Aus aktuellem Anlaß ein "Insiderbrief" zur Situation an den Hochschulen im englischsprachigen Raum.....
Ich hatte vor einigen Tagen meiner Tochter die Bundestagsrede von Alice Weidel verlinkt und ihr geschrieben, dass sie sich auch die darauf folgenden Reden von C. Lindner und Laschet anhören sollte. Da sie sich jedes Mal vor der Wahl mit den Programmen der bekannten Parteien beschäftigt, um sich zu orientieren, tat sie dies auch vor dieser Wahl (ist ihre 2. Wahl). Beim Gespräch mit Freunden und Bekannten in Freiburg äußerte sie, dass sie sich die Rede von Weidel angehört hatte und sich auch das Wahlprogramm der AfD durchgelesen hatte. Das Thema Bildungspoltik schien sie besonders interessiert zu haben. Das äußerte sie auch. Mit dem Shitstorm und dem Geschrei und Pöbeln der "Freunde" hatte sie allerdings wohl nicht gerechnet. Da sie eine dunklere Hautfarbe hat, warf man ihr nicht direkt Rassismus vor, aber alles mögliche andere unterstellte man ihr lautstark.*)
Obwohl sie sagte, dass sie weder die AfD wählen wolle, noch einen Wahlaufruf gemacht hat, sondern einfach über das dort behandelte Thema "Bildung" sprechen wollte, nützte das nichts.
Offenbar hat das Ereignis sie so tangiert, dass sie mir heute den unten zitierten Text zusandte. Ich weiß seit Jahren, dass die Zustände an vielen englischsprachigen Universitäten die schlichte HÖlle sind. Und ich fürchtete, dass diese Zustände auch hier bei uns eintreten. Aber lest selbst:
"........, [11.09.21 16:20]
Ich habe Professor Boghossians "Grievance Studies Affair" 2019 in meiner Masterarbeit zitiert. Da ging es u. A. darum, dass Studenten und Fakultätspersonal mehr und mehr durch Ideologie, anstatt durch wissenschaftliche Standards gelenkt werden (ich habe übrigens nur eine 4,0 bekommen; vermutlich habe ich nach Ansicht meines Professors die falschen Ansichten vertreten?).
Professor Boghossians Rücktritt ist ein weiterer Rückschlag im Kulturkampf...
Sehr geehrte Prorektorin Susan Jeffords,
ich schreibe Ihnen heute, um mein Amt als Assistenzprofessor für Philosophie an der Portland State University niederzulegen.
Über die letzten zehn Jahren hinweg hatte ich das Privileg, an dieser Universität zu lehren. Meine Fachgebiete sind kritisches Denken, Ethik und die Sokratische Methode. Ich unterrichte Fächer wie Wissenschaft und Pseudowissenschaft und Bildungsphilosophie. Aber neben der Auseinandersetzung mit klassischen Philosophen und traditionellen Texten habe ich eine Vielzahl von Gastdozenten eingeladen, um in meinen Seminaren zu sprechen. Die Gäste reichten von Menschen, die glauben, die Erde sei flach, christlichen Apologeten bis hin zu Klimaskeptikern und Occupy-Wall-Street-Anhängern. Ich bin stolz auf meine Arbeit.
Ich habe diese Redner nicht eingeladen, weil ich mit ihren Weltanschauungen einverstanden war, sondern in erster Linie, weil ich es nicht war. In diesen chaotischen und schwierigen Gesprächen habe ich das Beste gesehen, was unsere Studenten erreichen können: Sie hinterfragen ihre Überzeugungen und respektieren gleichzeitig die Andersgläubigen; sie bleiben auch in schwierigen Situationen ruhig und ändern sogar ihre Meinung.
Ich habe nie geglaubt – und tue es bis jetzt nicht –, dass der Zweck der Lehre sei, meine Studenten zu einem bestimmten Ergebnis zu führen. Vielmehr wollte ich die Voraussetzungen für ein kritisches Denken schaffen und ihnen helfen, sich das Rüstzeug anzueignen, um nach eigenen Schlussfolgerungen zu suchen. Das ist der Grund, warum ich in die Lehre gegangen bin und warum ich das Unterrichten liebe.
Doch die Universität hat diese Art der intellektuellen Erkundung Stück für Stück unmöglich gemacht. Sie hat eine Bastion der freien Forschung in eine Fabrik für soziale Gerechtigkeit verwandelt, deren einziger Input Rasse, Geschlecht und Opferrolle und deren einziger Output Missgunst und Spaltung sind.
Den Studenten an der Portland State University wird nicht beigebracht zu denken. Sie sollen vielmehr die moralische Gewissheit von Ideologen nachahmen. Fakultät und Verwaltung haben den Auftrag der Universität, nach Wahrheit zu suchen, aufgegeben und fördern stattdessen die Intoleranz gegenüber abweichenden Überzeugungen und Meinungen. Hier ist eine Kultur der Beleidigung entstanden, in der Studenten nun Angst haben, offen und ehrlich zu sprechen.
Ich habe während meiner Zeit an der Portland State University schon früh Anzeichen für einen Illiberalismus gesehen, der die Hochschule mittlerweile völlig vereinnahmt hat. Ich habe Studenten erlebt, die sich weigerten, sich mit anderen Standpunkten auseinanderzusetzen. Fragen von Dozenten bei Diversity-Trainings, die offiziell gebilligte Narrative infrage stellten, wurden sofort abgelehnt. Diejenigen, die Beweise zur Rechtfertigung neuer institutioneller Maßnahmen forderten, wurden der Mikroaggression beschuldigt. Und Professoren wurden rassistischer Vorurteile beschuldigt, wenn sie mit kanonischen Texten arbeiteten, die zufällig von europäischen und männlichen Philosophen stammten.
Die Systematik dahinter war mir zunächst nicht klar, und ich glaubte, diese neue Kultur infrage stellen zu können. Also begann ich, Fragen zu stellen. Was beweist, dass Triggerwarnungen und „Safe Spaces“ zum Lernprozess der Studenten beitragen? Warum sollte das Rassenbewusstsein die Brille sein, durch die wir unsere Rolle als Pädagogen sehen? Wie haben wir entschieden, dass „kulturelle Aneignung“ unmoralisch ist?
[11.09.21 16:20]
Anders als meine Kollegen habe ich diese Fragen laut und öffentlich gestellt.
Ich beschloss, die neuen Werte genau zu betrachten, die die Portland State University und so viele andere Bildungseinrichtungen einhüllten – Werte wie Vielfalt, Gleichberechtigung und Integration, die wunderbar klingen, aber in Wirklichkeit vielleicht genau das Gegenteil sind. Je mehr ich aus den Primärquellen las, die von den Anhängern der neusten Theorien verwendet wurden, desto mehr vermutete ich, dass ihre Schlussfolgerungen nur die Postulate einer Ideologie widerspiegelten und nicht auf Beweisen basierende Erkenntnisse waren.
Ich verntzte mich mit Studentengruppen, die ähnliche Bedenken hatten, und lud Gastredner ein, die diese Themen aus einer kritischen Perspektive beleuchteten. Und mir wurde immer klarer, dass die illiberalen Vorfälle, die ich im Laufe der Jahre beobachtet hatte, keine Einzelfälle, sondern Teil eines institutionsweiten Problems waren.
Je mehr ich mich zu diesen Themen äußerte, desto mehr Repressalien sah ich mich ausgesetzt.
Zu Beginn des akademischen Jahres 2016/17 beschwerte sich ein ehemaliger Student über mich, und die Universität leitete eine Untersuchung nach Titel IX ein. (Titel-IX-Untersuchungen sind Teil eines Bundesgesetzes zum Schutz von „Menschen vor Diskriminierung aufgrund des Geschlechts in Bildungsprogrammen oder -aktivitäten“, die bundesstaatlich finanziell unterstützt werden.) Mein Ankläger, ein weißer Mann, erhob eine Reihe unbegründeter Anschuldigungen gegen mich, die ich aufgrund der Vertraulichkeitsregeln der Universität leider nicht näher erläutern kann. Was ich mitteilen kann ist, dass mir meine Studenten, die während des Prozesses befragt wurden, sagten, der Ermittler für Titel IX habe sie gefragt, ob sie etwas darüber wüssten, dass ich meine Frau und meine Kinder geschlagen habe. Diese entsetzliche Anschuldigung wurde bald zu einem weitverbreiteten Gerücht.
Bei Titel-IX-Untersuchungen gibt es kein ordentliches Gerichtsverfahren, sodass ich keinen Zugang zu den einzelnen Anschuldigungen und keine Möglichkeit hatte, meinen Ankläger zu konfrontieren. Ich hatte keine Gelegenheit, mich zu verteidigen. Schließlich wurden die Ergebnisse der Untersuchung im Dezember 2017 bekannt gegeben. Dies sind die letzten beiden Sätze des Berichts: „Global Diversity & Inclusion stellt fest, dass es keine ausreichenden Beweise dafür gibt, dass Boghossian gegen die PSU-Richtlinie zu verbotener Diskriminierung und Belästigung verstoßen hat. GDI empfiehlt, dass Boghossian ein Coaching erhält.“
Es gab nicht nur keine Entschuldigung für die falschen Anschuldigungen, sondern der Ermittler teilte mir auch mit, dass es mir in Zukunft nicht erlaubt sei, meine Meinung über „geschützte Klassen“ (Gruppen von Menschen mit einem gemeinsamen Merkmal, die in den USA und Kanada aufgrund dieses Merkmals, z.B. Hautfarbe, Geschlecht, Behinderung oder Alter, gesetzlich vor Diskriminierung am Arbeitsplatz geschützt sind, Anm. der Redaktion) zu äußern oder so zu lehren, dass meine Meinung über geschützte Klassen bekannt werden könnte – eine bizarre Schlussfolgerung für absurde Anschuldigungen. Universitäten können ideologische Konformität allein durch die Androhung solcher Untersuchungen erzwingen.
Ich kam schließlich zu der Überzeugung, dass korrumpierte wissenschaftliche Gremien dafür verantwortlich waren, dass radikale Abweichungen von der traditionellen Rolle der Liberal Arts Schools und der grundlegenden Höflichkeit auf dem Campus gerechtfertigt wurden. Es war dringend notwendig zu zeigen, dass Arbeiten, die der herrschenden Moral entsprechen – egal, wie absurd – veröffentlicht werden konnten. Ich glaubte damals, dass ich, wenn ich die theoretischen Schwächen dieser Literatur aufdecken würde, der Universitätsgemeinschaft helfen könnte, den Bau von Gebäuden auf solch wackligem Grund zu vermeiden.
[11.09.21 16:20]
Also war ich 2017 Mitverfasser einer absictlich verschwurbelten, von Experten begutachteten Arbeit, mit der ich die neue Orthodoxie aufs Korn nahm. Der Titel lautete: „The Conceptual Penis as a Social Construct“. Dieses Beispiel für Pseudo-Wissenschaft, das in den Cogent Social Sciences veröffentlicht wurde, behauptete, dass Penisse Produkte des menschlichen Geistes und für den Klimawandel verantwortlich seien. Unmittelbar danach habe ich den Artikel als Falschmeldung entlarvt, der die Schwächen des Peer-Review-Systems und des akademischen Publikationswesens aufzeigen sollte.
Kurz darauf tauchten in zwei Badezimmern in der Nähe des Fachbereichs Philosophie Hakenkreuze mit meinem Namen darunter auf. Sie tauchten gelegentlich auch an meiner Bürotür auf, in einem Fall zusammen mit Säcken voller Fäkalien. Unsere Universität blieb still. Wenn sie handelte, dann nur gegen mich, nicht gegen die Täter.
Ich glaubte weiterhin, vielleicht naiv, dass ich die Universität von ihrem Wahnsinn abbringen könnte, wenn ich das fehlerhafte Denken, auf dem die neuen Werte der Portland State beruhen, aufdecken würde. Im Jahr 2018 war ich Mitverfasser einer Reihe absurder oder moralisch verwerflicher Artikel in Fachzeitschriften, die sich mit Rassismus und Gendertheorie befassten. In einem davon argumentierten wir mit einer Vergewaltigungsepidemie unter Hunden in Hundeparks und schlugen vor, Männer genauso an die Leine zu nehmen, wie wir es mit Hunden tun. Wir wollten damit zeigen, dass bestimmte Arten von „Wissenschaft“ nicht auf der Suche nach der Wahrheit, sondern auf der Förderung sozialer Missstände beruhen. Diese Weltanschauung ist nicht wissenschaftlich, und sie ist nicht rigoros.
Die Verwaltung und die Fakultät waren über diese Artikel so verärgert, dass sie einen anonymen Artikel in der Studentenzeitung veröffentlichten und die Portland State University eine formelle Anzeige gegen mich erstattete. Ihr Vorwurf? „Fehlverhalten in der Forschung“, basierend auf der absurden Prämisse, dass die Redakteure der Zeitschriften, die unsere absichtlich gestörten Artikel akzeptierten, „menschliche Versuchspersonen“ seien. Ich wurde für schuldig befunden, keine Genehmigung für Experimente an menschlichen Versuchspersonen erhalten zu haben.
Währenddessen nahm die ideologische Intoleranz an der Portland State weiter zu. Im März 2018 störte ein Lehrstuhlinhaber eine öffentliche Diskussion, die ich mit der Autorin Christina Hoff Sommers und den Evolutionsbiologen Bret Weinstein und Heather Heying führte. Im Juni 2018 löste jemand während meines Gesprächs mit dem bekannten Kulturkritiker Carl Benjamin den Feueralarm aus. Im Oktober 2018 riss ein Aktivist die Lautsprecherkabel heraus, um eine Diskussionsrunde mit dem ehemaligen Google-Ingenieur James Damore zu unterbrechen. Die Universität unternahm nichts, um dieses Verhalten zu unterbinden. Niemand wurde bestraft oder gemaßregelt.
Die darauffolgenden Jahre waren für mich von anhaltenden Schikanen geprägt. Auf dem Campus fand ich Flyer, auf denen ich mit einer Pinocchio-Nase abgebildet war. Auf dem Weg zum Unterricht wurde ich von Passanten bespuckt und bedroht. Studenten informierten mich darüber, dass meine Kollegen ihnen rieten, meine Kurse zu meiden. Und natürlich wurde ich einer weiteren Untersuchung unterzogen.
Ich wünschte, ich könnte sagen, dass das, was ich hier beschreibe, keinen persönlichen Tribut gefordert hat. Aber es hat genau den Tribut gefordert, der beabsichtigt war: ein zunehmend unerträgliches Arbeitsleben, und das ohne den Schutz einer Festanstellung.
Hier geht es nicht um mich. Es geht um die Art von Institutionen, die wir wollen, und um die Werte, die wir wählen. Jede Idee, die die menschliche Freiheit vorangebracht hat, ist immer und ohne Ausnahme zunächst verurteilt worden. Als Einzelpersonen scheinen wir oft nicht in der Lage zu sein, uns an diese Lektion zu erinnern, aber genau dafür sind unsere Institutionen da: um uns daran zu erinnern, dass die Freiheit, Fragen zu stellen, unser Grundrecht ist.
[11.09.21 16:20]
Bildungseinrichtungen sollten uns daran erinnern, dass dieses Recht auch unsere Pflicht ist.
Die Portland State University hat bei der Erfüllung dieser Pflicht versagt. Damit hat sie nicht nur ihre Studenten im Stich gelassen, sondern auch die Öffentlichkeit, die sie unterstützt. Ich bin zwar dankbar für die Möglichkeit, über ein Jahrzehnt an der Portland State University gelehrt zu haben, doch ist mir klar geworden, dass diese Einrichtung kein Ort für Menschen ist, die frei denken und Ideen erforschen wollen.
Dieses Ergebnis habe ich nicht gewollt. Aber ich fühle mich moralisch verpflichtet, diese Entscheidung zu treffen. Zehn Jahre lang habe ich meinen Studenten beigebracht, wie wichtig es ist, nach seinen Prinzipien zu leben. Eines meiner Prinzipien ist es, unser System der liberalen Bildung gegen diejenigen zu verteidigen, die es zerstören wollen. Wer wäre ich, wenn ich das nicht täte?
Mit freundlichen Grüßen,
Peter Boghossian......."
Anmerkung:
* Meine Tochter wuchs in einem Land der 3. Welt auf und wurde von mir als Kind adoptiert. Sie hat dadurch erheblich mehr "Basis- Realitätskontakt", als die in der Regel verwöhnten, ziemlich unwissenden Kinder und Jugendlichen der westlichen Mittelschichten, die sich "Pseudo-Probleme" suchen, weil sie bisher kaum echte Probleme hatten. Das, was hier in D abläuft (auch bei ihren gleichaltrigen Cousinen) ist für sie schwer verständlich. Zu verstehen ist es nur, wenn man weiß, unter welchem "Gesinnungsdruck" die Hochschullehrer stehen, die dazu beiträgen, dass eine ganze Generation "ideologisiert" wird und kaum über echten Realitätssinn verfügt. Kaum einer von denen weiß, wo das Geld herkommt, wo das Essen herkommt, wo die Kleider herkommen, wo die Energie zum Heizen herkommt. Sie wissen auch nicht, dass "man", wenn man sich diese Dinge irgendwo auf der Welt "kaufen" möchte, eine Gegenleistung erbringen muss. Derzeit wird diese Gegenleistung - Geld und Kredit - noch international akzeptiert..... aber was ist, wenn wir keine ECHTEN Gegenleistungen mehr anbieten können. Die Uhr tickt und ARTE bereitet die Menschen bereits mental darauf vor. Die neue Serie zur postapokaliptischen Welt "ohne Erwachsene"....
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