate)bei mir "zu Besuch". Zwar unangemeldet, aber höflich.
Auf seine Fragen hin gab ich ihm die entsprechenden Antworten, er schüttelte nur den Kopf, lachte über die Beschuldigungen, wir tranken Kaffee und unterhielten uns über andere Dinge. Unser Verhältnis begann sich nach - oder aufgrund - dieses Vorfalls zu vertiefen, seine später geborene Tochter ist mein Patenkind.
Nun muss man aber auch wissen, dass in Rumänien die Meinungsfreiheit ein heiliges Gut ist. Ich kann mir ein Hitlerbild, oder eines von Stalin, oder eines von Ceausescu in die Hände nehmen, hochhalten und durch die Stadt spazieren, - kein Mensch wird mich aufhalten, auch keine Ordnungshüter. Vielleicht wird der eine oder andere über mich dann lächeln oder irgendeine Bemerkung machen, - aber niemand wird mich anfeinden oder mich bei Behörden denunzieren, - die ohnehin dann nichts unternehmen würden.
Sämtliche Meinunge, die ich publiziert habe, auch die Offenen Briefe an den Präsidenten oder andere Institutionen wie Botschaften, etc., hatten keinerlei Nachwehen für mich. Publizierte Meinungen im deutschsprachigen facebook wurden fallweise von den Zensoren moniert, rumänischsprachige niemals.
Das nur als persönliche Einschätzung in Rumänien und zum Vergleich. Ich denke mir, das es in Tschechien nicht anders sein wird. Meine persönlichen Erlebnisse als Organisator von Jugendbegegnungen von Sudetendeutschen und Tschechen in der Zeit des Kommunismus (und da war ich mehrere Male drüben) gehen genau in diese Richtung.
Auch mit einem Offizier an der Grenze hatte ich mal eine längere Diskussion, als man auf der Hutablage im Auto eine Schallplatte mit Sudetendeutschen Heimatliedern gesehen hatte. Klar war damals das Wort "sudetzki" ein rotes Tuch für die Grenzer, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass wir alle nur Menschen sind, je nachdem wir uns dem andern gegenüber verhalten. Auch bei ideologischen Unterschieden.
Als ich damals, ich glaube es war 1987, (vielleicht) aufgrund meiner Initiative zur Verständigung der Jugend vom tschechischen Kulturinstitut zum Folklorefest nach Strasnitz eingeladen wurde, und der Kulturminister saß gerade vor mir auf der Tribüne, da merkte ich schon, dass eigentlich niemand so recht ein Interesse an Konfrontation hatte.